Mit Pinkbus hat der Jungunternehmer vor etwa einem Jahr eine neue Fernbusmarke auf Deutschlands Straßen ins Rennen geschickt. Es gibt wenige Wettbewerber auf diesem Markt, aber sie sind mächtig. Flixbus beherrscht den deutschen Markt zu über 90 Prozent, der französische Anbieter Blablabus, ebenfalls Frischling im Fernbussegment, bringt das nötige Kleingeld mit. Was hat Christian Höber sich also dabei gedacht?

Die Konzentration von Pinkbus liegt auf der Marktnische „Expressverbindungen“. Höber misst diesem Bereich hohes Wachstumspotenzial bei. „Diese Nische wurde vom großen Anbieter liegen gelassen. Das bedienen wir jetzt mit dem Pinkbus-System und versuchen, die Expressfahrer wieder zurück in den Bus zu bekommen“, erklärt er Bus Blickpunkt gegenüber. Er und sein Geschäftspartner Tino Engelmann beobachten den Fernbusmarkt seit der Marktliberalisierung permanent und sehr genau. 2015 habe man festgestellt, dass das Prinzip Expressbus, also Direktverbindungen ohne Zwischenhalte, sehr gut funktioniere und die Leute bereit seien Bus zu fahren, wenn es schnell von A nach B geht. Doch das Liniennetz der Mitbewerber ist Höber zufolge stark vermischt, was vor allem bei den Expressfahrern für große Verwirrungen gesorgt habe. Bei der Buchung einer Fahrt sei es bspw. nicht klar ersichtlich, ob der Bus mit oder ohne Zwischenhalte unterwegs ist und wenn doch, so könne man nicht immer nachvollziehen, wie viele Zwischenhalte angefahren würden, erläutert der Pinkbus-Geschäftsführer. Dieser für die Expressbus-Zielgruppe nicht zufriedenstellende Zustand habe dann dazu geführt, dass die Expresskunden mehrheitlich wegblieben. Das soll sich aber mit Pinkbus ändern.

Die Idee zu einer Expressbus-Marke entwickelte Christian Höber 2013. Damals war der Markt aber seiner Ansicht nach noch nicht reif dafür: zu viele Anbieter tummelten sich auf diesem anfangs noch kleinen Markt. Also konzentrierte er sich auf die Marktbeobachtung und die kontinuierliche Weiterentwicklung seines Produkts. „Erst als der Markt es hergegeben hat und andere Anbieter zu stark den Expressbuskunden vernachlässigt haben, legten wir mit unserem Angebot an Direktverbindungen los“, sagt Höber. Den Busmarkt kennt Höber aus nächster Nähe, da er aus einer Busunternehmerfamilie stammt. Sein Vater Eberhard Höber ist Geschäftsführer und Inhaber des Busbetriebs Höber-Reisen in Delbrück-Lippling. Höber Junior nahm nach seiner Banklehre (2005-2008) ein duales Studium auf und studierte International Business. Im Anschluss daran gründete er einen kleinen ÖPNV-Betrieb in Paderborn und betreibt seitdem ein kleines ÖPNV-Netz zusammen mit anderen Partnerunternehmen. 2017 ging er dann für ein Jahr nach San Francisco und absolvierte dort sein MBA-Studium. Ende 2018 begann eine intensive Phase: Er akquirierte Partnerunternehmen und steckte viel Zeit in den Netzausbau. Im April 2019 gründete er gemeinsam mit Tino Engelmann die Pinkbus GmbH.

Stand Februar 2020 arbeitet Pinkbus mit vier Buspartnern zusammen und betreibt mit Frankfurt, Berlin, München und Düsseldorf vier Fernbuslinien. Auf diesen Linien verkehren vier Neoplan Skyliner. Im Sommer 2021, so das Ziel von Höber, soll das Pinkbusnetz soweit ausgebaut sein, dass alle deutschen Großstädte in das Netz eingebunden sind. Was z. B. Köln angeht, so arbeitet Pinkbus aktuell intensiv daran, die Genehmigung für den Bau einer eigenen Haltestelle auf einem Gelände in Deutz zu bekommen.

So soll die Innenstadt wieder in das Deutsche Fernbusnetz integriert werden, lautet die Vision von Höber. Doch das Ergebnis hängt von den Gesprächen mit der Stadt Köln ab. Konkrete Pläne für den Bau einer barrierefreien Fernbushaltestelle inkl. Ladestationen für E-Autos liegen der Stadt vor. Man habe alle Argumente, die damals gegen den Fernbus in Kölner Innenstadtnähe sprachen, relativ einfach mit dem eigenen Konzept aushebeln können, berichtet der Pinkbus-Geschäftsführer. „Sobald wir das Go für das Projekt erhalten, können wir die Haltestelle bereits in vier bis acht Wochen zur Verfügung stellen. Wir sind gut vorbereitet und stehen in den Startlöchern“, freut sich Höber.

Als schwierig erweist sich zurzeit insbesondere die Suche nach Busunternehmen als Kooperationspartner, um das Pinkbusnetz so schnell wie möglich auszubauen. Viele haben sich am Fernbusmarkt bereits die Finger verbrannt. „Es ist nicht einfach neue Partner zu finden. Viele Busunternehmer sind sehr vorsichtig geworden“, sagt Höber und fährt fort: „Wir sind davon überzeugt, ein gutes Produkt und auch für unsere Partner ein vernünftiges Konzept auf die Beine gestellt zu haben. Bei uns handelt es sich um eine richtige Kooperation.“ Der Kooperationspartner ist gleichzeitig Linieninhaber. Das Pinkbus-Konzept basiert auf dem Prinzip der Umsatzaufteilung, anhand derer die Exklusivität der Linieninhaberschaft garantiert wird. Kein anderer Pinkbus-Partner darf auf dieser festgelegten Linie fahren. Die Linieninhaberschaft sei auch ganz klar vertraglich geregelt. Den Preis für die Fernbus-Strecke darf der Kooperationspartner selber bestimmen, auch die Taktung auf dieser Linie wird dem Buspartner überlassen, verspricht Höber. Demnächst soll es den Buspartnern auch möglich sein, das Fahrzeugmodell, derzeit Neoplan Skyliner, selber zu bestimmen.

„Unsere Stärke ist, dass wir uns auf unser Produkt konzentrieren. Wir haben keinen großen personellen Overhead. Unsere rein operativen Produktionskosten sind deutlich geringer. Es gibt einen Fixpreis, den die Kunden auch im ÖPNV kennen. Unsere Kunden wissen ganz genau, dass sich dieser Preis nicht ändert und werden mittelfristig lieber mit dem Pinkbus fahren“, blickt Höber zuversichtlich in die Fernbuszukunft. Askin Bulut