Vom Lehrer zum Busunternehmer – Ralf Böttigheimer hat eine für die Busbranche eher außergewöhnliche Berufslaufbahn. Er war 16 Jahre lang als Lehrer tätig, bevor er die beruflichen Segel neu setzte und die sicheren Gefilde eines Beamtendaseins verließ, um Busreiseveranstalter zu werden. In Berührung mit der Busbranche kam er zum ersten Mal während seines Studiums in Karlsruhe. Er war zu jener Zeit bereits im Besitz eines Lkw-Führerscheins, den er bei der Bundeswehr erworben hatte. Neben seinem Studium arbeitete er bei Mercedes-Benz in Wörth und führte dort Überführungsfahrten mit Lkw und Bussen durch. „Da habe ich Blut geleckt“, erklärt Böttigheimer. Vor etwa sechs Jahren, da war er noch als Lehrer beschäftigt, packte ihn die Sehnsucht und er erinnerte sich, wie viel Spaß er dabei hatte. Er fackelte nicht lange, meldete sich in einer Fahrschule an und machte den Busführerschein der Klasse D/DE, der ihn inzwischen auf ungewöhnlichen Wegen bis zum Sieg im Mercedes-Benz Contest „Stern sucht starke Typen!“ führte.

Während dieser Zeit entstand dann auch der Kontakt zu einem Busunternehmer in Schwäbisch Hall, bei dem er noch bis vor einem halben Jahr tätig war. „Den Reiseverkehr gibt es aber in der Form im Unternehmen nicht mehr“, erklärt Böttigheimer. Sein eigentliches Ziel war es, diesen auszugliedern und selbstständig weiterzuführen. Als er dann im Januar vergangenen Jahres vor der Entscheidung stand, ob er es alleine wagen soll, beschloss er es nicht zu tun. „Es war mir dann doch zu heikel“, gesteht er. Er wollte nicht ganz allein mit einem Bus in Schwäbisch Hall den Reiseverkehr bedienen. „Unabhängig vom finanziellen Risiko war das Hauptproblem, dass ich niemanden hatte, der beispielsweise im Krankheitsfall hätte einspringen können“, begründet er seine Entscheidung. Das Konzept Contempi-Reisen gab es da schon. Also machte er sich auf die Suche nach größeren Busunternehmen aus der Region, die bereit waren, sein Konzept zu unterstützen. Fündig geworden ist er dann bei der Firma Ernesti Bustouristik in Güglingen-Frauenzimmern im Landkreis Heilbronn. „Ich bin dort zwar angestellt, agiere aber eigenständig in Schwäbisch Hall und kann, wenn nötig, auf die Unterstützung eines starken Teams vertrauen“, sagt Böttigheimer.

Seit 01. November 2017 gehört Contempi-Reisen als Marke zur Ernesti Bustouristk unter deren Namen er einen Außenstandort in Schwäbisch Hall leitet. Die Idee zu Contempi-Reisen ist im ersten Jahr seiner hauptberuflichen Tätigkeit in der Bustouristik entstanden. Ihm ist aufgefallen, dass der klassische Busreiseverkehr in erster Linie Menschen im Ruhestand anspricht. Die Programme seien auf Menschen zugeschnitten, die in kurzer Zeit möglichst viel erleben wollen, ein Programmpunkt jagt den nächsten. Das sei aber so von dieser Klientel erwünscht und sie seien damit glücklich. Das Konzept funktioniere ja auch. Er wollte aber ein eigenes Konzept entwickeln und versuchte in Gesprächen mit den Reisegästen rauszufinden, was im Rahmen einer Busreise sonst noch denkbar wäre. Zu hören war: weniger Programm, weniger Hektik und mehr Zeit für sich. Damit war dann die Idee für Contempi-Reisen geboren. 

Das Konzept von Contempi beschreibt Böttigheimer kurz und knapp als Kombination aus den Vorzügen des Individualtourismus mit den Vorzügen der Bustouristik. Damit möchte er eine Zielgruppe erreichen, die noch berufstätig ist, aber keine Muße hat, sich selbst um ihren Urlaub zu kümmern. Die Contempi-Reisen sind so konzipiert, dass ungewöhnliche Ziele angesteuert werden. Im Herbst dieses Jahres führt beispielsweise eine Reise in die Hohe Tatra. „Dabei haben die Gäste jeden Tag ausreichend Zeit, eigenen Interessen nachzugehen“, so Böttigheimer. Seine Reisen werden durchgehend von ortskundigen Reiseleitern begleitet. Die Gruppengröße ist maximal auf 30 Personen begrenzt. Ziel sei es aber mit einer Gruppengröße von 20 Personen unterwegs zu sein, um dem individuellen Charakter der Reise gerecht zu werden. Bei einer Städtereise z.B. gibt es vormittags Programm und nachmittags haben die Reiseteilnehmer Zeit zur freien Verfügung. Auch abends sitzt die Gruppe nicht immer zusammen bei gemeinsamen Abendessen, um auch hier Raum und Zeit für eigene Wünsche und Ideen einzuräumen.

Auf seinen Reisen werden Ziele angesteuert, die bei einer klassischen Busreise beispielsweise nicht zu finden seien. Vor einiger Zeit ging es auf eine Reise ins Baltikum. Eine klassische Reise würde von Tallinn nach Riga und dann weiter nach Vilnius oder Klaipėda führen. Nicht aber bei Contempi. Er verbrachte mit seiner Gruppe drei Tage auf den Ostsee-Inseln. „Da fährt sonst keiner hin und man trifft da auch keine Gruppen, sondern Individualreisende“, erklärt er den Unterschied zu klassischen Busreisen. Ihm ist es gelungen, mit diesem Konzept eine Zielgruppe anzusprechen, die nicht busaffin ist. „Das sind eher Individualisten“, schildert Böttigheimer. „Die meisten haben den Weg zum Bus noch nicht gefunden, sondern sind Neueinsteiger“, beschreibt er seine Kunden. Das seien in der Regel Menschen, die, wie er aus den Gesprächen rausgehört habe, mit Wohnmobilen unterwegs seien. Also Leute, die normalerweise unabhängig reisen, aber hier eine interessante Alternative gefunden haben.