Europäische Unternehmen können momentan wenig entgegenhalten – zumindest was die Fertigung von Batteriezellen angeht. Diese Big Player tummeln sich jedoch im Pkw-Bereich, für den große Stückzahlen benötigt werden, und nicht im Bus- und Nutzfahrzeugbereich. Eine Nische, in der sich der Darmstädter Batteriesystemlieferant Akasol eine führende Position erarbeitet hat.

Sven Schulz, Gründer von Akasol und Vorsitzender der Akasol-Geschäftsführung, hat bereits früh erkannt, dass die Fokussierung auf den Bus- und Nutzfahrzeugsektor vorteilhafter für sein mittelständisches Unternehmen ist, als der Pkw-Bereich. So fertigt Akasol – als einer von wenigen deutschen Herstellern – serienreife und von den Abnehmern („OEMs“) bereits zertifizierte Lithium-Ionen-Batteriesysteme mit Flüssigkühlung für Hybrid- und E-Busse. Das Unternehmen zeichnet sich durch geballtes Technologie-Know-how auf Basis von nahezu 30 Jahren Forschungs- und Entwicklungsarbeit aus und ist in der Lage, Batteriesysteme unabhängig von den Batteriezelltypen und -formaten für Kunden anzubieten.

Auch wenn Batteriesysteme für das Darmstädter Unternehmen kein Neuland sind, so ist der bisher eher elektromobilitätsskeptische Nahverkehrsbereich, in dem Hochleistungs-Batteriesysteme zum Einsatz kommen, eine große Herausforderung. Die heutige Akasol GmbH ist aus der 1990 gegründeten Akademischen Solartechnikgruppe der Technischen Universität Darmstadt, Akasol e.V., hervorgegangen. Diese studentische Gruppe befasste sich mit der Entwicklung und Erprobung batterieelektrischer Antriebslösungen. Mitglieder des Akasol e.V. und der Schulz Group GmbH gründeten dann im Jahr 2008 die Akasol Engineering GmbH. Finanziert wurde das kommerzielle Unternehmen von der familiengeführten Schulz Group. Im Jahr 2012 wurde das Unternehmen in Akasol GmbH umbenannt. Die Geschicke leiten Sven Schulz (Vorsitzender) und Felix von Borck.

Schulz studierte in München Wirtschaftsingenieurwesen mit Fachrichtung Maschinenbau. Seine Karriere in der Automobilindustrie begann im Jahr 2001 als Maschinenbaukonstrukteur. Anschließend übernahm er die Projektleitung in diesem Bereich, bevor er dann die Geschäftsführung des in Ravensburg beheimateten Familienunternehmens Schulz Group übernahm. Die Schulz Group hält 76 Prozent an der Akasol GmbH. Der Jungunternehmer, Schulz, absolvierte zudem an der Universität St. Gallen ein MBA-Studium (Master of Business Administration). Sein daraus erworbenes Wissen setzt der 42-Jährige in der kaufmännischen Leitung des Unternehmens ein. Was hat ihn dazu bewogen, die Ausgründung der Akasol zur GmbH zu initiieren? Die Idee dazu sei während eines Strategieworkshops, den die Schulz Group jährlich veranstalte, entstanden. Man habe sich im Rahmen des Workshops u.a. mit dem Thema „Mobilität der Zukunft“ auseinandergesetzt und skizziert, wie diese wohl aussehen wird. Das Ergebnis: Elektromobilität. Die Recherche nach möglichen Partnern zur Realisierung dieses Projekts führte an die TU Darmstadt. Gemeinsam mit Felix von Borck und Björn Eberleh, Leiter Projektmanagement, wurde das Unternehmen Akasol gegründet. „Am Anfang war es nicht einfach“, verrät Schulz. Das Unternehmen hat alles aus der eigenen „Denkfabrik“ heraus entwickeln müssen. „Die Industrie gab ja nichts her, das hätte verwendet werden können“, erklärt er. Dann entstanden unternehmenseigene Konzepte, einhergehend mit hohen Investitionssummen.

Bereits im Jahr 2009 waren die Batteriesysteme von Akasol nach Kenntnisstand des Unternehmens die ersten mit einer integrierten Flüssigkeitskühlung, die hilft, die Lebensdauer der Batterien zu steigern. Den Darmstädtern gelang es, die Aufmerksamkeit großer Nutzfahrzeughersteller auf sich zu ziehen. Und siehe da, heute hat Akasol u.a. Verträge mit Evobus und Volvo. Akasol wird die Batteriesysteme für den elektrischen Mercedes-Benz Citaro liefern. Wenn man bedenkt, dass der Batteriemarkt für Elektrofahrzeuge von Playern aus China und Korea beherrscht wird, ist das insbesondere aus deutscher, aber auch europäischer Sicht, ein gutes Zeichen. Nach den Tests unterschiedlicher Flottenbetreiber folgen nun Großaufträge aus dem Nahverkehrsbereich.

Laut einer Studie der Union Internationale des Transports Publics (UITP) soll sich bis 2020 die Zahl der E-Busse in Europas Städten auf über 2.500 verdoppeln. Darauf ist Akasol mit der im hessischen Langen eröffneten Batteriesystemfabrik für elektrische Nutzfahrzeuge gut vorbereitet. Hier will das Unternehmen jährlich Hochleistungs-Batteriesysteme für bis zu 3.000 E-Busse herstellen. Das entspricht einer Kapazität von bis zu 600 Megawattstunden. Zu den größten Herausforderungen auf dem Batteriemarkt gehört, laut Schulz, auf die dynamischen Veränderungen vorbereitet zu sein und entsprechend schnell reagieren zu können. Anders als beim Verbrennungsmotor, unterliege die Batterietechnologie einer viel höheren Weiterentwicklungsdynamik. Ein weiteres Problem sei die fehlende Standardisierung bei dieser Technologie. „Jeder Batteriezellenhersteller kommt mit unterschiedlichen Formaten und Zelltypen um die Ecke“, sagt Schulz. Akasol bietet Batteriemodule und Batteriesystemlösungen, die mit verschiedenen Zelltypen und -formaten geliefert werden können. „Wir können verschiedene Zellformate in unsere Systeme integrieren.“