„Man muss sich bewegen und neue Wege gehen“, sagt Winzenhöler. Einfach war es für das hessische Unternehmen nicht, sich auf dem hartumkämpften Markt zu behaupten. Vor allem im Ausschreibungswettbewerb.
Der Omnibusbetrieb Winzenhöler blickt auf eine über 90-jährige Historie zurück. Die Großeltern von Christian Winzenhöler haben das Unternehmen 1932 gegründet. Das Augenmerk lag damals wie heute auf dem Buslinienverkehr. Heute wird das Unternehmen in dritter Generation geführt. Christian Winzenhöler ist 2003 nach seinem BWL-Studium als geschäftsführender Gesellschafter in den Familienbetrieb eingestiegen. Schwer gefallen ist ihm diese Entscheidung damals nicht: „Ich wusste, das ist es, womit ich meinen Lebensunterhalt bestreiten möchte“, sagt er. Die Vielseitigkeit der Branche und damit die abwechslungsreiche Arbeit halten seine Begeisterung für seinen Job stets aufrecht. „Als privates Unternehmen sind wir flexibler, innovativer und näher am Kunden“.
Die Flexibilität und Innovationskraft, die von privaten mittelständischen Unternehmen ausgeht, waren im harten Ausschreibungswettbewerb ausschlaggebend für den heutigen Erfolg des Unternehmens im ÖPNV-Markt – vor allem aber auch für seine Autonomie. Nachdem das Land Hessen entschieden hatte, auch eigenwirtschaftliche Verkehre auszuschreiben, musste das Busunternehmen sich neu orientieren und den richtigen Weg für sich finden, um sich im Ausschreibungswettbewerb zu positionieren. Christian Winzenhöler entschied, als Unternehmer selbstbestimmt zu bleiben und stellte sich dem Ausschreibungswettbewerb. „Das war eine gute Entscheidung“, freut er sich. Im Jahr 2005 ging der Omnibusbetrieb Winzenhöler bei einer für das Unternehmen entscheidenden Ausschreibung als Sieger hervor und behauptete sich gegen eine Tochter der Deutschen Bahn, für die Winzenhöler vorher als Auftragnehmer unterwegs war. „Wir haben jetzt das dritte Mal in Folge unsere Verkehrsleistungen gewinnen können“, sieht sich Christian Winzenhöler in seiner damaligen Entscheidung bestätigt. Um die Leistungen erbringen zu können, musste das hessische Busunternehmen wachsen. Heute beschäftigt Winzenhöler 70 Mitarbeiter und verfügt über 50 Fahrzeuge. „Das ist eine gute Größe, um sich im Wettbewerb zu behaupten“, so Winzenhöler. Darüber hinaus wird das Unternehmen von Unterauftragnehmern unterstützt, die teilweise seit 2005 mit an Bord sind. Als „verlässliche langjährige Partner, die das notwendige Know-how aufbauen und es vor Ort halten“, beschreibt Winzenhöler seine Kooperationspartner. „Damit können wir eine gute Leistung für den Fahrgast vor Ort erbringen“, betont er.


Im Linienverkehr, also im Kernmarkt, hat sich Winzenhöler sehr breit aufgestellt. Zum Portfolio gehören außerdem Werksverkehre und der klassische Anmietverkehr.
Die Problematik für private Busunternehmen auf dem ÖPNV-Markt fasst Christian Winzenhöler folgendermaßen zusammen: „Für private Unternehmen wird der ÖPNV-Markt immer schwieriger, insbesondere vor dem Hintergrund der Energiewende. Die ausgelobten (Bundes-) Förderprogramme, die die Energiewende unterstützen sollen, sind zwar gut ausgestattet. Aber um an die entsprechenden Fördermittel zu gelangen ist es ein beschwerlicher Weg. Vor allem ab 2025 wird es für Private schwieriger, wenn Aufgabenträger Entsprechendes im Hinblick auf die CVD von den ÖPNV-Betreibern einfordert.“ Er ist der Meinung, dass die Ausrichtungsstrategien kommunaler Unternehmen für die Eigenwirtschaftlichkeit kaum noch Raum lassen. „Die derzeitig gängige Ausschreibungspraxis für Verkehrsleistungen muss neu gedacht werden – zum Beispiel die Laufzeit von Verträgen – wenn die öffentliche Hand noch private Unternehmen als Player wünscht. So kann die Infrastruktur vom Ausschreibungsmarkt losgelöst und separat von einer Infrastrukturgesellschaft betrieben werden. Diese muss allen Bietern diskriminierungsfrei zugänglich sein. Bei der Fahrzeugbeschaffung sind die derzeitigen Förderprogramme gut ausgestattet; nur die Zugänglichkeit muss auch für Private gegeben sein“, fordert der Busunternehmer.

Pioniere der Wasserstoffmobilität

Als privates Busunternehmen gehört der Omnibusbetrieb Winzenhöler, wie eingangs erwähnt, zu den Pionieren auf dem Gebiet der Wasserstoffmobilität. Wie kam es dazu? Und warum diese Antriebsvariante? Auslöser war, so erzählt Christian Winzenhöler, eine Informationsveranstaltung des Landes Hessen im Jahr 2016, die Fördermöglichkeiten in diesem Bereich dargestellt hat. „Aufgrund der guten Rahmenbedingungen bei dem Einsatzort der Brennstoffzellen-Busse in Frankfurt haben wir uns für diese Antriebsvariante entschieden“, erläutert er. Denn am Industriepark Höchst steht eine Wasserstofftankstelle. Heute, sechs Jahre später, ist er überzeugt von der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie und kann aus seiner langjährigen Praxiserfahrung berichten: „Sie läuft im Fahrgastbetrieb stabil und zuverlässig.“ Als Herausforderungen, die er überwinden musste, benennt er die Informationsbeschaffung und Einordnung dieser in die Förderlandschaft, die Bürokratie bei der Antragstellung – insbesondere Bundesprogramme – und die Infrastrukturproblematik.
Die Wasserstoffbusflotte von Winzenhöler besteht aus acht Fahrzeugen. Die ersten vier Fahrzeuge stammen aus Schweizer Mobilitätsprojekten, die Winzenhöler gebraucht erworben hat. Die ersten beiden dieser Busse haben bereits im Oktober 2017 den Fahrgastbetrieb auf dem Betriebsgelände des Industrieparks Höchst aufgenommen. Die restlichen vier wurden im Rahmen einer Ausschreibung von der Fahrzeugwerkstätten Falkenried, die den Fuhrpark der Hochbahn betreut, erworben. Bei den zwölf Meter langen Fahrzeugen handelt es sich um Mercedes-Benz Citaro mit Brennstoffzellenantrieb. Zwei der acht Fahrzeuge fungieren als Ersatzteilträger, auf die im Rahmen von Wartungs- und Reparaturarbeiten bei Bedarf zurückgegriffen wird. Die Busse stammen aus einer Kleinstserie bzw. Prototypenfertigung zu Forschungszwecken, deshalb sind die Ersatzteile vom Hersteller sehr teuer und nur als Einzelanfertigungen mit längerer Lieferzeit erhältlich.
„Wir – die privaten Omnibusunternehmer – sind ein wichtiger Teil des Transformationsprozesses in der Mobilität. Hier möchte der Omnibusbetrieb Winzenhöler die Zukunft mit emissionfreien Fahrzeugen aktiv mitgestalten“, benennt der Firmenchef sein Ziel. Emissionsfreie Mobilität will Winzenhöler bereits vor 2030 realisieren. Askin Bulut