Zunächst hatte der „Tagesspiegel“ unter Berufung auf eine Beschlussvorlage über die Preiserhöhung berichtet. Nach dpa-Informationen sollen in der aktuellen Fassung des Papiers keine Preise genannt sein. Es wird gemutmaßt, dass sich der neue Preis auf 62 bis 64 Euro pro Monat belaufen könnte. Am morgigen Donnerstag sollen die seit Monaten stockenden Verhandlungen zur künftigen Finanzierung des Deutschlandtickets weitergehen – voraussichtlich ohne Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), der wegen der Haushaltswoche in Berlin gebunden sei. Bei der Konferenz wollen die Länder ihren Vorschlag zur Finanzierung vorlegen.

Laut dpa verhandeln die Länder aktuell über den konkreten Betrag. Aus Länderkreisen hieß es, bei 62 Euro sei das Ticket nicht mehr unterfinanziert – allerdings nur, wenn man unerwartete Mehrkosten in der Kalkulation nicht berücksichtigt. Unionsgeführte Länder plädieren für eine Erhöhung auf 64 Euro. 

 

Milliardenschwere Finanzierungslücke 

Knackpunkt bei den Verhandlungen sei die Frage, wie die besagten „unerwarteten Mehrkosten“ über die bislang von Bund und Ländern jährlich bereitgestellten drei Milliarden Euro hinaus ausgeglichen werden sollen. Mehr als diese drei Milliarden gibt es für das Projekt nicht. Da das Deutschlandticket im Vergleich zu früheren Abos günstiger ist, müssen die Verkehrsunternehmen teilweise erhebliche Einnahmeausfälle hinnehmen, deren Refinanzierung noch immer unklar ist. Branchenverbände wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen sowie der Städtetag sprachen bereits von einer absehbaren Finanzierungslücke.

Aus dem Koalitionsvertrag von Union und SPD geht zwar hervor, dass der Preis des Deutschlandtickets zunächst erst einmal stabil bleiben und erst ab 2029 „schrittweise und sozialverträglich“ erhöht werden soll. Der Koalitionsvertrag stellt aber grundsätzlich nur eine Absichtserklärung dar, die keinerlei Rechtsbindungswirkung entfaltet. Entsprechend kritisierte der Sozialverband Deutschland bereits die drohende Erhöhung des Deutschlandtickets. „Es wäre für die Mobilitätswende fatal, das Ticket derart zu verteuern, dass der positive Effekt, die Menschen vom Auto in Bus und Bahn umsteigen zu lassen, verpuffen würde“, so die Vorsitzende Michaela Engelmeier gegenüber den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. Aus sozialer Sicht müsse jetzt von der Sonderverkehrsministerkonferenz am Donnerstag „ein starkes Zeichen für bezahlbare und nachhaltige Mobilität ausgehen“.

 

Erster Landkreis droht mit Ausstieg

Unterdessen hat der Landkreis Ludwigslust-Parchim ein Millionen-Loch im Haushalt zur Finanzierung des Nahverkehrs gemeldet und in Aussicht gestellt, entweder aus dem Deutschlandticket aussteigen oder das Rufbus-Angebot canceln zu müssen, das hervorragend angenommen, teilweise aber als „Prestigeprojekt“ bezeichnet wird. Dem kommunalen Verkehrsunternehmen fehlten im vergangenen Jahr zwei Millionen Euro, im bisherigen Jahr 2025 seien es bereits drei Millionen. „Das macht insgesamt fünf Millionen, mit denen die Verkehrsbetriebe jetzt im Minus stehen“, sagte Landrat Stefan Sternberg. Auf das Problem habe er die Landesregierung mehrfach aufmerksam gemacht, zuletzt mit einem Schreiben Ende voriger Woche. Ludwigslust-Parchim habe „keine Luft mehr“. Selbst als wirtschaftsstarker Landkreis könne Ludwigslust-Parchim seinen Haushalt nicht mehr ausgleichen. 

Nach Angaben der Landesregierung galt bislang, dass jedes Unternehmen, das Deutschland-Tickets verkauft, die Einnahmen daraus behalten darf. Das ist aber oft die Deutsche Bahn, die örtlichen Verkehrsbetriebe sind es seltener. Laut Sternberg erwarben von den 12.000 Abonnenten des Deutschland-Tickets mit Wohnort im Landkreis Ludwigslust-Parchim nur 1.800 ihr Ticket bei der Verkehrsgesellschaft des Kreises. Gegenüber dem NDR hatte Sternberg bereits geäußert, dass er gehalten sei, „eine Entscheidung über die weitere Anerkennung des Deutschland-Tickets im Tarifsystem der Verkehrsgesellschaft Ludwigslust-Parchim (VLP) herbeizuführen“. Wie die Landesregierung mitteilte, ist eine Neuaufteilung von Oktober an vorgesehen. Dann sollen die Einnahmen unter Berücksichtigung der Postleitzahlen der Käufer verteilt werden. Auch Aspekte wie der Tourismus sollen einfließen. Im vergangenen Jahr waren in ganz Mecklenburg-Vorpommern fast 2,4 Millionen Deutschland-Tickets für knapp 113 Millionen Euro verkauft worden.