Wie nahezu in jeder Branche und fast jedem Geschäftsbereich findet hier ebenfalls ein Wandel statt. Die Digitalisierung krempelt alles um und mischt die Karten neu. Fakt ist, auch in diesem Bereich werden sich diejenigen auf dem Markt behaupten, die konsequent auf gelebte Kundenorientierung setzen und convenience-stiftende Leistungen anbieten.

Das österreichische Start-up EBA Busfinder GmbH zeigt, wie es geht. Mit seiner Bus-Charter-Vergleichsplattform www.busfinder.com (ehemals bus-angebot.com) gibt das Wiener Unternehmen den Busunternehmen ein praktisches Werkzeug an die Hand, um ihre eigenen Leistungen und Fahrzeuge auf ihrer eigenen Webseite, aber auch überregional online zu vermarkten.

Jetzt wird der eine oder andere sicherlich denken: Nicht schon wieder eine Mietbusplattform. Was man ihnen nicht verdenken kann. Schließlich agieren auf dem Markt einige Wölfe im Schafspelz. Doch bei busfinder.com lohnt es sich tatsächlich hinzuhören und hinzuschauen. Diese Plattform wurde zusammen mit Busunternehmern entwickelt und entsprechend auf ihre Bedürfnisse angepasst. Zudem eröffnet die Kooperation von busfinder.com mit Daimler Buses und dem Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO) den Busunternehmen weitere Möglichkeiten.
Einer der klugen Köpfe hinter der Bus-Charter-Vergleichsplattform ist Christoph Berdenich. Der 35-Jährige Informatiker und Mediziner kam durch einen Zufall mit der Busbranche in Berührung. Während seines Informatikstudiums in Wien machte er durch einen Informatikdozenten die Bekanntschaft mit dem Bustouristiker Wolfgang Konrad. Seither sind 13 Jahre erfolgreicher Zusammenarbeit vergangen. Berdenich und Konrad haben mittlerweile viele gemeinsame Projekte in der Bustouristik umgesetzt. Dazu gehört z.B. eine gemeinsam mit dem österreichischen Traditionsunternehmen Blaguss entwickelte Eventbusplattform sowie ein Portal für Busfahrer. Aus diesen Erfahrungen heraus wurde dann die Idee zu der überregionalen Angebots- und Buchungsplattform busfinder.com geboren.

Angebote in Echtzeit

Die Idee hinter dieser Plattform ist, zum einen die Kundenanforderungen an eine moderne und zeitgemäße Angebots- und Buchungsplattform abzudecken und zum anderen die mühsame, und zeitintensive Erstellung von Angeboten abzuschaffen und die Erfolgsquote wesentlich zu erhöhen. Statt wie bisher bis zu drei Tage auf ein Angebot zu warten, erhält der Interessent dieses in Echtzeit online für verschiedene Anbieter, kann diese vergleichen und unmittelbar online buchen. Dabei kann der Busunternehmer den Preis und andere Parameter seiner Leistungen im System flexibel vorgeben und so sein Angebot maßgeschneidert seinem Geschäftsmodell, seiner Flotte, einzelnen Fahrzeugausstattungen und seinem Personalstatus anpassen.

„Wir digitalisieren die Kalkulation und die Online-Buchungen für die Busunternehmen“, erklärt Berdenich. Die Kalkulation erfolgt über verschiedene Tarifparameter, die der Busunternehmer selbst im personalisierten Administrationsbereich hinterlegt. Hier kann er neben Informationen zu seinen Fahrzeugen auch Fotos hochladen. „Unser Kernprodukt ist das Kalkulationsschema, das wir speziell dafür entwickelt haben. Dieses besteht aus hunderten von Parametern. Anhand dieses Schemas können wir jede Kundenangabe kalkulieren – ob Transfer, Tages- oder Mehrtagesfahrt. Die Kalkulation erfolgt automatisch“, erläutert Berdenich. Was das Thema Fahrzeug-Verfügbarkeiten angeht, so können die Busunternehmer diese entweder selber im System bearbeiten oder aber – wenn sie Softwarelösungen zur Disposition nutzen – wird dieser Prozess über Schnittstellenlösungen zu Softwareanbietern wie Ratio-Software, Kuschick, Turista & CS Bus automatisiert. Ein weiterer Mehrwert ist, dass die Busunternehmer die Plattform in die eigene Webseite integrieren können und so ein eigenes Online-Buchungstool angeboten werden kann.

Transparente Kommunikation

„Es gibt viele Anbieter, die vielleicht auf den ersten Blick Ähnliches anbieten wie wir. In den meisten Fällen aber handelt es sich um Busbroker“, verdeutlicht Berdenich den Unterschied zu busfinder.com und erklärt weiter: „Das heißt, sie sammeln Kundenanfragen, treten dann mit der Anfrage oder sogar einer bestimmten Preisvorgabe an die Busunternehmen heran und das günstigste Angebot macht das Rennen.“ Berdenich bezeichnet dies als intransparent. „Bei uns ist das ganz anders“, sagt er und führt aus: „Bei uns gibt es transparente Kommunikation der Angebote und wir vermitteln den Kunden direkt an das Busunternehmen – das ist ein riesen Unterschied. Wir arbeiten für die Busunternehmen.“

Nach Angaben von Berdenich nutzen in Österreich rund 50 Prozent der im Anmietverkehr tätigen Busunternehmen das Busfinder-Angebot. „Und manche davon haben wir mit Hunderten Kundenaufträgen versorgt“, berichtet Berdenich. Seit mehr als zwei Monaten ist das Wiener Start-up nun auch auf dem deutschen Markt aktiv. In dieser kurzen Zeit hätten sich bereits mehr als 40 Busunternehmen der Mietbusplattform angeschlossen. Tendenz steigend. „Die Plattform busfinder.com stellt für die Busunternehmen einen überregionalen Vertriebskanal dar über den sie Kunden generieren, an die sie sonst nicht heran kommen würden“, unterstreicht der IT-Experte die Vorteile.

Ziel von Berdenich und dem EBA-Team sei es, treibende Kraft in der ohnehin stattfindenden Digitalisierung im Anmietverkehr zu sein. „Ich bin überzeugt, dass unser Ansatz der richtige ist“, sagt Berdenich selbstbewusst. Die Roadmap für die Zukunft des Start-ups sieht auch eine Expansion ins europäische Ausland vor. Zudem verrät der IT-Experte, dass derzeit z.B. an Lösungen des altbewährten Problems „Leerfahrten“ gearbeitet wird. Laut Berdenich werden allein in Deutschland jährlich eine Milliarde Leerkilometer mit dem Bus zurückgelegt. Das will man als Plattform angehen und reduzieren. Die Digitalisierung bietet hier eine große Chance, dieses Problem zu lösen.
Askin Bulut