Beim VPR ist Masternak kein unbeschriebenes Blatt, und auch in der Busbranche kennt sich der 40-Jährige hervorragend aus. Studiert hat er einst Tourismus- und Eventmanagement. Jugendreisen avancierten anschließend beim Reiseveranstalter Fun-Reisen – später Akzente Reisen – zu seinem Steckenpferd. Als die Firma von Meyering Reisen übernommen wurde, tauchte Maurice Masternak in die Busbranche ein – und in das, was Busunternehmer beschäftigt, bewegt und antreibt. Das legte den Grundstein für alles, was danach noch kommen sollte.
Masternak wechselte zu den Ahorn Hotels & Resorts, die sich speziell im Busmarkt stärker etablieren wollten. „Vor über zwölf Jahren war das“, erinnert er sich. „Ich fing dort als Sales Manager Tour and Travel an, wechselte 2014 in die Position des stellvertretenden Sales Directors und stand damit vor der Herausforderung, am Vorabend der Digitalisierung zu ersinnen, wie die Ahorn Hotels & Resorts ihre Auslastungsziele erreichen könnten: mittels eines Business-Mixes 4.300 Betten in ländlichen Regionen zu belegen, durch alle Jahreszeiten hindurch.“
„Ich habe damals einen Katalog entwickelt, der schließlich Teil eines Gesamtkonzeptes wurde, das sogar mit einer Nominierung für den ‚Roten Bus‘ in der Kategorie ‚Bestes Marketingkonzept‘ ausgezeichnet wurde“, erzählt Masternak. Der Preis wurde unter der Schirmherrschaft des RDA herausgegeben. „Der Katalog hatte Ergänzung durch eine Website und einen Newsletter erfahren und auch einen speziellen Login für Bus- und Gruppenreiseveranstalter bekommen, die auf der Homepage kostenlos exklusive Informationen abrufen konnte. Heute ist das selbstverständlich, aber damals war das echt innovativ.“
Geheimnis „Extra-Reisegrund“
Innovativ war auch, was sich Masternak mit seinem Team ausdachte, um die Ahorn Hotels & Resorts als solche zu Magneten für die Bus- und Gruppentouristik zu machen. „Die grundlegende Infrastruktur war vorhanden“, so Masternak, „es bedurfte aber einer höheren bzw. einer mehr an der Zielgruppe ausgerichteten ‚Gesamt-Attraktivität‘ der Häuser.“ Die Unternehmer brauchten sozusagen Extra-Reisegründe, damit „unter dem Ahorn“ auch das zu finden war, was speziell Gruppenreisende suchen. „Für Busgruppen haben wir deshalb noch einmal ganz eigene Pakete geschnürt.“ Die Unternehmer konnten diese als Ganzes in Anspruch nehmen, Unterkunft, Gastronomie und fertig vorbereitete Ausflüge und Events inklusive. Sogar die Busse der Unternehmer rückten dabei ins Rampenlicht. „Ein Event war beispielsweise die ‚Bus-Taufe‘. Wenn Unternehmer ein neues Fahrzeug angeschafft hatten, boten wir ihnen die Möglichkeit, mit ausgewählten Gästen zu uns zu kommen und rund um das neue Fahrzeug ein Erlebnis zu gestalten.“
Via Katalog und Website bekamen die Unternehmer zudem die Chance, aus unterschiedlichen Perspektiven heraus nach Reisepaketen zu suchen, die zu ganz bestimmten Bedürfnisse passten. Frei nach dem Motto „ich habe einen leeren Bus, wo könnte ich denn mal hinfahren“ oder auch „ich will im Juni nach Sachsen, was hat das Ahorn Hotel dort denn in dieser Zeit zu bieten“. Heutzutage ist das alles kein Hexenwerk mehr, den anfänglichen Spagat zwischen on- & offline gestaltete Masternak aber maßgeblich mit. Im gleichen Zeitraum knüpfte er Verbindung zum VPR, ließ sich bei der Wahl des Präsidiums aufstellen und arbeitete über sieben Jahre lang ehrenamtlich für den Verband. Auch sein Wirkungskreis bei den Ahorn Hotels & Resorts wandelte sich noch einmal: Masternak verließ dort den Bereich Vertrieb und wurde vor zweieinhalb Jahren