Fusionen sind in der Geschäftswelt gang und gäbe. Im privaten Bussektor aber eher unüblich. Die sich verändernden Rahmenbedingungen – nicht immer zum Vorteil der Branche – zwingen jedoch die Busunternehmen umzudenken und neue Wege zu gehen. Dazu gehört viel Mut, Innovationstrieb und Kompromissbereitschaft. Kein Wunder also, dass die Nachricht über den Zusammenschluss von drei traditionsreichen Busunternehmen aus dem baden-württembergischen Ostalbkreis die Branche aufhorchen lässt.

Zum 01. September 2018 fusionieren die Unternehmen Omnibus Mack, Omnibus Jakob sowie Omnibus Schuster und verschmelzen in der Mobilitätsgesellschaft „OKgo“ zu einer Aktiengesellschaft. Geplant war eine GmbH, aber die Vorteile einer AG hätten überwogen. „Der Markt verändert sich, sowohl im Linienverkehr mit den Ausschreibungen als auch im Reiseverkehr, erklärt Jutta Scheiger, Geschäftsführerin von Omnibus Mack dem Bus Blickpunkt gegenüber. Das sei der Hauptgrund für den Zusammenschluss gewesen. „Wir wollen uns weiterentwickeln“, sagt die Unternehmerin aus Ellwangen „wir haben alle jeweils mit über 20 Bussen eine ‚ungünstige‘ Unternehmensgröße – nicht richtig groß und auch nicht klein.“ Die wachsende Bürokratie sei kaum mehr zu stemmen. „In der Busbranche tut sich gerade einiges“, macht sie deutlich und ergänzt: „Entweder man wartet, bis es brennt, oder man unternimmt etwas in guten Zeiten.“ Für sie und ihre Partner konnte es in diesem Fall nur einen Weg geben: sich neu zu erfinden. 

Man hatte ähnliche Vorstellungen, also setzten sich Jutta Scheiger, Frank Schuster und Karl Jakob vor rund zwei Jahren an den Verhandlungstisch. Man habe zunächst einmal Chancen und Möglichkeiten gemeinsam abgewogen und diskutiert. Nachdem sich alle Parteien einig waren, packten sie die Gelegenheit am Schopfe und setzten sich professionell mit dem Thema auseinander. „Wir haben in Gesprächen gemerkt, dass unsere Vorstellungen und unsere Werte passen. Denn, wenn die Firmenphilosophie und die Vorstellungen unterschiedlich sind, kann man nicht gemeinsam in eine Richtung marschieren. Wir denken und ticken gleich“, beschreibt Scheiger die harmonische Geschäftsbeziehung. Zudem seien ihre Unternehmensstrukturen sehr ähnlich. Alle drei werden in der dritten Generation geführt und bestehen seit über 80 Jahren. Gemeinsam sind ihnen auch die Größe des Fuhrparks und die Zahl der Mitarbeiter. „Selbst wir Chefs sind ungefähr gleich alt“, sagt Scheiger erheitert. Die drei Firmenbesitzer haben in Heilbronn Verkehrsbetriebswirtschaft studiert.

Einfach war es wohl nicht in den vergangenen zwei Jahren. Die Bürokratie bei der Firmengründung sei die größte Herausforderung gewesen. „Man kann sich nicht vorstellen, an was man dabei alles denken muss und mit wem man sich abstimmen muss, damit der Übergang auch wirklich reibungslos laufen kann“, erinnert sich die Unternehmerin an die geschlagene Schlacht. Das Ergebnis: neuer Name, neue gemeinsame Marke. Eine weitere Hürde war die Namensfindung. Man habe sich diesbezüglich professionelle Unterstützung geholt. Das sei der allererste Schritt gewesen auf diesem gemeinsamen Weg. „Für uns war es von Anfang an klar, wenn wir es nicht schaffen, einen gemeinsamen Namen zu entwickeln, dann brauchen wir gar nicht erst weiterzumachen“, hebt sie die Bedeutung einer solchen Maßnahme hervor. Man muss kompromissbereit sein, betont Scheiger. „Eine Firma definiere sich ja nicht nur über den Namen, sondern vor allem darüber, was dahinter steht.“ 

Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Namen „OKgo Mobilitäts AG“? „OK steht erst einmal für den Ostalbkreis, in dem wir beheimatet sind. Natürlich verbindet jeder mit „OK“ auch: „es passt“ „es ist in Ordnung“, „es geht gut“, erläutert Scheiger. Und das „go“ stehe für Bewegung und Mobilität. Die schwäbischen Busunternehmen sind im Linien- und Reiseverkehr sowie teilweise auch im Lkw- und Container-Dienst unterwegs. Das gemeinsame Ziel ist, „uns auf dem Markt gut für die Zukunft aufzustellen und unsere Firmen, insbesondere unser Personal, in ein neues Zeitalter mitzunehmen. Damit sichern wir langfristig die Arbeitsplätze.“ Ist eine Zusammenarbeit dieser Art bundesweit einzigartig? In Norddeutschland gebe es bereits andere Formen des Zusammenschlusses. „Dort haben wir uns auch Rat gesucht“, sagt Scheiger. 

Im Vorstand der neuen Gesellschaft sind die Aufgabenbereiche ganz klar aufgeteilt. Jutta Scheiger wird für den Bereich Reisen und Marketing zuständig sein. Frank Schuster übernimmt den Bereich Linienverkehr und Karl Jakob das Personalmanagement. Die erfahrene Unternehmerin Scheiger ist seit 27 Jahren im elterlichen Betrieb tätig. Seit achtzehn Jahren ist sie Inhaberin. Scheiger ist sich sicher, diese oder ähnliche Arten von Zusammenschlüssen werden in Zukunft üblich sein. Die Standorte der Firmen bleiben erhalten und die bestehenden Linien werden wie gewohnt betrieben. Im Reiseverkehr wird es einen gemeinsamen Reisekatalog geben, der ein größeres Einzugsgebiet umfassen wird. Vorteile der Fusion werden vor allem in der Verwaltung spürbar sein, so Scheiger. Hier wird es deutliche Synergien geben, ist sie sich sicher. Weitere Vorteile werden Einsparung von Kosten und Zeit sein. „Wir wollen und können dann noch professioneller arbeiten und wir sind uns sicher, dass wir auf dem Markt von potenziellen Kunden und Mitarbeitern besser wahrgenommen werden. Bei Ausschreibungen werden wir auch eine vorteilhaftere Position als früher haben“, erklärt sie vorausblickend.