Seit etwa vier Jahren setzen die deutschen Verkehrsunternehmen im städtischen Nahverkehr batteriebetriebene Elektrobusse ein. Heute hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) in einer ersten Zwischenbilanz auf seiner Jahrespressekonferenz in Berlin bekannt gegeben, dass die Anzahl der bundesweit eingesetzten Elektrobusse kontinuierlich steigt und die neueste Fahrzeuggeneration technisch deutlich ausgereifter und zuverlässiger ist als ihre Vorgänger.

Gleichzeitig wies der Verband aber auch auf die großen Herausforderungen hinsichtlich der Verfügbarkeit von E-Bussen in größerem Umfang hin. Noch immer seien die bei den Busherstellern verfügbaren Stückzahlen für größere Bestellungen zu gering, die Lieferzeiten würden dementsprechend aktuell bis zu 18 Monate betragen und vor allem die Preise für die Beschaffung der ohnehin teureren E-Busse steigen.

„Wir wollen gerne dort, wo es Sinn macht, Elektrobusse einsetzen. Aber wir stellen fest, dass die zur Verfügung stehenden Fördermittel schon jetzt nicht ausreichen, schon gar nicht für den nötigen Umbau unserer Betriebshöfe und Werkstätten. Außerdem stellen wir aktuell fest, dass die Preise für Elektrobusse kontinuierlich steigen, seitdem es Fördermittel gibt. Das widerspricht dem umwelt- und verkehrspolitischen Grundgedanken, emissionsfreie Elektrobusse zu fördern, um den ÖPNV in den Städten noch sauberer zu machen“, so VDV-Präsident Ingo Wortmann.

Der VDV rechnet vor: Im Jahr 2015, als die ersten batteriebetriebenen Elektrobusse im ÖPNV getestet wurden, kostete ein 12-Meter-Elektrobus etwa 480.000 Euro. Aktuell liegt der Beschaffungspreis bei etwa 570.000 Euro, also rund 90.000 Euro mehr pro Bus. Ein neuer, emissionsarmer Euro-6-Dieselbus gleicher Größe kostet dagegen nur etwa 220.000 Euro. Fazit des Verkehrsverbandes: Die Einführung und Etablierung der Elektromobilität im Busbereich ist deutlich teurer als die Neubeschaffung moderner emissionsarmer Dieselbusse.

Mehrstufige Modernisierung der Busflotten

Deshalb fordert der Branchenverband die Einführung einer mehrstufigen Modernisierung der Busflotten. Will heißen: Im ersten Schritt sollen Euro-6- und Euro-6-Hybrid-Busse zum Einsatz kommen, um den Umstieg auf vollelektrische E-Busse zu überbrücken. Und gleichzeitig soll ein schrittweiser Ausbau der Elektrobusse, orientiert an den am Markt zur Verfügung stehenden, ausgereiften Fahrzeugen sowie am nötigen Auf- und Umbau der Infrastrukturen, erfolgen.

„Trotz der höheren Kosten hat sich die Branche entschieden, auch Elektrobusse dort einzusetzen, wo dies für weitere Emissionsminderungen und mehr Klimaschutz im Straßenverkehr nötig und sinnvoll ist. Wir fordern nun die Bushersteller auf, sich durch marktgerechte Preise und entsprechende Lieferkapazitäten besser und schneller auf die neuen Anforderungen einzustellen. Mit Blick auf die kurzfristig nötigen Maßnahmen für Emissionsminderung und Luftreinhaltung in den Städten werden wir in der Zwischenzeit weiterhin Euro-6-Dieselbusse beschaffen“, so Wortmann.

Laut VDV sind aktuell rund 100 batteriebetriebene E-Busse bundesweit im Einsatz, weitere 90 Fahrzeuge seien bereits bestellt worden. Aus den aktuellen Förderprogrammen des Bundesverkehrs- und des Bundesumweltministeriums lägen außerdem Förderbescheide für insgesamt rund 630 Elektrobusse vor. „Damit kommen wir in einigen Jahren auf etwa 900 Elektrobusse im deutschen ÖPNV. Zusätzlich müssen wir die dafür notwendige Ladeinfrastruktur aufbauen und unsere Betriebshöfe und Werkstätten entsprechend umbauen. Hierfür benötigen wir weitere finanzielle Unterstützung durch Bund und Länder“, so Wortmann.

EU-Kommission will feste Quoten für emissionsfreie Busse

Den Vorstoß der EU-Kommission, feste Quoten bei der Beschaffung emissionsfreier öffentlicher Fahrzeuge vorzuschreiben, bezeichnet der VDV-Präsident als absurd. So sollen ab Inkrafttreten der Richtlinie (Clean Vehicles Directive) bis zum Jahr 2025 in Deutschland 50 Prozent (bis 2030 sogar 75 Prozent) der durch Behörden oder Anbieter öffentlicher Verkehre neu gekauften, geliehenen oder geleasten Busse den von der Kommission vorgegebenen „sauberen“ Antriebskonzepten entsprechen. Als emissionsfrei gelten dabei allerdings nur Elektrofahrzeuge sowie Wasserstoff- und Gasfahrzeuge (CNG, LNG).

„Eine solche Quote jetzt vorzugeben ist natürlich absurd, solange die batteriebetriebenen Elektrobusse technisch, betrieblich und wirtschaftlich noch nicht vollständig ausgereift sind. Außerdem differenziert die Kommission nicht danach, wo zum Beispiel emissionsfreie Busse am dringendsten und zuerst benötigt werden. Stattdessen soll die Quote grundsätzlich für alle Neubeschaffungen gelten, sonst drohen Strafen. Das geht meilenweit an der betrieblichen und wirtschaftlichen Realität unserer Verkehrsunternehmen und dem Finanzierungsspielraum der Kommunen vorbei“, so Wortmann abschließend.