Der VCD-Landesvorsitzende fühlte sich angesichts der Ergebnisse des ÖPNV-Erreichbarkeitsindex des Vereins „Allianz pro Schiene“ dazu ermutigt, die Kommunalisierungskeule zu schwingen. Diesem Erreichbarkeitsindex zufolge mussten im vergangenen Jahr 17,6 Prozent der Bayern mehr als 600 Meter zur nächsten Bushaltestelle oder mehr als 1,2 Kilometer bis zum nächsten Bahnhof mit mindestens 20 Abfahrten pro Tag laufen. Im Vergleich deutscher Bundesländer belegte Bayern damit den vorletzten Platz.

Dass der Nahverkehr in Bayern auf dem Land zu wünschen übrig lasse, sei ein Ergebnis der Finanzierungsstrukturen, sagte Gerd Weibelzahl, Nahverkehrsexperte des VCD Bayern. In ländlichen Regionen werde Busverkehr oft nur aus Fahrgeldeinnahmen finanziert. „Entsprechend fahren die Busse fast nur die ertragreichen Schülerverkehre. Ein funktionierender öffentlicher Nahverkehr für alle ist das nicht.“

„Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist in Planung, Organisation und Durchführung eine unternehmerische Aufgabe. Dieses im deutschen Personenbeförderungsgesetz (PBefG) verankert und seit Jahrzehnten bewährte Prinzip muss unbedingt erhalten und geschützt werden. Es garantiert einen effizienten und bezahlbaren ÖPNV sowie eine in Europa einzigartige funktionierende mittelständische Unternehmensstruktur im ÖPNV“, stellte der Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmer (LBO) klar.

Die rund 1.000 privaten Verkehrsunternehmen seien im Flächenstaat Bayern die Garanten für ein funktionierendes Nahverkehrssystem mit Bussen“, verdeutlichte der Verband und wies darauf hin, dass „eigenwirtschaftlich betriebene – und damit den Steuerzahler entlastende – Verkehre“ erhalten werden müssen.

„Der vom VCD hergestellte Vergleich zwischen der Erreichbarkeit in Städten in Metropolregionen und mäßig besiedelten Flächenlandkreisen hinkt gewaltig. Gerade das zwingend mit der Eigenwirtschaftlichkeit verbundene Unternehmertum ist es, das leistungsfähige und nutzerorientiere Verkehrsstrukturen sicherstellt“, betonte LBO-Präsidentin Sandra Schnarrenberger. LBO-Geschäftsführer Stephan Rabl ergänzte: „Ohne privatwirtschaftliches Engagement würden die Kosten im ÖPNV explodieren. Im Übrigen braucht es keine Kommunalisierung des ÖPNV, um anhand von Nahverkehrsplänen ausreichende Vorgaben zur Verkehrsinfrastruktur zu machen.“

Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) antwortete auf die Forderung des VCD-Landesvorsitzenden Christian Loos: „Das System in Bayern ist gut bewährt. „Die Kommunen kennen die Bedürfnisse vor Ort und wissen daher am besten, wie sie die ÖPNV-Angebote gestalten müssen.“

Nach Angaben des LBO wird im ländlichen Raum der Buslinien- und Schülerverkehr mit einem Marktanteil von ca. 80 Prozent überwiegend privat betrieben. „Er ist dort unverzichtbar für den Erhalt der Wirtschafts- und Schulstandorte im ländlichen Raum. Über 50 Prozent der Linienverkehre werden in Bayern eigenwirtschaftlich betrieben und garantieren den Kommunen vor Ort einen bezahlbaren und zuverlässigen Nahverkehr“, so der LBO weiter.

Des Weiteren warnte der Verband davor, dass der Aufbau neuer Verwaltungsapparate zur Übernahme von Aufgaben, die bisher im unternehmerischen Bereich lagen, dem ÖPNV wichtige Finanzmittel entziehen würde, ohne den Know-how-Ausfall der Unternehmen voll kompensieren zu können.