Zwischen Sempachersee und dem Seetal eingebettet, liegt die Gemeinde Rain – 13 Kilometer vor den Toren Luzerns in der Schweiz. Hier ist das Busunternehmen Roland Zemp Carreisen beheimatet. Mit gerade einmal 22 Jahren hat der Inhaber und Geschäftsführer Roland Zemp das Unternehmen im Jahr 1999 von Null aufgebaut. Eine Ausbildung hat der heute 40-jährige Unternehmer in der Elektronikbranche absolviert. Sein Vater war kein Busunternehmer, wie man es annehmen würde. Er war als Busfahrer beschäftigt. Da kommt man natürlich nicht umhin zu fragen, wie ein 22-jähriger junger Mann, der nicht traditionell aus einer Busunternehmerfamilie stammt, sich so früh schon für einen Lebensweg als Busunternehmer entscheiden konnte?
Geplant war das keineswegs, bestätigt Roland Zemp. Es sei eher Zufall gewesen, erklärt der junge Unternehmer. Entstanden ist das Ganze wohl durch seine Tätigkeit in der Fahrzeugvermietung. Mit dem Bus in Berührung gekommen ist er aber bereits mit fünf Jahren. Er erinnert sich, dass er damals seinen Vater auf seinen Busreisen begleitet hat und sehr viel Spaß dabei hatte. Heute ist Zemp stolz auf sein Busunternehmen, in das er viel Zeit und Geld investiert hat. Und bekanntlich ist Geduld die oberste Tugend des Investors. Gelohnt hat sich das allemal. Denn aus dem damaligen Ein-Mann-Unternehmen hat sich inzwischen ein namhaftes Busreiseunternehmen entwickelt mit hochwertigem Portfolio und einem gemischten Kundenstamm.
Roland Zemp ist es gelungen, auch junge Menschen für Busreisen zu begeistern. Über die Jahre hinweg hat sich das Unternehmen eine treue Stammkundschaft aufgebaut. Besonders stolz ist man bei Roland Zemp Carreisen darauf, dass sie es geschafft haben, auch Familien mit Kindern für Busreisen zu gewinnen. Selbst viele junge Erwachsene würden gerne mit auf die Reise gehen, freut sich der Geschäftsführer. „Die jüngsten sind 20 und die ältesten zwischen 80 und 90 Jahren“, verrät Zemp.
Wie hat er das eigentlich geschafft? Seine Antwort darauf ist kein Geheimnis und er hat das Rad auch nicht neu erfunden. Aber dahinter steckt sehr viel an Hirnschmalz und Denkarbeit sowie Durchhaltevermögen. „Wir achten bei der Programmgestaltung vor allem darauf, dass es für alle interessant ist. Wir legen sehr viel Wert darauf, dass unsere Reisegäste bei den Rundreisen oder ausgeschriebenen Städtereisen immer auch ausreichend Freizeit haben“, erläutert er das simpel klingende Konzept. „Es gibt Leute, die wollen ins Museum gehen, andere wollen shoppen gehen, wiederum andere wollen sich ausruhen und junge Leute wollen vielleicht noch in die Disco“, fasst er die Wünsche seiner Kunden zusammen. Dem kommt Roland Zemp mit seinen flexibel gestalteten Reiseprogrammen entgegen. „So können die Reisegäste auch mal auf eigene Faust losziehen und die Umgebung erkunden“, betont er. Bei einer Städtereise zum Beispiel haben seine Reisegäste einen halben Tag einen geführten Stadtrundgang oder eine Stadtrundfahrt. Die andere Hälfte des Tages steht zur freien Gestaltung zur Verfügung. Doch auch die Auswahl der Unterkunft sei ausschlaggebend: „Bei den Hotels ist es sehr wichtig, einen zentralen, für die Gäste attraktiven Standort zu haben. Auch die Ausstattung in den Hotels muss passen, so, dass für jeden etwas dabei ist“, sagt er. Zu vielen Hotels hat Roland Zemp seit Jahren einen sehr guten und engen persönlichen Kontakt, sagt er.
„Auch bei Flugreisen ist uns das gelungen, mit unserem Konzept nicht nur Reiselustige ab 60 Plus anzusprechen, sondern auch eine jüngere Klientel“, freut sich Roland Zemp. Faszinierend sei es bei seinen Reisen mit gemischten Gruppen zu beobachten, welch interessante Gespräche zwischen jungen und älteren Gästen entstünden. „Wenn die jungen Leute von vornherein wüssten, dass ältere Leute mit auf diese Reisen fahren, würden sie wahrscheinlich nicht mitfahren“, gesteht er. Umso interessanter sei es aber, dass aus diesen Reisen sogar Freundschaften zwischen Jung und Alt entstünden, „die man sonst nicht für möglich gehalten hätte“, sagt Zemp beeindruckt.
Die Gruppengröße variiert dabei. „Es gibt Reisen, die wir mit 20 bis 25 Leuten durchführen, aber auch welche, die wir mit 200 Gästen veranstalten“, zeigt er die Bandbreite der Möglichkeiten auf. „Wir versuchen in jedem Fall möglichst viele Reisen durchzuführen. Wir haben eine sehr hohe Durchführungsquote. Selten werden bei uns Reisen abgesagt“, erklärt Zemp. Es gebe immer mal Reisen, bei denen man sich verschätze und diese würden nicht gut laufen. Dann gebe es Reisen, die in dem einen Jahr sehr gut, aber im nächsten gar nicht gut laufen würden. Davon solle man sich aber nicht aufhalten lassen, sagt er und ergänzt: „Man muss stets neue Ideen entwickeln und am Ball bleiben.“
Das Hauptgeschäft von Roland Zemp Carreisen sind eigen organisierte Reisen. Schwerpunkt dabei sind ausgeschriebene Katalogreisen wie zum Beispiel Rundreisen, Musikreisen, Badereisen, Flugreisen, Kreuzfahrten etc. Insgesamt bietet das Unternehmen 2017 beispielsweise 135 Reisen an. „Das sind alles Reisen, die wir selber organisieren, verkaufen und auch selber durchführen“, so Roland Zemp. Anmietverkehr und Vereinsreisen würden heute nur noch einen geringen Anteil im Busgeschäft ausmachen. Angefangen hatte Roland Zemp aber genau mit diesen beiden Geschäftszweigen. „Unser Ursprungsgeschäft ist heute nur noch ein Zusatzgeschäft“, verdeutlicht er. Sein Fuhrpark besteht aus sechs Reise- und vier Kleinbussen. Das Betriebsgebäude in Rain wurde 2016 um eine ganze Etage aufgestockt. „Ich investiere jedes Jahr in mein Unternehmen“, betont Zemp.
Roland Zemp engagiert sich zudem im Schweizer Busverband Astag Car Tourisme Suisse. Er sitzt im Vorstand der Zentralschweizer Sektion des Verbandes. Car Tourisme Suisse ist der Dachverband der Schweizer Busbranche und gehört zu Astag Schweizerischer Nutzfahrzeugverband. Dem Verband sind 480 Unternehmen angeschlossen. Ganz besonders schätzt Zemp den guten Austausch mit seinen Busunternehmerkollegen in allen Belangen. Was die Zukunft der Busbranche angeht, so ist er sicher: „Es wird sich auf wenige große Unternehmen konzentrieren, aber es wird auch Platz für kleinere Unternehmen geben, wie wir es sind. Die professionellen Unternehmen werden überleben.“ Askin Bulut