Er lernte sein Handwerk in einem Autohaus, wollte immer in den Lkw-Bereich wechseln und landete letztendlich bei Omnibussen. Manchmal kommt es eben anders als man denkt. Doch wenn Kevin Lampert etwas anpackt, dann richtig. Aus diesem Grund ist der gelernte Kfz-Mechaniker aus Liechtenstein nun auch BusTech Master 2017.
Seit Kindheit an ein Fan von Lastwagen
Wenn Kevin Lampert aus seinem kleinen Büro blickt, kann er schneebedeckte Berge sehen. Ein Traum für jeden Städter. Für den 30-jährigen Service-Mitarbeiter der Altherr AG ist das ein alltäglicher Anblick. Denn die Nutzfahrzeug-Werkstatt liegt in Schaan und damit im Fürstentum Liechtenstein. Hier ist er in der Gemeinde Triesen geboren und aufgewachsen und hier nahm er auch zum ersten Mal einen Schraubenschlüssel in die Hand. In einer Autogarage im Hauptort Vaduz ließ er sich von 2002 an vier Jahre lang zum Kfz-Mechaniker ausbilden. Neun Jahre lang arbeitete er im Pkw-Bereich und zwar so lange, bis er „die Nase voll hatte“. Denn insgeheim schwärmte Kevin Lampert schon von früher Kindheit an von Lastwagen. Diese heimliche Liebe wurde ihm quasi vom Vater in die Wiege gelegt, denn der Brummifahrer nahm seinen Sohn in den Schulferien mit auf Tour durch Liechtenstein und die angrenzende Schweiz. 2011 nutzte Kevin Lampert die Gelegenheit und bewarb sich bei seinem jetzigen Arbeitgeber - im Lkw-Bereich. Und das obwohl er bis dahin ausschließlich Erfahrung bei Personenwagen sammeln konnte. Berührungsängste kannte der Liechtensteiner jedoch nicht: „Wenn man will, dann geht das schon.“ Kevin Lampert wollte und wurde genommen. Doch die Liaison mit Lkws währte nicht lange, denn just in diesem Jahr wurde die Altherr AG Partnerbetrieb der Service- und Dienstleistungsmarke Omniplus von Daimler Buses. Aus diesem Grund suchte die Geschäftsführung zwei Mechaniker, die sich um die Reparatur und Wartung von Bussen der Daimlermarken Mercedes-Benz und Setra kümmern. Auch Kevin Lampert wurde gefragt und sagte ja: „In der Probezeit kann man ganz schlecht etwas ablehnen.“ So bekam er den Job und sattelte daraufhin drei Monate auf Omnibus-Technik um. Er kniete sich richtig hinein und ist nun sogar der verantwortliche Leiter der Busabteilung. Seit ein paar Jahren ist er zudem auch stolzer Besitzer des Bus-Führerscheins: „Ich bin in meiner Freizeit schon oft und gerne als Fahrer in einen Bus gestiegen und habe Reisende zum Beispiel zum Züricher Flughafen und zu Kreuzfahrtschiffen nach Genua gebracht.“
Ein überraschender "Oscar"-Gewinn bei der BusTech
Ob es um defekte Druckluftanlagen oder gerissene Keilriemen geht oder ob man den Motor eines Linienbusses komplett zerlegen und wieder zusammensetzen muss - in seinem Bereich kann man Kevin Lampert nichts mehr vormachen. Keiner. Das beweist auch die Urkunde, die in seinem Büro hängt und der goldene „Oscar“, der in der Reparaturannahme seinen Ehrenplatz gefunden hat. Beide stehen für den Gewinn der BusTech Challenge 2017. Insgesamt 768 Teilnehmer aus ganz Europa gingen im Sommer vergangenen Jahres an den Start der internen Omniplus Olympiade für Busmonteure. In drei Vorrunden mussten die Mitarbeiter an ihren Standorten einen vielschichtigen Online-Fragenkatalog rund um den Omnibus und dessen Funktion, Wartung und Reparatur beantworten. Kevin Lampert gewann für die Schweiz. Bei der Endausscheidung in Neu-Ulm stellten die 16 jeweiligen Landessieger dann ihr praktisches Können unter Beweis. An verschiedenen Stationen erstellten sie unter anderem Fehlerdiagnosen, behoben Störungen an Türsteuerungen, tauschten Kraftstoff- Hochdruckpumpen aus und lackierten Karosserieteile - immer unter den Augen von Service- Spezialisten, die pro Aufgabe ein strenges Zeitlimit vorgaben. Keine leichte Sache, doch am Ende reckte eben Kevin Lampert den begehrten Pokal des Wettbewerbs in die Höhe. Obwohl der Mechaniker in lockerer Haltung die Herausforderung annahm, überraschte ihn der Sieg dann doch: „Dabei sein ist alles. Doch am Schluss bin ich dann fast schon erschrocken.“
Gänzlich unerschrocken wird der 30-Jährige auch zukünftig seinen Job verrichten, und dies manchmal auch zu ungewöhnlichen Zeiten. So wie vor einigen Wochen, als er mitten in der Nacht zu einem Linienbus gerufen wurde, der auf 1.600 Meter Höhe liegengeblieben war. Auch wenn Busse mit größeren Reisegruppen auf der Autobahn liegen bleiben, ist es für den Service-Spezialisten wichtig Ruhe zu bewahren. Eine Eigenschaft, die er auch bei der freiwilligen Feuerwehr seines Heimatortes gelernt hat, bei der sich nach Feierabend oder eben an den freien Wochenenden engagiert: „Dort heißt es vor einem Einsatz immer: Stehe still und sammle Dich.“ Dies macht er auch tagtäglich bei einem Pannenfall: „Ich versuche bereits am Telefon die Lösung eines Problems zu finden. Dies ist natürlich nicht immer möglich, da die Angaben zum Schaden oftmals nicht korrekt weitergegeben werden. Wichtig ist jedoch, dass man im Vorfeld weiß, ob man mit dem Werkstatt- oder gleich mit dem Abschleppwagen anrücken muss.“
"Du musst von den Produkten überzeugt sein!"
Manchmal sind es auch nur banale Vorfälle, für die Kevin Lampert nur eine gut gefüllte Gießkanne benötigt. So wie vor ein paar Wochen, als ein Linienbus am Bahnhof in Sargans stehen geblieben war. Diagnose: Leerer Tank. Doch für seinen Beruf und vor allem für Omnibusse gibt er jederzeit volle Pulle: „Du musst von den Produkten, mit denen Du arbeitest, überzeugt sein. Auch die besten Busse gehen einmal kaputt. Deswegen sind sie trotzdem gut“, sagt Kevin Lampert, der auch auf seine Arbeit stolz ist: „Mein Beruf ist auch ein Stück weit mein Hobby. Man muss das, was wann tut, gerne tun.“ Bei diesem Anblick vor dem Fenster fällt das bestimmt leicht. Stefan Loeffler