Mit der zunehmenden Bedeutung digitaler Technologien im Tourismus verändern sich auch die Anforderungen an die Unternehmen der Branche. Dadurch, dass Menschen heutzutage überall und ständig online sind, müssen Reiseveranstalter ihre Angebote online ergänzen und erweitern. Dazu bedarf es jedoch zunächst hoher Investitionen in die entsprechende Technik und das Marketing, weiß Sylvia Riedel, Geschäftsführerin von SZ-Reisen – einem Tochterunternehmen der DD+V Mediengruppe mit Sitz in Dresden.
In der Digitalisierung sieht die Touristik-Fachwirtin eine der größten Herausforderungen derzeit, eine Herkulesaufgabe. „In diesem Bereich findet ein gewaltiges Umdenken statt“, beschreibt sie. „Wir sind gerade dabei eine Software zu entwickeln, die einerseits so aufgestellt ist, dass sie den Bedürfnissen der Kunden entspricht, geleichzeitig aber auch auf die Bedürfnisse von SZ-Reisen zugeschnitten ist“, verrät sie. Das Ziel sei es, viele Prozesse schnellstmöglich zu optimieren und zu automatisieren, um die Produktivität der Mitarbeiter zu steigern und die Kreativität weiter zu fördern. Die Technik so zu verzahnen, dass man an den Kunden dran bleibt und zur rechten Zeit das passende Angebot unterbreitet, „bevor uns die ‚Onliner‘ abhängen“, verdeutlicht Sylvia Riedel mögliche Folgen der digitalen Welt und ergänzt: „Diesen Anforderungen müssen wir uns stellen, sonst sind wir schnell weg.“
Reise-Kataloge: "Die Gestaltung und Inhalte verändern sich"
Exemplarisch für den rasanten Wandel in der Reisebranche steht der klassische Reisekatalog. „Kaum ist der Katalog in Druck und schon ist die eine oder andere Reise nicht mehr aktuell, so Riedel. Die Gründe dafür können beispielsweise geänderte Flugdaten sein oder aber weltpolitische Ereignisse. „Das kann man im Katalog gar nicht umsetzen, so schnell und flexibel kann man gar nicht reagieren“, sagt sie. „Das kann man nur digital darstellen.“ Dennoch, ihrer Ansicht nach wird es den gedruckten Katalog immer geben. In welcher Form, das sei eine andere Frage. „Sicherlich werden sich die Formate, die Gestaltung und die Inhalte verändern. Und möglicherweise auch die Kunden-Ansprachen. Nichtdestotrotz, die Reise lebt von Emotionen. Und diese kann man im Katalog besser abbilden. Außerdem denke ich, über den Katalog kann man seine eigene Marke viel besser kommunizieren.“
Wie hat SZ-Reisen eigentlich ihre Kataloge den sich wandelnden Bedürfnissen ihrer Kunden angepasst? „Wir lassen Reisebeschreibungen in unseren Katalogen journalistisch begleiten. Mit fesselnden, journalistischen Inhalten machen wir jede Reise in unserem Katalog für unsere Kunden erlebbar und erzeugen damit Neugier“, beschreibt Riedel ihre Strategie. Klar strukturiert und übersichtlich den Katalog produzieren, sowie mit spannenden Überschriften den Kunden in den Reisetext reinziehen und mit auf die Reise nehmen – das empfiehlt sie auch Busunternehmern. „Der Katalog ist die Liebe zum Detail“, bringt sie auf den Punkt.
Reisen - Hobby zum Beruf gemacht
Sylvia Riedel ist in Sachsen geboren und aufgewachsen. Während ihres Pädagogikstudiums hat sie das Reisen für sich entdeckt. Sie hat damals schon Reisegruppen betreut, die aus Ungarn, Polen oder Tschechien nach Dresden reisten. Nach der Wende ging sie der Tätigkeit als Reiseleiterin weiterhin nach. Dann studierte sie und machte einen Abschluss als Touristik-Fachwirtin. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, schwärmt sie. „Ich bin mit Leib und Seele Touristikerin, betont Riedel. Nach der Wende kam sie sowohl privat als auch geschäftlich viel rum. Sie stieg bei einem Busunternehmer ein und arbeitete zehn Jahre lang dort – sowohl im Büro, sowie als Reiseleiterin. So war sie europaweit und später weltweit unterwegs. „Da habe ich das notwendige Gefühl für den Kunden und seine Bedürfnisse entwickeln können.“ Im Zeitalter der Digitalisierung sei dies ein sehr wichtiger Faktor. Die Kundenbindung und der persönliche Aspekt seien nach wie vor von unschätzbarem Wert.
Sie ist seit 2003 bei SZ-Reisen beschäftigt. Damals habe sich die DD+V Mediengruppe entschieden, einen eigenen Reiseveranstalter auf die Beine zu stellen und sei an sie herangetreten mit dem Angebot, das die Leitung des Produktmanagements zu übernehmen. Was sie dann auch tat. Lange Zeit war sie außerdem als Prokuristin tätig, bevor sie dann 2015 die Geschäftsführung von SZ-Reisen GmbH übernahm. „Heute haben wir große Zuwächse“, freut sich Sylvia Riedel. Wir waren schon immer der Meinung, dass sich Qualität auszahlt. Bei uns gibt es keine Lockangebote. Wir sind auch nie in die Billigschiene verfallen. Wir haben von Anfang an auf Qualität gesetzt und waren uns sicher, das wird sich auszahlen. Und genau das schätzt unser Kunde heute“, konstatiert sie.
Aktivreisen ist der Trend
Die Bustouristik stellt die Haupteinnahmequelle des Unternehmens dar – 50 Prozent des Umsatzes wird nach wie vor über das Busgeschäft generiert. Aber, und genau das sei auch ihre Geschäftsidee gewesen, um andere Kunden/andere Klientel zu gewinnen, hat sie gemeinsam mit ihrem Team den Flugbereich ausgebaut, der sich sehr gut entwickelt habe. „Der Busbereich ist nach wie vor wichtig, aber hier erreicht man nur eine gewisse Klientel“, erläutert die Geschäftsführerin. Im Flugbereich habe man einfach deutlich mehr Möglichkeiten, die Zielgruppe 50+ zu gewinnen. Auch der Kreuzfahrtbereich wachse beachtlich. Aktuell sei SZ-Reisen dabei, ihre Nischenprodukte auszubauen. „Aktivreisen ist für mich ein ganz großes Thema – das ist ein Trend, der sich stets weiterentwickelt. Wir erzielen in diesem Bereich hohes Wachstum“, berichtet sie. Das Portfolio von SZ-Reisen ist groß. Ein weiterer Bereich ist, maßgeschneiderte Gruppenreisen. 2016 hat der Reiseveranstalter einen Katalog für Vereine herausgegeben, der sich gezielt an Reisebüros richtet. Reisebüros und Firmen können sich in diesem Katalog Anregungen holen. Das sind andere Reisen als die, welche im Hauptkatalog ausgeschrieben sind. Sylvia Riedel bezeichnet diese als handverlesene Reisen, die nach den Wünschen der Kunden zusammengestellt werden. „Das ist auch ein Geschäftsmodell, an das ich glaube, und das wir auch weiter ausbauen werden.“ An Ideenreichtum mangelt es der Geschäftsführerin nicht. Viele andere innovative Ideen sind bereits in der Pipeline. Askin Bulut