Die Idee für die Gründung eines Fernbusunternehmens kam an einem recht ungewöhnlichen Ort ins Rollen: Torben Greve und Panya Putsathit, beide Jahrgang 1975 und gerade mit der Uni fertig geworden, sitzen 2001 im „Karriere-Express“ der Deutschen Bahn auf dem Weg zu einem Assessment-Center des Konzerns in Berlin. Kennengelernt haben sie sich während des Studiums in Gießen, wo sie zeitweise zusammen in einer Wohngemeinschaft gelebt haben. Nun sind sie nach erfolgreich abgeschlossenem Studium neugierig darauf, was die Deutsche Bahn jungen Absolventen zu bieten hat.
Nachdem sie sich einige der im Zug angebotenen Vorträge zu den verschiedenen Karriereoptionen bei der Bahn angehört haben, ziehen sie sich ins Bordrestaurant zurück. Dort kommt das Gespräch wie so oft auf das Thema Fernbusse. Die hatten Greve und Putsathit während eines gemeinsamen Studienaufenthalts in England kennen und schätzen gelernt und sich seither darüber gewundert, dass ein solches Angebot in Deutschland quasi nicht existiert. Dem wollen die beiden BWL-Absolventen ein Ende bereiten – und die Entscheidung dazu fällt just an diesem Tag im ICE.
Von der Bahn zum Fernbus
Bevor es losgehen kann, müssen aber noch einige rechtliche Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Da die politischen Mühlen bisweilen langsam mahlen, suchen die beiden sich erst einmal anderweitig Beschäftigung: Panya Putsathit wird Unternehmensberater bei Accenture, wo er unter anderem an einem Projekt zur Konzeption und Einführung des neuen Vertriebssystems der Deutschen Bahn mitarbeitet. Später wechselt er zur eBay-Tochter PayPal. Dort gestaltet er zum Beispiel eCommerce-Plattformen und verschiedene Projekte im Bereich der Online- Kundenakquise.
Im Jahr 2011 wurde Mein-Fernbus gegründet
Torben Greve wird erst Mitarbeiter und später Leiter des Linienmanagements der Fernverkehrssparte der Bahn. Außerdem verantwortet er für das Unternehmen die Einführung des eTicketing-Projekts „Touch & Travel“. Im Jahr 2008 macht er sich als Unternehmensberater selbstständig und leitet Strategieprojekte für verschiedene nationale und internationale Verkehrsunternehmen. Das Projekt „Fernbus“ behalten Greve und Putsathit aber stets im Blick und verfolgen interessiert das politische Geschehen rund um dieses Thema. Als Ende 2011 dann der Gesetzentwurf zur Liberalisierung des Fernbuslinienverkehrs beim Bundestag eingereicht wird, ist es soweit: Die beiden beschließen, ihre Jobs aufzugeben, um sich voll und ganz auf den Fernbus und die Gründung ihres eigenen Unternehmens konzentrieren zu können. In den darauf folgenden Monaten werden der Businessplan finalisiert, Investoren gefunden und die Grundsteine für den operativen Betrieb gelegt. Im Juni 2011 wird in Berlin dann offiziell die MFB Mein-Fernbus GmbH gegründet.
Aktueller Anteil am Fernbusmarkt: 40 Prozent
Den ersten Linienstart kann das junge Unternehmen dann bereits ein Jahr später feiern: Am 27. April 2012, mehr als acht Monate vor der Liberalisierung, startet die Mein-Fernbus-Linie 001 von Freiburg nach München. Die ersten Fahrten sind sofort ausgebucht und die Freiburger begrüßen den ersten grünen Fernbus begeistert. Spätestens jetzt sind sich Greve und Putsathit sicher, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Noch vor Jahresende 2012 eröffnet Mein-Fernbus sieben weitere Linien, der großflächige Netzausbau beginnt aber mit dem Fall des Fernreisemonopols der Deutschen Bahn am 1. Januar 2013. Inzwischen sind auf derzeit 40 Linien täglich 150 Mein- Fernbusse unterwegs. Bedient werden mittlerweile 135 Haltestellen, große Teile in Deutschland, aber auch in Österreich, Frankreich, Luxemburg und der Schweiz. 2014 wird das Liniennetz von Mein-Fernbus weiter wachsen. Unterstützt werden Panya Putsathit und Torben Greve inzwischen von mehr als 160 Mitarbeitern in der Mein-Fernbus-Unternehmenszentrale in Berlin. Darüber hinaus wird mit 46 mittelständischen Busunternehmen aus ganz Deutschland kooperiert, die mit rund 900 Mitarbeitern den operativen Betrieb der Linien übernehmen. Ohne sie wäre das enorme Wachstum hin zur Marktführerschaft nicht möglich gewesen: Laut dem IGES Institut Berlin hält Mein-Fernbus aktuell einen Anteil von etwa 40 % am deutschen Fernbusmarkt. Dass sie es innerhalb so kurzer Zeit an die Spitze des Wettbewerbs geschafft haben, freut die beiden Unternehmensgründer und Geschäftsführer von Mein-Fernbus nach wie vor.
Mit einem Hausboot um das Mittelmeer
Wenn sie nicht im Berliner Mein-Fernbus-Büro am Alexanderplatz sitzen und die Geschicke des Unternehmens lenken, verbringen sowohl Panya Putsathit als auch Torben Greve gerne Zeit mit ihren Familien. Panya Putsathit ist verheiratet und hat einen eineinhalbjährigen Sohn, Torben Greve und seine Freundin sind Eltern zweier Söhne, Ole (5 Jahre) und Mika (2 Jahre). Beide Unternehmer verbindet außerdem ihre Reiselust. So träumt Panya Putsathit zum Beispiel davon, einmal mit einem Hausboot rund ums Mittelmeer zu fahren. Außerdem würde er seiner Frau und seinem Kind gerne Thailand, die Heimat seines Vaters, zeigen. Auch Torben Greve reist leidenschaftlich gern. Innerhalb Berlins ist er am liebsten mit dem Fahrrad unterwegs und erkundet die Hauptstadt auf zwei Rädern. Panya Putsathit hingegen setzt bei seinen Streifzügen durch die Spreemetropole auf vier Pfoten: Spaziergänge mit dem Familienhund und Sohn Christian stehen regelmäßig auf dem Programm und führen die drei zum Beispiel auf Streifzug durch einen der Berliner Zoos.