Helmut Meyer gehört zu den Menschen, die selbst die raren Stunden ihrer Freizeit dazu nutzen, etwas Sinnvolles zu tun. Neben seiner internationalen Tätigkeit als Director Sales der Transport Division beim Weltmarktführer für Kältemittelverdichter, der Bitzer SE in Sindelfingen, treibt den 53-Jährigen allerhand um. Zum Beispiel ist er gerade dabei, Chinesisch zu lernen. Zum einen aus persönlichem Interesse an Fremdsprachen – Helmut Meyer spricht bereits Englisch, Französisch und Spanisch –, aber eben auch, weil die Bitzer Firmengruppe viele ihrer Kältemittelverdichter in der Volksrepublik China verkauft und Meyer dementsprechend oft vor Ort ist.

„In Europa spielt die fachliche Ebene meistens eine größere Rolle als der persönliche Kontakt“, sagt Helmut Meyer. „Wohingegen die chinesischen Kunden ihr Augenmerk vor allem auch – noch mehr als im Rest der Welt – auf das persönliche Miteinander legen. Wer sich hier beispielsweise mit dem Kunden in der Landessprache unterhalten kann, ist laut meinen Erfahrungen im Vorteil.“ Deshalb lernt Helmut Meyer also Chinesisch. Und Herausforderungen hat er ohnehin schon immer gesucht.

Von Mexiko bis Feuerland
Ein illustres Beispiel hierfür ist eine Geschichte, die der gelernte technische Maschinenschlosser mit BWL-Abschluss in Außenwirtschaft aus seiner Anfangszeit bei Bitzer als Senior Sales Manager Stationary Applications im Jahr 2001 erzählt. „Damals bin ich mit der Aufgabe, ein Vertriebssystem in Mittel- und Südamerika aufzubauen, nach Mexiko gereist. Von dort aus ging es über mehrere Wochen bis hinunter nach Feuerland. In dieser Zeit habe ich in allen erdenklichen Städten und Regionen nach potenziellen Kunden für uns gesucht und mich überall persönlich vorgestellt – auf solchen Reisen lernt man ein paar sehr interessante Leute kennen“, lacht der Director Sales der Transport Division. Aber genau solche Erfahrungen und Ansätze machen eben auch die Philosophie von Helmut Meyer und letztendlich auch einen Teil der Philosophie von Bitzer aus. „Wir produzieren dort, wo der Markt ist und sind auf diese Weise sehr nahe an den Bedürfnissen des Kunden“, sagt Meyer. Und auch hier sind es wieder der persönliche Kontakt, die fachliche Überzeugungskraft und das Streben nach Perfektion, was am Ende darüber entscheidet, ob ein Produkt sich auf einem Markt durchsetzt oder nicht.

Wenn Helmut Meyer vom „Markt“ spricht, meint er damit nicht nur den Busmarkt, sondern das gesamte Transportgewerbe von Bahnklimatisierung über Containerkühlung bis hin zur Truck- und Trailer-Transportkühlung. Neben der Ausweitung der Präsenz in China, wo bereits im vergangenen Jahr mehr als 70.000 Aluminiumverdichter von Bitzer für mobile Anwendungen verkauft wurden, ist es vor allem der Truck- und Trailermarkt, in dem Helmut Meyer ein hohes Potenzial sieht. „Zuverlässig arbeitende Kältemaschinen in LKW sind auch hierzulande mittlerweile unerlässlich, aber immer noch nicht so verbreitet wie etwa in den USA“, sagt Meyer. „Wenn bei einem mit Lebensmitteln beladenen LKW mitten im Sommer das Kühlsystem ausfällt, kann das den Verlust der Lieferung und unter Umständen sogar den Ruin eines ganzen Unternehmens bedeuten.“ Meyer geht davon aus, dass dieser Markt weltweit innerhalb der nächsten fünf Jahre einen Aufschwung erleben wird. Das Ziel von Bitzer sei es zunächst, die Nummer drei in der Welt zu werden. Das nötige Know-how hat man durch den Kauf von Lumikko – einer auf den Truckund Trailerbereich spezialisierten Firma in Finnland – bereits an Bord geholt.

Produkte im Bereich der Kältemittelverdichter kommen natürlich nicht in der Frequenz auf den Markt, in der etwa Handys oder Computer erscheinen. Es gilt zahlreiche länderspezifische Regularien zu erfüllen, die individuellen Wünsche des Kunden zu prüfen und lange Forschungsund Testphasen zu überwinden. Erst dann kommt der Verdichter in den Verkauf – denn zum Beispiel der Ausfall der Klimatisierung kann, auch im Buslinienverkehr in heißeren Regionen, fatale Folgen haben. Mehrere Jahre Entwicklungszeit stecken in den halbhermetischen Scrollverdichtern des Typs ECH209Y für mobile Kälte- und Klimaanwendungen. Hierbei handelt es sich um einen Verdichter mit einer vom Fahrzeugmotor unabhängigen, stufenlosen Leistungsregelung, der die Motordrehzahl dem tatsächlichen Kältebedarf der Anlage anpassen kann. Das verbessert die Systemeffizienz und spart Energie. „Auf diesem Gebiet nehmen wir eine Vorreiterfunktion ein“, sagt Helmut Meyer.

Entspannung durch Salsa
Kältemittelverdichter werden weltweit nachgefragt. In den 40 Niederlassungen und 36 Tochterfirmen des im Jahr 1934 in Sindelfingen gegründeten Traditionsunternehmens arbeiten insgesamt 3.200 Mitarbeiter – von Bahrain bis Trinidad und Tobago und von Belgien bis Zimbabwe. Das führt natürlich dazu, dass Helmut Meyer etwa 35 Prozent seiner Arbeitszeit nicht an seinem Schreibtisch in Sindelfingen, sondern im Ausland verbringt. Das macht aber gar nichts, denn auf langen Flügen lässt sich vorzüglich Chinesisch pauken. Und außerdem hat Meyer auch noch eine Reihe anderer Hobbys, denen er zum Ausgleich, vor allem an Wochenenden, nachgeht. Zum Beispiel Mountainbike fahren. Zur allgemeinen Entspannung darf es aber auch gerne mal ein gutes Buch sein. Besonders interessant: Der Bitzer Director Sales der Transport Division tanzt für sein Leben gerne Salsa. „Das kann man in der Region um Stuttgart übrigens besonders gut.“ (sb)