Die 106. Bus Blickpunkt-Leserreise führte im Oktober nach Leipzig. Die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH hatte dabei auch einen besonderen und für Busgruppen sehr interessanten Punkt ins Programm aufgenommen, den Besuch des „asisi Panometer“. Was ist ein Panometer? Ein Panometer ist ein Ausstellungsgebäude, in dem ein monumentales Panoramabild, ein Rundbild, verbunden mit einer dazugehörigen Ausstellung präsentiert wird. Die bisher in Panometern ausgestellten Bilder sind bis zu 32 Meter hoch und haben einen Umfang von maximal 110 Metern. Die Bilder reflektieren aktuelle bzw. historische Situationen oder zeigen besondere Naturerscheinungen.

Die Bilder sind eine Art Collage aus Skizzen, historischen Fotos, aktuellen Aufnahmen, gestellten Szenarien und werden harmonisch mit Pinsel und Farbe zusammengefügt und perspektivisch angepasst. Der Künstler Yadegar Asisi hat die Wiedergeburt des totgeglaubten Mediums aus dem 19. Jahrhundert ins Leben gerufen, die Techniken und Themen der Zeit angepasst und sein erstes Panorama 2003 in einem ausgedienten Gasometer in Leipzig („Everest“) realisiert. Aus den Worten Panorama und Gasometer entwickelt Asisi das Kunstwort Panometer.


„Leipzig 1813“ nach der Völkerschlacht
Das Leipziger 360°-Panorama im Panometer, das auf der Leserreise besucht wurde, trägt den Titel „Leipzig 1813“. Yadegar Asisi nimmt den Betrachter mit auf eine spannende Zeitreise in das historische Leipzig kurz nach dem Ende der Völkerschlacht 1813. Die Gäste erleben von einem 15 Meter hohen Besucherpodest eine täuschend reale Aussicht im Maßstab 1:1 auf das Leipzig längst vergangener Tage. Bei einer 15-minütigen Tag- und Nachtsimulation, untermalt mit einer passenden Geräuschkulisse, wird das Panorama geradezu lebendig. „Leipzig 1813“ wurde von Yadegar Asisi anlässlich des 200. Jahrestages der Leipziger Völkerschlacht von 1813 geschaffen. Das Panorama präsentiert jedoch kein Schlachtfeld aus kämpfenden oder getöteten französischen, preußischen, österreichischen, russischen oder schwedischen Soldaten, sondern Asisi zeigt die Handels- und Bürgerstadt Leipzig unmittelbar nach der Schlacht im Jahr 1813 in einer bedrängten Situation. Dieser Wendepunkt der europäischen Geschichte wird aus der Perspektive der Leipziger und ihrem Leben in Sorge und Not dargestellt.

Wer ist Yadegar Asisi?
Yadegar Asisi wurde in Wien als Sohn persischer Emigranten geboren, wuchs in Sachsen auf, studierte von 1973 bis 1978 Architektur an der TU Dresden, und lebt seit 1979 in Berlin (West), wo er ein Malereistudium an der Hochschule der Künste absolvierte. 2003 verwirklichte er erstmals in Leipzig seine Idee, historische oder aktuelle Ereignisse in Panoramabildern zu reflektieren. Was in einem denkmalgeschützten, ehemaligen Gasometer in Leipzig begann, hat sich seitdem zu einer Künstlerwerkstatt mit Panoramahäusern in derzeit drei deutschen Städten entwickelt. In Leipzig, Dresden und Berlin sind aktuell Riesenrundbilder von Asisi zu sehen. Im Gasometer in Pforzheim am Enzauenpark soll demnächst das Panorama „Rom312“ von Yadegar Asisi eröffnet werden. Ein exzellentes Busreiseziel.

Form-, Farbe und Pigmentlehre
Als Ausstellungsarchitekt von „Sehnsucht - Das Panorama als Massenunterhaltung des 19. Jahrhunderts“ in der Bundeskunsthalle in Bonn entdeckte Yadegar Asisi 1993 den Kunstraum Panorama für sich. Seitdem beschäftigt er sich mit den Möglichkeiten des Mediums Panorama und entwickelt die Kunstform kontinuierlich weiter. Als Absolvent des Studienfachs Malerei an der Hochschule der Künste in Berlin (heute Universität der Künste) berücksichtigt Asisi dabei ein akademisches Kunstverständnis. Er legt großen Wert u.a. auf Perspektive oder Form-, Farbe und Pigmentlehre. „Wer einen Gegenstand gezeichnet hat, hat ihn wirklich verstanden“, bekennt der Bewunderer der Renaissancemaler Andrea Mantegna und Leonardo da Vinci.


Fotoshootings mit Laiendarstellern
Im Dialog aus Wissenschaft und Kunst komponiert Asisi aus einem projektbezogenen Recherchearchiv von bis zu 50.000 Fotografien, Zeichnungen, Skizzen und Malereiarbeiten seine bildgewaltigen Panoramen. Zur „Materialsammlung“ führt er oft umfangreiche Recherche- und Fotoreisen zum jeweiligen Thema durch: z. B. nach Brasilien für „Amazonien“, in den Himalaya für „Everest“, nach Australien für „Great Barrier Reef“, in die Türkei und den gesamten Mittelmeerraum für „Pergamon“ oder aber durch deutsche und mitteleuropäische Lande für „Leipzig 1813“ oder das barocke „Dresden“. Zusätzlich werden nach einem Story-Board aufwändige Fotoshootings mit Laiendarstellern, Komparsen und weiteren Ausstattungselementen durchgeführt, um Szenenbilder zu erhalten, die Asisi in das architektonisch-topografische Grundgerüst des Panoramas einarbeitet.

Finalisierung per Hand und Pinsel
Mit viel Aufwand für szenische, historische, architektonische und topografische Details setzt Asisi die Werke anhand seiner Vorarbeiten und der Zuarbeiten seines etwa 15-köpfigen Kernteams aus unzähligen Bildebenen am Computer um, bevor sie auf drei Meter breite und 32 Meter lange Stoffbahnen gedruckt, konfektioniert und in den Rundgebäuden installiert werden. Auf dem Höhepunkt der Panorama-Entstehung, oft begleitet von einer einführenden Ausstellung, finalisiert der beseelte Panoramist die Riesenrundbilder von Hand mit Pinsel und Farbe am Ausstellungsort. Parallel werden Licht und Ton für die gewünschte Grundatmosphäre sowie die jeweiligen Tag- und Nachtsequenzen eingerichtet.