Insgesamt rund 210.000 Hamburger Kinder und Jugendliche könnten von dem Projekt profitieren, nur bestellen müssen sie oder ihre Eltern das Ticket als Chipkarte noch. Digital, versteht sich. Ist der Sprössling älter als 16 Jahre, ist zu Bestellung eine Schulbescheinigung beizufügen. Im gesamten Hamburger Verkehrsverbund (HVV) fahren die Kids dann kostenlos. Nutzbar ist die Chipkarte bereits ab 28. August, also ab dem letzten Ferientag. Der HVV sprach diesbezüglich von einem „Kulanzzeitraum“. 

Der Senat erwartet, dass 80 Prozent der berechtigten Schüler das Angebot tatsächlich nutzen werden. Hamburgs Finanzhaushalt wird dadurch mit fast 14 Millionen Euro zusätzlich belastet. Würde der Preis des Deutschlandtickets bei 49 Euro bleiben, hätte die Stadt zur Finanzierung des regulären Tickets knapp 99 Millionen Euro zu berappen. Doch das Ticket soll teurer werden – die Verkehrsminister der Länder haben für 2025 bereits eine Preiserhöhung angekündigt. Festgelegt werden soll dieser auf der Konferenz im Oktober. Dabei hat die Bundesregierung entschieden, dass ihr eigener Zuschuss nicht für Vergünstigungen wie kostenlose Schülertickets verwendet werden darf. Und: 350 Millionen Euro sogenannter Regionalisierungsmittel für 2025 sollen als Teilbetrag erst 2026 ausgezahlt werden – wenn die Länder nachweisen können, dass sie die Mittel aus dem Vorjahr „sachgerecht verwendet“ hätten. 

Damit kämen auf Hamburg weitere Kosten zu. Sollte das Deutschlandticket etwa um zehn Euro teurer werden, müsste der Senat gut 20 Millionen Euro drauflegen. Im Moment scheint das niemanden zu beunruhigen. Der Hamburger FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Sami Musa kritisierte lediglich den Zeitpunkt und die Art und Weise der Bekanntgabe der Entscheidung rund einen Monat vor der Bezirks- und Europawahl: „Die Tatsache, dass vor allem mit Wahlplakaten auf diese Maßnahme hingewiesen wurde, zeigt wieder einmal deutlich, dass Rot-Grün nur dann etwas für die Bürgerinnen und Bürger tut, wenn Wahlen anstehen, in den Jahren davor hat sich der Senat so gut wie gar nicht in diese Richtung bewegt.“

Musa versäumte auch nicht, den Senat offiziell zu fragen, ob nach den bisherigen Ermäßigungen für Schüler bereits negative Effekte etwa durch einen sinkenden Radverkehrsanteil festgestellt worden seien. Hamburg erhebt aber keine Daten darüber, ob Schüler zu Fuß, per Fahrrad oder mit dem Auto zur Schule kommen.

Offen bleibt dennoch, ob tatsächlich 80 Prozent der Hamburger Schüler das kostenlose Deutschlandticket bestellen werden. Denn Kinder und Jugendliche aus ärmeren Familien erhalten es schon seit Einführung des Angebots im Mai 2023 zum Nulltarif – trotzdem hat es noch nicht einmal die Hälfte der Berechtigten bestellt. Dabei soll das Ticket den Schülern nicht nur die Anreise zur Schule wie auch immer erleichtern. Die Kids von heute sollen auch gleich noch zu „motivierten Klimaschützerinnen und Klimaschützern von morgen“ gemacht werden, wie der Hamburger Senat betonte. Mit der Möglichkeit einer kostenlosen Inanspruchnahme werde die ÖPNV-Nutzung für Kinder und Jugendliche alltäglich und zu einem natürlichen Bestandteil ihres Mobilitätsverhaltens.