Eckhard Schläfke und Dr. Andreas Hoffknecht
(Foto: Stadtwerke Münster)
Stadtwerke bestellen Stadtbus bei VDL Bus & Coach mit getriebelosem Radnabenantrieb ZAwheel
Nun ist es sicher: Der weltweit effizienteste Elektroantrieb für Stadtbusse wird seine deutschlandweit erste Linienfahrt in Münster antreten.
Die Jungfernfahrt mit dem getriebelosen Radnabenantrieb von Ziehl-Abegg soll noch in diesem Jahr in der nordrhein-westfälischen Stadt sein. Münster ist bisher bereits Vorreiter beim umweltfreundlichen Nahverkehr: die Stadt hat den größten Radfahreranteil der Republik. Nun wird dort ein Stadtbus Linie fahren, dessen Antrieb mehrfach ausgezeichnet worden ist: mit dem Energy Globe Award sowie dem Ecodesign-Award von Bundesumweltministerium und Bundesumweltamt.
Dr. Andreas Hoffknecht, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Münster, betont: „Da wir den Elektrobus mit 100 Prozent Ökostrom betanken, fährt er vollständig klimaneutral. Das ist ein weiterer wichtiger Baustein, mit dem die Stadtwerke die Umweltziele der Stadt Münster unterstützen.“ Und es soll keine Eintagsfliege sein: Denn bis 2016 sind vier weitere Elektrobusse anvisiert.
Energieschluckende Getriebe entfallen völlig
Der niederländische Hersteller VDL Bus & Coach wird den Elektrobus liefern, die Künzelsauer Firma Ziehl-Abegg steuert die darin eingebauten zwei Radnabenmotoren ZAwheel bei. Weil bei Radnabenmotoren jegliche Getriebeelemente wie Differenzial und Kardanwelle entfallen, liegt die Effizienz bei 90 Prozent (battery to wheel); herkömmliche Dieselbusse kommen auf 30 Prozent, Elektrobusse mit Zentralmotor auf knapp über 80 Prozent. „Unser getriebeloser Radnabenantrieb ist seit Jahren im Ausland im Linienbetrieb“, sagt Peter Fenkl, der Vorstandsvorsitzende von Ziehl-Abegg. „Dass unser ZAwheel nun in Deutschlands Fahrrad-Hauptstadt sein Debüt geben wird, passt gut zum Image der Stadt.“
Der Citea Electric ist ein 12 Meter langer Solobus. Mit etwa 85 Plätzen hat er eine ähnliche Fahrgastkapazität wie Dieselbusse, die derzeit noch auf der 12 Kilometer langen Linie 14 unterwegs sind. „Wichtig ist, dass die zusätzlichen Kosten des Projekts nicht zulasten der Fahrgäste gehen“, unterstreicht Dr. Andreas Hoffknecht. Sichergestellt wird das über Fördergelder. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert den ersten Elektrobus mit 550.000 Euro. Für die Infrastruktur an den Endhaltestellen, an denen die Schnellladestationen stehen, fließen weitere 340.000 Euro vom Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL).
Schnellladestationen für die Batterien
Sowohl auf dem eigenen Betriebshof als auch an den beiden Endhaltestellen werden die Stadtwerke Münster Schnellladestationen errichten. Diese laden die Batterie (Speicherkapazität: 86 Kilowattstunden) auf dem Dach der Fahrzeuge im Schnellladeverfahren auf. „Am Maikottenweg hat die Linie 14 planmäßig derzeit elf Minuten Pause, am Zoo 25 Minuten“, erklärt Eckhard Schläfke, Betriebsleiter der Stadtwerke Münster. „In nur etwa fünf Minuten können wir den Akku mit bis zu 50 Kilowattstunden füllen. In der Regel laden wir aber langsamer, um die Lebensdauer der Batterie zu verlängern.“ Auch wenn etwa durch Verspätungen einmal keine Zeit zum Laden ist, kann der Bus weiterfahren: „Wir können bis zu zwei Ladezyklen aussetzen, erst dann braucht der Bus zwingend neue Energie“, erklärt Schläfke. Wenn der Bus nicht auf der Straße ist, wird der Akku auf dem Betriebshof geladen – und zwar vorranging mit Ökostrom direkt aus den Fotovoltaikanlagen auf den Dächern von Werkstatt und Wagenhalle. Auch für die Betankung an den Endhaltestellen setzen die Stadtwerke grünen Strom ein.
Die Schnellladestationen sind direkt ans Mittelspannungsnetz angeschlossen; die notwenigen Planungen dafür wurden bei den Stadtwerken und deren Tochterunternehmen münsterNETZ selbst durchgeführt. Die eingesetzte Ladetechnik mit Schnellladestationen ist dabei aus Sicht der Stadtwerke die beste unter den existierenden Technologien. Betrieblich bietet sie den Vorteil, dass die Busse auch bei Sperrungen oder Umleitungen lediglich die Endhaltestelle anfahren müssen und dort laden können. Gleichzeitig können die Batterien klein dimensioniert werden; die Ladeeinrichtungen befinden sich an den Endhaltestellen. So wiegt der Elektrobus der Stadtwerke kaum mehr als ein herkömmliches Fahrzeug.
Ab 2015 sollen außerdem vier weitere Elektrobusse beschafft werden, die ab 2016 dann einen Demonstrationsbetrieb auf der Linie 14 fahren. Die entsprechende Förderung in Höhe von insgesamt 2,1 Millionen Euro kommt aus dem Projekt ZeEUS (Zero Emission Urban Bus System, dt. innerstädtisches Nullemissions-Bussystem). ZeEUS wird vom internationalen Verband für öffentliches Verkehrswesen (UITP) durchgeführt und erhält unter anderem Fördergelder der Europäischen Union. Ziel des Projektes ist die Demonstration des ökonomisch sinnvollen Einsatzes von elektrischen Bussen. „Münster hat als eine von acht europäischen Städten den Zuschlag bekommen – neben Metropolen wie London, Barcelona, Stockholm oder Glasgow“, freut sich Dr. Andreas Hoffknecht.