Hochgebirgsjäger, Soldat bei den Krisenreaktionskräften (KRK), Fahrlehrer, Ausbilder, Busfahrer, leitender Trainer bei MAN Profidrive – Rolf Lechner hat beruflich schon einiges erlebt. Und demnächst wird man ihn als „Schiffsführer“ die Donau entlang schippern sehen, aber dazu später mehr. Als Teamleiter des Bereichs Training international bei MAN Profidrive ist er heute zwar weit entfernt davon, ein Gebirgsjäger zu sein oder bei den Krisenreaktionskräften an der vordersten Front zu kämpfen, aber seine achtjährige Dienstzeit bei der Bundeswehr hat seine beruflichen Interessen stark geprägt. Hier hat er seinen Hang zu Technik und großen Fahrzeugen entdeckt.
„Bei den KRK musste ich viel alleine machen und viel schrauben. In dieser Position ist man oft auf sich selbst gestellt. Man steht quasi schon im Feindgebiet, und wenn da mal etwas kaputt geht, muss man in der Lage sein, es selbstständig zu reparieren“, erinnert sich Lechner.
Profidrive gibt es seit über 30 Jahren
Bei MAN ist Rolf Lechner als Teamleiter bzw. Ausbildungsleiter schwerpunktmäßig für den Bereich Bus und Feuerwehrfahrzeuge verantwortlich. Profidrive gibt es innerhalb der MAN seit über 30 Jahren. Was 1981 mit Werner Bigiel als „Fahr- und Spartraining“ begann, hat sich bis heute zu einem breiten Service-Portfolio entwickelt. Profidrive heißt die Schulungsabteilung seit 2001. Pro Jahr werden hier über 7.000 Teilnehmer hier geschult. Aktuell besteht das Team von MAN Profidrive aus 160 Trainern weltweit, die sich alle drei Jahre zertifizieren lassen. Den Busbereich innerhalb des Service-Portfolios auf die eigenen Beine gestellt, hat Rolf Lechner gemeinsam mit seinen Kollegen vor etwa acht Jahren. „Mir macht meine Arbeit nach wie vor sehr viel Spaß“, bestätigt er. „Da hängt viel Herzblut dran, zumal wir den Busbereich von null aufgebaut haben“, sagt er stolz und ergänzt: „Ich stehe hundertprozentig hinter dem, was wir machen.“ „Busunternehmer sind inzwischen sehr aufgeschlossen Profidrive gegenüber. Wir machen immer häufiger die Erfahrung, dass viele Unternehmer zu uns kommen, gerade weil sie eine gewisse Qualität haben wollen und eine Schulung, die ihren individuellen Vorstellungen entspricht“, freut sich Lechner über die positive Entwicklung. Und da seien viele bereit, auch tiefer in die Taschen zu greifen. „Gerade beim Wirtschaftlichkeitstraining greifen sehr viele auf uns zurück, weil sie feststellen, das bringt wirklich was“, stellt er fest.
„Sicherheit und Wirtschaftlichkeit in der Theorie bringt weder den Busfahrer noch den Busunternehmer weiter“, sagt Rolf Lechner. Der Fahrer müsse erleben, erfahren und spüren, wie er und das Fahrzeug zusammenarbeiten, verdeutlicht er. Vor allen Dingen aber müsse der Fahrer lernen, wie er aus einer brenzligen Situation möglichst unbeschadet rauskommt. „Ein Tag des Erfahrens, des Erlebens und des Sensibilisierens“ – mit diesen Worten fasst Rolf Lechner das Fahrsicherheitstraining für Busfahrer zusammen. Denn wo und wie sonst hat man als Busfahrer die Möglichkeit, die eigenen Grenzen des Fahrkönnens und die physikalischen Grenzen des eigenen Fahrzeugs kennenzulernen?
Gleich nach der Bundeswehr legte Rolf Lechner seine Fahrlehrerprüfung ab und eröffnete seine eigene Fahrschule. Nebenbei arbeitete er zudem beim TÜV und bei der Dekra und bildete Sachverständige sowie Prüfer aus. Die Fahrschule gibt es heute noch, ein Fahrlehrer-Kollege habe sie übernommen, nachdem sich Rolf Lechner 1999 für MAN entschieden hatte. Die notwendigen Voraussetzungen für MAN brachte er ohnehin schon mit. Durch seine Tätigkeit als Fahrlehrer pflegte Rolf Lechner gute Beziehungen zu Busunternehmern. „Der Bus war und ist eine Leidenschaft von mir“, erklärt er. Wer ihn schon einmal bei einem Fahrsicherheitstraining in Aktion gesehen hat, kann das nur bestätigen. Durch seine Freundschaft zu einem Busunternehmer kam dann irgendwann die Frage auf: „Könntest du mal zwischendurch aushelfen?“ Zunächst einmal an den Wochenenden. Den Führerschein hatte er bereits und unterrichtete in seiner Fahrschule auch in diesem Bereich. „Mir haben große Fahrzeuge schon immer viel mehr Spaß bereitet“, räumt er ein. Die Zusammenarbeit mit dem Busunternehmer wuchs nach und nach. Irgendwann hat Rolf Lechner dann neben der Fahrschule die Fuhrparkleitung teilweise übernommen. „Vormittags Fuhrparkleitung und nachmittags Fahrschule“, berichtet er. „Es war Stress pur, aber funktionierte dann doch ganz gut“, gesteht er.
Dabei ist seine Leidenschaft für den Bus nur noch größer geworden. „Die Disposition, die Werkstattplanung bis hin zur eigenen Tankstelle und den TÜV hatten wir im Haus, denn die Prüfstände waren alle da“, schwärmt Lechner heute noch.
Ziel: mit dem Schifferpatent die Donau erobern
Einen guten Ausgleich zu seinem Berufsleben schafft sich der Natur- und Technikliebhaber in den Bergen oder aber auf dem Wasser. Rolf Lechner stammt aus der Nähe von Passau, wo er im Dreiländereck Deutschland-Österreich-Tschechien den Bayerischen Wald und die Donau vor der Haustür hatte. Eines seiner Hobbies neben Mountainbiken ist das Klettern. In seiner Zeit als Hochgebirgsjäger hat er sich die Leidenschaft zum Klettern beibehalten. „Mit Seil und Haken, so wie es sich gehört“, sagt er. „Ich bin unwahrscheinlich gerne in den Bergen, da finde ich die Ruhe. Kein Stress, keine Hektik, es ist so, als würde die Zeit in den Bergen viel langsamer laufen“, beschreibt er begeistert seine Ruhe-Oase. Und eines Tages will er seinen Traum von einer eigenen Berghütte verwirklichen.
Apropos Träume: Momentan ist er gerade dabei, einem weiteren Traum nachzugehen, nämlich: ein Schifferpatent zu erwerben. „Mein großer Traum ist es, einmal mit dem Schiff die Donau komplett runterzufahren“, offenbart er. Irgendwann will er gemeinsam mit seinen Freunden ein Schiff kaufen und restaurieren. Danach wollen sie sich fünf bis sechs Wochen Zeit nehmen, vielleicht wenn sie pensioniert sind, und dann runter bis ans Schwarze Meer schippern. Askin Bulut