„Ein total angesagter Youtuber“, sagt Peters, „den kennt man eigentlich.“ Das Online-Lexikon für alle Fälle bestätigt dies natürlich sofort. Kliemann ist vor allem für seine drei, teilweise preisgekrönten Youtube-Kanäle bekannt und hat 2016 auf einem alten Bauernhof im niedersächsischen Rüspel das Kreativprojekt „Kliemannsland“ umgesetzt. Finn Peters organisiert längst Ausflüge dahin und trifft damit voll den Nerv einer Generation, die, als Kunden zu gewinnen so manchem Busunternehmer eher schwer fällt.

Pfiffig ist er also, und selbstbewusst. „Ich bin zu Jahresbeginn offiziell als Geschäftsführer in unser Familienunternehmen eingestiegen mit dem Ziel, Busreisen zu revolutionieren“, macht er direkt klar. Etwas überambitioniert, kann man da schnell mal denken. Aber Finn Peters ist alles andere als ein abgedrehter Phantast. Vielmehr ist er ein junger Mann mit tollen Ideen, die er aber auch Stück für Stück und zielgerichtet umzusetzen weiß.

Wie viele Nachwuchsunternehmer in der Branche hat auch der 27-Jährige das Reisebus-Business im Familienbetrieb von der Pike auf kennengelernt. Peters-Reisen wurde bereits 1932 von Finn Peters Urgroßvater Matthias gegründet. Seine, wie er sie liebevoll nennt, „Bus-Oma“ Marie-Luise, Vater, Mutter, Onkel, Tante – alle ziehen seit Jahren an einem Strang und haben gemeinsam mit ihren langjährigen Mitarbeitern den Betrieb zu dem gemacht, was er jetzt ist.

Für den kreativen Norddeutschen war eigentlich schon früh klar, dass er mit in das Unternehmen einstiegen will und entsprechend hat er auch seinen beruflichen Werdegang gestaltet. Seine Eltern haben ihm aber immer freien Lauf gelassen und ihn zu nichts gezwungen. Darauf legt Finn Peters großen Wert und erzählt schmunzelnd eine kleine Anekdote aus seiner Kindheit. „So ab der fünften Klasse war ich mir eigentlich sicher, dass ich unseren Betrieb übernehmen will und das habe ich auch in der Schule kundgetan“, erinnert er sich zurück. Seine Klassenlehrerin habe schließlich seine Mutter zu einem Einzelgespräch zitiert und ihr nahegelegt, ihn wegen der Unternehmensnachfolge nicht so sehr unter Druck zu setzen. „Dabei haben meine Eltern immer gesagt, dass ich mein eigenes Ding machen soll.

Nach seinem Abitur ging Finn Peters zunächst für ein halbes Jahr nach Südafrika und arbeitete dort in einem Hotel. 2013 begann er ein BWL-Studium in Göttingen und machte parallel, direkt mit 21 Jahren, seinen Busführerschein. „Zwischendurch habe ich auch ein Praktikum bei Evobus in Ulm gemacht, um auch die Herstellerseite kennenzulernen“, berichtet er. In den Semesterferien half Peters zu Hause aus, organisierte Messen, richtete die Firmenwebsite neu ein und kümmerte sich um weitere Digitalisierungsprojekte. Die Digitalisierung liegt ihm überhaupt sehr am Herzen. Und so hat er auch seine Bachelorarbeit zum Thema „Digitalisierung in der Busbranche“ verfasst.

Auslandsaufenthalt in Kanada

Während seiner Recherchearbeiten dafür kam er mit Wolf Kohlberg in Kontakt, einem deutschen Gründer, der in Kanada die Online-Plattform „bus.com“ für Buscharterdienste ins Leben gerufen hat. Dieser lud Peters direkt ein, für zwei Monate in den nordamerikanischen Staat zu kommen. „Tja, aus zwei Monaten wurden dann fast zwei Jahre“, schildert Peters. Es habe ihm viel Spaß gemacht und sei ein absolutes Highlight gewesen, auch die amerikanische Busbranche kennenzulernen.

Seit Jahresbeginn ist Finn Peters nun, neben seinem Vater Horst und seinem Onkel Dirk, dritter Geschäftsführer. Während sich sein Onkel um die Finanzen und sein Vater sich um die Disposition und den Fuhrpark kümmern, zählt Finn Peters das Personal und die strategische Ausrichtung zu seinen Aufgaben.

Seinen Einstieg hatte er sich allerdings anders vorgestellt. Nur wenige Monate nach seinem Eintritt in die Geschäftsführung legte die Corona-Krise die Branche lahm. Aber Peters ist keiner, der die Hände in den Schoß legt. Er ist einer, der die Zeit nutzt und kurzerhand ein Startup gründet – zum einen, um die Krise zu überbrücken, zum anderen aber auch, um sich ein eigenes, zweites unternehmerisches Standbein aufzubauen.

Im August überlegte sich der 27-Jährige, „wenn die Leute nicht in den Urlaub fahren können, bringen wir ihnen eben den Urlaub nach Hause“ und stellte in Rekordzeit mit „Erinnerungsgold“ und den „Reiselust“-Boxen etwas Neues auf die Beine. Von der Idee bis zum Verkauf der ersten „Reiselust“-Box im Oktober dauerte es gerade einmal zwei Monate. Die ursprünglich ganz pragmatische Idee komme inzwischen sehr gut an, freut sich Peters. Sogar die NDR-Talkshow „Das!“ mit dem Roten Sofa berichtete bereits über die „Reiselust“-Boxen und inzwischen werden sie auch bei Edeka vor Ort verkauft.

„Reiselust“ für zu Hause

In diesen Erlebnisboxen versenden Finn Peters und sein Team von Peters-Reisen ein buntes, regionenbezogenes Potpourri an kulinarischen und außergewöhnlichen Reiseerinnerungen, die gleichzeitig aber auch zu Anregungen werden sollen. Beim Befüllen der Boxen setzt der Startup-Gründer ganz auf die Unterstützung seiner Busfahrer und Reiseleiter. „Die kennen die einzelnen Regionen in- und auswendig, wissen wo es außergewöhnliche Souvenirs gibt und haben die eine oder andere Anekdote zu berichten.“

Jeden Monat gibt es eine neue Box. Die erste brachte Reisesehnsüchtigen den Bayerischen Wald nach Hause und ist inzwischen sogar schon ausverkauft. Die aktuellste Auflage dreht sich natürlich rund um das Thema Weihnachten. Während man sich bisher thematisch auf Deutschland konzentrierte, sind künftig auch Reiselust-Boxen zu Marokko, Schottland oder dem Nordkap in Planung.

Natürlich weiß der Jungunternehmer, dass es auch wieder eine Zeit nach Corona geben wird. Hinter den Kulissen arbeitet er weiter an der Digitalisierung von Peters-Reisen, hat unter anderem die Business-Plattform „Microsoft Teams“ implementiert, um den Betriebsablauf effizienter zu gestalten, und entwickelt neue Ideen. Denn nach wie vor hat Finn Peters eine Vision: Er will „den Bus auf digitale Räder setzen und einfach einen jungen Drive in die Branche bekommen.“ Anita Faltermann