Erstmals seit Beginn der Pandemie liegen die Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr in Hamburg wieder auf Vor-Corona-Niveau. „Die Fahrgäste sind wieder da“, sagte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) am Donnerstag (16. Juni 2022) bei der Vorlage der Jahreszahlen der Hochbahn AG, deren Aufsichtsratsvorsitzender er auch ist. In der vergangenen Woche sei die Fahrgastzahl auf den Wert vom Juni 2019 gestiegen. „Und das, obwohl wir eine nicht geringe Inzidenz haben in Deutschland und in Hamburg.“

Der zuletzt sehr steile Anstieg der Fahrgastzahlen dürfte auch mit dem 9-Euro-Ticket zusammenhängen. Mehr als 820.000 wurden davon nach Angaben des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) bisher in der Hansestadt verkauft. Hinzukommen 680.000 Abo-Karteninhaber, deren Verträge bis August ebenfalls auf neun Euro monatlich umgestellt wurden.

„Das 9-Euro-Ticket kann für viele der Einstieg in den Umstieg sein und wir halten die Maßnahme für ein wichtiges Signal, um zielgerichtet nachhaltige Mobilität gerade nach der Pandemie zu stärken und zugleich die Menschen in einer schwierigen Zeit finanziell zu entlasten“, sagte Tjarks. Nun gelte es, diesen Schub zu nutzen, noch mehr Menschen von den Angeboten des ÖPNV zu überzeugen.

„Ich glaube, dass wir sicher sein können, dass etwas hängen bleibt.“

Nach dem Corona-Einbruch 2020 hat sich der Umsatz der Hochbahn im vergangenen Jahr den Angaben zufolge mit 438,9 Millionen Euro stabilisiert, lag damit aber noch vier Prozent unter dem Vorjahr. Dies habe zum einen daran gelegen, dass 2021 ein komplettes Corona-Jahr gewesen sei, während sich die Pandemie im Jahr zuvor erst im Frühjahr in den Zahlen niedergeschlagen habe, sagte Finanzvorstand Helmut König. Zum anderen habe man massiv investiert. „Dort haben wir mit 328 Millionen Euro wieder angeknüpft an die alten Zeiten und (...) einen neuen Investitionsrekord erzielt.“

Knapp die Hälfte davon sei allein für neue Busse und Bahnen ausgegeben worden. Mit 48 Millionen Euro habe man die emissionsfreie E-Busflotte auf inzwischen 121 Fahrzeuge ausgebaut. Für 111 Millionen Euro seien weitere 27 DT5-U-Bahnwagen angeschafft worden. Damit verfüge die Hochbahn nun über insgesamt 155 dieser modernen Fahrzeuge.

Ziel sei es auch in der Pandemie gewesen, „den ÖPNV als Rückgrat der Mobilitätswende und einer nachhaltigen Mobilität zu stärken und perspektivisch den Hamburg-Takt umzusetzen“, sagte Tjarks. Dafür habe die Hochbahn den Betrieb in 2021 nahezu vollumfänglich aufrechterhalten und die Angebote sogar noch ausgeweitet. Die wegen Corona entstandenen Verluste wurden mit 101,9 Millionen Euro aus dem bundesweiten Rettungsschirm ausgeglichen - hälftig von der Stadt getragen.

Der Betrag, den die Stadt zum Ausgleich der Verluste direkt aufwenden musste, stieg mit 150,5 Millionen Euro auf Rekordniveau, lag Tjarks zufolge aber immer noch auf dem für den „Hamburg-Takt“ geplanten Entwicklungspfad. Der sieht vor, dass ab 2030 alle Menschen in Hamburg innerhalb von fünf Minuten Bus, U- und S-Bahn oder andere Mobilitätsangebote in Anspruch nehmen können.

Mit den 150 Millionen Euro habe man „vielen Menschen eine zuverlässige, klimafreundliche, bequeme und schnelle Mobilität auch während der Pandemie ermöglicht“, sagte Tjarks. „Das war nicht nur ein klares Bekenntnis zur Mobilitätswende, sondern auch eine wichtige Investition in Nachhaltigkeit und Zukunft.“

Der ÖPNV habe die Corona-Krise erfolgreich gemanagt, konstatierte Falk. „Er ist auch der Schlüssel für die Herausforderung der nächsten Jahre, denn nur mit dem Ausbau nachhaltiger Mobilitätsangebote können wir uns dem Klimawandel wirksam entgegenstellen.“