Er ist ein Kind aus dem Ländle. Geboren ist Klaus Sedelmeier, Geschäftsführer von Rast Reisen und Vorsitzender des Landesverbands Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO), in Freiburg und aufgewachsen in Hartheim, Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald in Baden-Württemberg. Das ist inzwischen fast 60 Jahre her, dieses Jahr feiert er seinen runden Geburtstag. Der leidenschaftliche Busunternehmer ist ein engagierter Verfechter der Omnibusbranche. Doch er weiß auch, dass einem in der Busbranche nichts geschenkt wird, „alles muss man sich selbst erarbeiten“, erklärt er.
"Bis heute bereue ich es nicht!"
Als WBO-Vorsitzender, mittlerweile in seiner dritten Amtszeit, hat Sedelmeier mit Winfried Hermann (Grüne) im Verkehrsministerium Baden-Württemberg seit über fünf Jahren eine harte Nuss zu knacken. Denn die Meinungen gehen weit auseinander, wenn es darum geht, mittelstandsfreundliche Lösungen zu finden. Aktuell wird darüber debattiert, wie man die ÖPNV-Finanzierungsreform in Baden-Württemberg mittelstandsfreundlich gestalten kann. Das Ehrenamt des WBO-Vorsitzenden ist sehr zeitintensiv neben der Leitung des eigenen Busunternehmens. Wie vereinbaren sich diese zwei zeitintensiven Tätigkeiten miteinander? „Hätte ich meine Brüder nicht, könnte ich es mir zeitlich nicht leisten, beides zu machen. Irgendetwas würde automatisch darunter leiden. Doch ich habe durch meine Brüder den Rücken frei für dieses Ehrenamt“, erklärt er. In den elterlichen Betrieb Rast Reisen stieg Klaus Sedelmeier im April 1980 ein, nachdem er seine beiden Ausbildungen zum Techniker und Kaufmann absolviert hatte und im Anschluss daran 15 Monate bei der Bundeswehr war. „Auch andere Möglichkeiten wären denkbar damals“, erinnert er sich. „Ich habe mich für das elterliche Unternehmen entschieden, bin damit groß geworden und habe es bis heute nicht bereut“, versichert er. Das Unternehmen Rast Reisen mit Sitz in Hartheim wird in dritter Generation von den Brüdern Klaus, Eberhard, und Alfred Sedelmeier geführt. Die Firma blickt auf eine rund 90-jährige Historie zurück. Jeder im Unternehmen hat sein eigenes Ressort. Klaus Sedelmeier kümmert sich um die Organisation des ÖPNV, Einteilung der Mitarbeiter und die Kontrolle des Fuhrparks. Der jüngere Bruder, Alfred Sedelmeier, ist für die Touristik zuständig. Und Eberhard Seldelmeier trägt die Verantwortung für die Finanzen und für das Anmietgeschäft. Entscheidungen werden gemeinsam gefällt. Rast Reisen ist in den Vergangen Jahren durch Aufkäufe gewachsen. Insgesamt wurden drei Busunternehmen übernommen, die keine Nachfolge hatten. Die Bilanz 2017: 50 Mitarbeiter und 25 Omnibusse im Fuhrpark. Die Konzentration liegt auf den Geschäftsbereichen ÖPNV, Schülerverkehr, Anmietverkehr sowie Bustouristik.
"Die Busbranche ist sehr spannend!"
Auf die Frage, was er denn an der Busbranche besonders schätzt, antwortet Sedelmeier: „Die Vielfältigkeit, die die Branche mittlerweile wiederspiegelt und den Umgang mit facettenreichen Menschen – vom Schüler bis zum Lehrer, Politiker, Entscheidungsträger oder Oberbürgermeister, Gemeinderäte etc. Alle brauchen irgendwann einmal einen Bus. Die Branche ist sehr spannend“, schwärmt er, ohne die Schattenseiten außer Acht zu lassen. Die Kehrseite der Medaille sei jedoch die wachsende Bürokratie, mit der die Busbranche quasi lahmgelegt würde. Ob Entsenderichtlinien, Diskussionen um die Einführung einer Busmaut, Lenk- und Ruhezeiten oder EU-Pauschalreiserichtlinie, es gebe mittlerweile viele Dinge, die sich negativ für die Busbranche entwickelt hätten, bedauert Sedelmeier. Dadurch sei eine tiefe Resignation bei vielen Busunternehmern sichtlich zu erkennen, was sich bei Gesprächen herauskristallisieren würde. „Die Fahrer und die Unternehmer wissen inzwischen gar nicht mehr, welche Formulare sie dabei haben müssen, um vor Kontrollen geschützt zu sein, skizziert Sedelmeier die prekäre Situation. „Das ist halt Europa“, sagt Sedelmeier ironisch. Zu den größten Herausforderungen in seinem Leben gehöre zweifelsohne der Beruf Omnibusunternehmer. Dieser stelle einen fast täglich vor Neuerungen, so Sedelmeier. Egal, aus welcher Richtung man das betrachte, ob man im ÖPNV tätig sei, wo der Ausschreibungswettbewerb – auch in Baden-Württemberg – Einzug halte oder in der Touristik, „wo es mittlerweile nichts gibt, was es nicht gibt“, erklärt er. Den Busunternehmern empfiehlt er unbedingt, sich auch politisch zu engagieren. „Das ist leider ein großes Manko in unserer Branche“, betont er. Für viele käme es aus zeitlichen Gründen nicht infrage, sich einzubringen und andere wiederum trauten sich schlicht und einfach nicht.
EU-Abgeordnete und Landespolitiker für Busthema sensibilisieren
Ein weiteres wichtiges Thema, das ihn bis vor etwa vier Jahren beschäftigt hat, war die Nachfolgeregelung in seinem Unternehmen. Darum hat er sich aber rechtzeitig gekümmert. Eigene Kinder hat er zwar keine, aber eine Patentochter, die er zu seiner Nachfolgerin auserkoren hat. Das habe ihn reichlich Überzeugungsarbeit gekostet, aber er habe seine Nichte nach drei Gesprächsrunden für die Busbranche gewinnen können. Das liegt nun eineinhalb Jahre zurück, die Arbeit mache ihr aber nach wie vor viel Spaß. Sedelmeier hat damit die Weichen für die Zukunft seines Unternehmens gestellt und appelliert an alle Busunternehmer, die auch vor dieser Problematik stehen, sich rechtzeitig dieser Sache anzunehmen. „Ich kann nicht erst warten bis ich 70 bin, um eine Lösung zu finden“, betont er. „Ich werde dieses Jahr 60. Ich habe nicht vor, bis zu meinem 70. oder 75. Lebensjahr die Geschicke der Firma Rast Reisen in den Händen zu halten. Welches politische Projekt würde denn der WBO-Vorsitzende beschleunigt wissen wollen? „Eine eigene Lenk- und Ruhezeiten-Verordnung für die Busbranche. Der Bus ist kein Lkw, ich selber versuche bereits seit 15 Jahren Löcher in die dicken Bretter bei den EU-Abgeordneten, aber auch bei Abgeordneten im eigenen Landtag sowie auf Bundesebene zu bohren. Zurzeit gibt es Bestrebungen, das eine oder andere zu lockern. Das ist mir aber zu wenig und das hilft uns im Moment nicht weiter. Wir sind in ein Korsett eingezwängt, wo der Lkw dominiert“, bringt es Sedelmeier auf den Punkt. Askin Bulut