Fischzubereitung als Grund für eine Busreise? In Bremerhaven wird diese Frage klar bejaht, hier zieht das Seefischkochstudio im Schaufenster Fischereihafen Jahr für Jahr viele Besucher in seinen Bann. In den letzten Jahren sind jeweils rund 12.000 Gäste den ebenso lehrreichen wie unterhaltsamen Kochshows gefolgt. Seit 1927 agiert die in Deutschland wegen ihrer Größe und Themen-Fokussierung einzigartige Schauküche als Botschafterin für Fisch. In diesem Jahr präsentierte sich das Seefischkochstudio neu: mit modernisiertem Konzept, erweitertem Programmangebot und dem neuem Küchenmeister Ralf Harms. Sogar ein neues Gebäude gibt es. Dessen außergewöhnliche Fassade in Schuppen-Optik ist ein echter Hingucker.

Geschrotete Kakao-Bohnen und Amaranth-Popkorn
Wie unterhaltsam und lehrreich es sein kann, die Zubereitung von Fischgerichten zu erleben, beweist Küchenmeister Ralf Harms seit dem 1. Oktober 2013, seinem ersten Tag im Seefischkochstudio. Eine große Show zu machen ist seine Sache nicht, wohl aber aus dem Nähkästchen zu plaudern und allerlei Tricks zu verraten. So legt er bei seinen Rezepten größten Wert auf raffinierte, zeitgemäße und nachhaltige Lebensmittel und Produkte, die in jedem guten Lebensmittelmarkt, Bio-Laden oder auch Asia-Shop gekauft werden können. Gern gibt er seine Bezugsquellen preis und freut sich, wenn seine Vorführungen das Interesse der Gäste am Lebensmittel Fisch verstärken. Denn: Ob in der Salzkruste, Folie oder im Kochbeutel gegart, gebraten, gebacken, gegrillt, gedünstet – Fisch lässt sich äußerst abwechslungsreich zubereiten. Wie sehr, das zeigt Ralf Harms in seiner rund einstündigen Vorführung, die in der Regel täglich durchgeführt wird. Das Ziel: Zu beweisen wie einfach und schnell ein leckeres Fischmenü aus frischem, tiefgekühltem oder geräuchertem Fisch zubereitet werden kann. Dass einfach nicht banal heißt, beweisen Zutaten wie Bananenblatt, geschrotete Kakao-Bohnen oder Amaranth-Popkorn, für die sich der Küchenchef begeistert. Neu ist, dass die Gäste in seine Ausführungen integriert werden und selber auch mal Hand anlegen. Damit das Erlebte auch Daheim gelingt, bekommt jeder Besucher ein aktuelles Rezeptheft zum Nachkochen. Da traditionell vor allem Gruppen die Kochshow als Reiseziel oder als Baustein ihres Bremerhaven- Besuches buchen, bildet das gemeinsame Essen eines kalt-warmen Fisch-Buffets in den Räumlichkeiten des Seefischkochstudios den geselligen Abschluss.

Fischseminare für Profis und Laien
Bislang standen in der 87-jährigen Geschichte des Seefischkochstudios allein die Küchenmeister am Herd und zeigten, wie abwechslungsreich Hering, Kabeljau, Lachs und Co aufgetischt werden können. Das ändert sich mit dem neuen Konzept. Nicht nur in den sogenannten „Kochshows“ werden die Besucher zur aktiven Teilhabe aufgefordert, auch Fischseminare für Profis und Laien sind neu im Programm. Gemeinsam wird in kleinen Gruppen von maximal 16 Personen frischer Fisch an zwei hochwertig ausgestatteten Küchenblöcken zubereitet und an passend dekorierten Tischen verzehrt. Im rund drei bis sechsstündigen Workshop lernen die Teilnehmenden alles über bestimmte Fische. Sie werden über Qualitätskriterien informiert, auf die beim Einkauf zu achten ist. Und vor allem: Gemeinsam zu schnippeln, zu brutzeln und zu essen vertieft den Teamspirit einer Gruppe.

Der neue „Herr der Reusen“ kommt von der Küste
Für den neuen Küchenmeister, Ralf Harms, kam von Anfang an nur „Koch“ als Beruf infrage. 1969 in einem kleinen Ort bei Bremerhaven geboren, ist Ralf Harms die Karriereleiter hinter dem Herd konsequent hochgeklettert: Seine Ausbildung fand in einem beliebten Ausflugsrestaurant im Bremerhavener Umland statt, danach folgten Karriereschritte in zwei renommierten Bremerhavener (Fisch-)Restaurants, bevor er die letzten 15 Jahre in seinem Ausbildungsbetrieb als Küchenmeister wirkte. In eben dieser Position holte ihn das Seefischkochstudio in seiner nahezu 90-jährigen Geschichte als achten „Herrn der Reusen“.

Schindeln mit Edelstahl schillern wie Schuppen
Noch ein Wort zum neuen Gebäude: Es sieht nach Fisch aus. Oberhalb raumhoher Glasflächen erzeugen Schindeln aus galvanisch beschichteten Edelstahlblechen einen schillernden Effekt, der an Fischschuppen erinnert. Die Wirkung wird noch dadurch verstärkt, dass die Fassadenelemente minimal unterschiedlich geneigt sind und sich somit das Licht ungleich in ihnen bricht. Der Bau erweitert das vorhandene Forum Fischbahnhof im Schaufenster Fischereihafen, der „Fisch-Meile“ im Süden Bremerhavens. Diese einmalige maritime Attraktion ist im historischen Teil des über 100 Jahre alten Bremerhavener Fischereihafens Ende der 1990er Jahre entstanden und wird wegen seines abwechslungsreichen Angebotes aus Unterhaltung, Gastronomie, Information und Übernachtungsmöglichkeiten gleichermaßen von Touristen wie Einheimischen geschätzt. Auch hier ist Fisch das große Thema: In der authentischen Umgebung einer historischen Fisch-Packhalle nehmen die Besucher Einblick in die Beund Verarbeitung von Fischen, genießen und kaufen sie Fisch und erfahren alles Wissenswerte rund um „Neptuns Reich“. Dass die große Zeit der deutschen Hochseefischerei vorbei ist, ist in Bremerhaven nur in den Hafenbecken zu sehen – dennoch finden sich im Areal des Fischereihafens heute noch viele kleine und große Fischfirmen und Unternehmen, die das Rückgrat des Bremerhavener Fischereihafens bilden und von denen einige internationale Bedeutung haben und als Marke bekannt sind. (Dörte Behrmann)