Director of Business Development. Künstliche Intelligenz, Robotik und Digitalisierung enterten seinen Verantwortungsbereich. Er führte Roboter im Service ein, implementierte ChatGPT in die Kampagnengestaltung auf Social Media und sorgte durch KI-Lösungen für die Optimierung der Dienstplangestaltung über alle Häuser der Marke Ahorn hinweg. „Die KI kann Dinge, die kein Schichtleiter leisten kann, vor allem nicht in so komplexen Strukturen wie großen Hotels mit mehreren Hundert Mitarbeitern“, sagt Masternak. „Die KI hat sämtliche Vertragsmodelle im digitalen ‚Kopf‘, ‚weiß‘ wer wie viele Mehr- und Minusstunden sowie Teildienste abgeleistet hat, kann Schichten unter Berücksichtigung der gesamten Arbeitszeiterfassungsdaten planen und Dienstverteilungen und freie Tage gerechter zusammenstellen. Und selbst das ist längst nicht alles.“
Die Erfahrung kommt mit
Masternak lässt bei den Ahorn Hotels & Resorts eine Menge Dinge zurück, in die sein Herzblut geflossen ist. „Da steckt schon ein Teil von mir in dem, was ich für den VPR aufgebe“, gibt er zu. „Aber deswegen geht es ja nicht verloren. Es bleibt – und mir bleibt der Schatz an Erfahrungen, die ich sammeln durfte.“ Und die er jetzt in den Dienst vieler Paketreiseveranstalter stellen will. Als Mitglied des VPR-Präsidiums hatte sich Masternak anfangs im Bereich Nachhaltigkeit engagiert, später dann die Weiterentwicklung von Veranstaltungen übernommen, darunter der VIP-Treff und die gemeinsame Party von VPR und RDA auf dem RDA-Workshop.
Offiziell in sein neues Amt als VPR-Geschäftsführer eingeführt wird Maurice Masternak auf der Mitgliederversammlung am 3. und 4. April in Bonn. Mit seiner Amtseinführung wechselt auch die Geschäftsstelle ihren Standort von München nach Berlin, wo Masternak lebt. Seinen ersten Arbeitstag beim VPR hat er bereits am 1. April. Zunächst will er sich mit allen Abläufen und Erforderlichkeiten vertraut machen. Da anlässlich der Mitgliederversammlung auch ein neues Präsidium gewählt wird, sind Vorhaben und Aufgaben noch nicht gänzlich konkretisierbar. „Das werden Präsidium und Geschäftsleitung gemeinsam festlegen“, sagt Masternak. In jedem Fall wird aber zu entwickeln sein, wie sich der VPR künftig weiter aufstellen will, auch und gerade vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Lage in Deutschland und der Welt.
Geopolitik trifft Verbandsarbeit
„Es gilt, den Verband in diesen aus vielen Gründen herausfordernden Zeiten auf wirtschaftlich tragfähigen Füßen zu halten und zukunftsfähig zu machen. „Für Themen, die aus den geopolitischen Unruhen resultieren können, für europäische oder nationale gesetzliche Veränderungen oder auch für neue bürokratische Verordnungen sollten wir gewappnet sein, unabhängig von den sonstigen Fragestellungen, die auf die Paketer und Touristiker gegebenenfalls zukommen können“, so Masternak. „Der VPR braucht eine starke Stimme, um auf allen relevanten Ebenen mitgestalten zu können. Das wird sicher einen Schwerpunkt in meiner künftigen Arbeit darstellen.“
In der Pflicht sieht sich Masternak in erster Linie den VPR-Mitgliedern gegenüber. „Es sind die Mitglieder, die gemeinsam festlegen, in welchen Bereichen welche Prioritäten gesetzt werden sollen.“ Masternak selbst freut sich auf die Verantwortung und das Vertrauen, das ihm in seiner Position als Geschäftsführer zuteilwird. „Ich bin dankbar für die Möglichkeit, meine Ideen und Vorstellungen in die Entwicklung des VPR einbringen und Impulse setzen zu können. Das ist mir tatsächlich eine große Herzensangelegenheit.“
Judith Böhnke