Dass er mal auf der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin an einem Messestand mit norwegischem Landschaftspanorama über Fähren plaudern würde, hätte Friedrich Schweitzer, Geschäftsführer der Fjord Line GmbH mit Sitz in Ribnitz-Damgarten, zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn wohl nicht gedacht. Der Weg zur Fähre begann für Friedrich Schweitzer in einem Swimmingpool in Kenia. Doch der Reihe nach. Frankfurt am Main in den achtziger Jahren: Hier, in seiner Geburtsstadt, nahm der junge Friedrich Schweitzer zunächst ein Geographie-Studium auf, was er 1991 in Trier beendete.

Geographie-Studium in Frankfurt am Main
Darauf folgten Südafrika, Mauritius und Brasilien, denn nach dem Studium fand Friedrich Schweitzer einen Job als Hotel-Marketingassistent bei einer Agentur, die für diese Destinationen zuständig war. Hier vollzog sich auch der Schritt hin zum Gruppengeschäft. Schon bald war er für die Akquise von Gruppen zuständig. Mit dieser Tätigkeit waren natürlich auch einige Reisen in die entsprechenden Länder verbunden. „Hier habe ich festgestellt, dass mir die Bereiche Außendienst und Vertrieb und auch die Destinationen, um die ich mich zu kümmern hatte, ganz gut gefielen“, sagt Friedrich Schweitzer. Naheliegenderweise hatte auch sein nächster Job als Regionalleiter beim African Safari Club mit der Destination Afrika zu tun. Hier war Schweitzer für die Betreuung von Reisebüros zuständig. In der Zwischenzeit, wir befinden uns im Jahr 1994, hatte sich an der Ostsee die Deutsche Fährgesellschaft Ostsee (DFO), der Vorläufer von Scandlines, gegründet. Friedrich Schweitzer urlaubte gerade in Kenia, als er von einem ehemaligen Kollegen darüber informiert wurde, dass man bei der DFO einen Verkaufsleiter suche. Zu diesem Zeitpunkt sei er von der Fähre noch nicht so ganz überzeugt gewesen, gibt Friedrich Schweitzer lachend zu Protokoll. 1996 ging es für ihn nach Rostock.

Drei Schreibtische und ein Handy
Bis zu seinem heutigen Job war es aber immer noch ein Stück, denn über mehrere Umwege gelangte er an den Posten des Hafenmanagers des neuen Hafens von Rostock. „Man darf sich das nicht so vorstellen, wie das zum damaligen Zeitpunkt in großen, etablierten Häfen der Fall war“, sagte Schweitzer. „Wir hatten drei Schreibtische und ein Handy, das war’s, aber so haben wir damals eben gearbeitet.“ Inzwischen, wir haben die Grenze zum neuen Jahrtausend passiert, haben die Fähren Einzug am Rostocker Hafen gehalten, ab 2001 fuhr Superfastferries von dort aus unter anderem nach Finnland und Schweden. Da klingelte wieder das Telefon im Hause Schweitzer. Dieses Mal war ein Headhunter dran, der im Namen der NSA Norwegischen Schifffahrts-Agentur (jetzt Hurtigrouten) aus Hamburg einen Product Manager für den Neukunden Fjord Line suchte. „Können Sie am Montag in Hamburg sein?“, hieß es am anderen Ende der Leitung. Friedrich Schweitzer war gerade verhindert, versprach aber am Dienstag vor Ort zu sein. So kam Friedrich Schweitzer im Jahr 2003, damals noch unter dem Dach der NSA Norwegischen Schifffahrt-Agentur, zu Fjord Line und die Hansestadt Hamburg wurde seine nächste Lebensstation. 2006 trennten sich Fjord Line und die NSA jedoch voneinander, und Friedrich Schweitzer verlor zunächst seinen Job. Der darauf folgende Weg führte ihn in die Selbstständigkeit, gemeinsam mit seiner Frau Regina gründete er ein Unternehmen namens MVP Travel mit dem Ziel, eine eigene Generalagentur für Fjord Line in Deutschland zu etablieren, damals mit einem Team aus fünf Mitarbeitern. Das Vorhaben gelang, denn ab 1. Oktober 2006 wurde die Neugründung MVP Travel von Fjord Line als Generalagent für den deutschsprachigen Markt verpflichtet, auf Schweitzers Wunsch wurde der Firmensitz in die Nähe von Rostock gelegt. Hier in Ribnitz-Damgarten, gelegen auf halbem Weg zwischen Rostock und Stralsund, arbeitet heute die Fjord Line GmbH, die mit der MS Bergensfjord und der MS Stavangerfjord zwei brandneue mit modernem Flüssiggas ausgestattete Kreuzfahrtfähren vom dänischen Hirtshals aus nach Stavanger, nach Bergen, nach Kristiansand und nach Langesund schickt.

"Wir wollen unsere Gäste nicht einsperren"
„Der Trend geht inzwischen wieder in Richtung von Schiffen, wo man merkt, das man auch auf einem Schiff ist und nicht in einer fahrenden Stadt“, findet Friedrich Schweitzer. „Die Leute wollen auch mal raus aufs Deck und die Meeresluft und die Aussicht genießen.“ Eine Fähre sei heutzutage eben nicht nur eine Fähre, sondern auch ein Kreuzfahrtschiff. „Wenn man sich die Fähren früherer Tage anschaut, waren die doch sehr ‚basic‘ und eher auf die Überfahrt, auf das Vergnügen an Bord ausgerichtet“, sagt Schweitzer. „Das neue Kreuzfahrt- Feeling ist meiner Meinung nach eine Mischung aus Schifffahrt und Erlebnis. Wir wollen unsere Gäste nicht einsperren.“ Aus diesem Grund seien die beiden neuen Kreuzfahrtfähren so gebaut, dass man gut nach draußen schauen und schnell auf die Aussichtsdecks gelangen könnte. In den Überlegungen des Geschäftsführers der Fjord Line GmbH und auch in denen vieler Reisender spielt natürlich auch der Aspekt „Umwelt“ eine immer wichtigere Rolle. Die MS Stavangerfjord und die MS Bergensfjord halten bereits jetzt die strengen EU-Vorschriften ein, die künftig in Bezug auf die Senkung des Schwefelgehalts gelten werden.

Reiten im Sommer, Skilaufen im Winter
Wenn Friedrich Schweitzer mal nicht über Fähren redet oder mit ihnen zu tun hat, macht er übrigens auch sonst noch allerlei interessante Sachen. „Meine Entspannung finde ich im Alltag mit unserem 1-jährigen Schäferhund „Otto“ auf den Spaziergängen und bei seiner Erziehung. In den Sommermonaten gehen meine Frau und ich fast jedes Wochenende reiten, wobei wir kein eigenes Pferd besitzen. Und neben der Haupturlaubsreise versuchen wir einmal im Jahr Skilaufen zu gehen. Und last but not least sind unsere Enkelkinder Leah- Sophie (10) und Max-Finley (1¾) immer wieder gerne bei uns gesehen.“ (sb)