Mit ihrem nun beschlossenen Verkauf der Auslandstochter Arriva nimmt die Bahn dieser Kritik etwas Wind aus dem Segel. Ein Ende der Aktivitäten außerhalb Deutschlands bedeutet der Schritt aber nicht. „Das strategische Ziel der Deutschen Bahn ist es, Rekordinvestitionen in den umweltfreundlichen Schienenverkehr im deutschen Kerngeschäft zu tätigen“, teilte Finanzvorstand Levin Holle am Donnerstag mit. „Somit steht der unterzeichnete Kaufvertrag im Sinne der starken Schiene.“

Arriva betreibt Busse und Züge in Großbritannien (siehe das Foto) und zehn weiteren europäischen Märkten. Zum Unternehmen gehören etwa manche der roten Doppelstockbusse in London. Dazu gehörten aber auch besagte Sprachschulen, Autohäuser und Busunternehmen in anderen Ländern. 1,6 Milliarden Euro erhält die Deutsche Bahn Medienberichten zufolge nun dafür, dass sie sich von diesen Firmen trennt. Käufer von Arriva ist der auf Infrastrukturprojekte spezialisierte Finanzinvestor I Squared Capital. Offizielle Angaben zum Preis gab es nicht.

 

Global tätiger Investor „I Squared“

I Squared verfüge laut Pressemeldung der DB über „umfassende Erfahrung im Betrieb wichtiger Infrastrukturen auf der ganzen Welt“. Dazu zählten Transport-, Logistik-, Energie-, Versorgungs- und digitale Infrastrukturen. Das Unternehmen verfolge einen nachhaltigen Wachstumsansatz in seinem gesamten Portfolio und unterstütze Managements bei der Verbesserung der operativen Leistung. Zudem treibe I Squared mit Investitionen in kohlenstoffarme Infrastrukturen gezielt die Energiewende voran. In den Bereichen Transport und Logistik sowie bei Dekarbonisierungstechnologien sei das Unternehmen ein führender Investor. I Squared wende bei seinen Investitionen erhebliche Kapitalmittel auf, um den Übergang von Unternehmen zu nachhaltigen, modernen öffentlichen Versorgungsbetrieben zu unterstützen. Zur Erfolgsbilanz von I Squared zählen die TIP Group, ein Spezialist für Frachtdienstleistungen, bei dem I Squared in großem Umfang in die Transformation der Flotte investiert hat, Aggreko, ein globales Unternehmen für Energielösungen mit Sitz in Glasgow, sowie die auf erneuerbare Energien spezialisierten Unternehmen Conrad Energy und Energia.

Noch im Jahr 2010 hatte die Bahn für Arriva inklusive Schulden rund 2,7 Milliarden Euro auf den Tisch gelegt. Mit Arriva trennt sich die Bahn indes auch von Verbindlichkeiten von rund einer Milliarde Euro sowie von hohen anstehenden Investitionen in die Unternehmensflotte.

 

Verkauf zeichnete sich lange ab

Schon lange strebte die Bahn einen Verkauf an. Doch Interessenten gab es kaum. Insbesondere die Corona-Pandemie setzte Arriva schwer zu. Unter neuer Führung hat sich das Unternehmen inzwischen wieder erholt. Doch wegen jahrelang ausgebliebener Investitionen sprechen Fachleute weiterhin von einem „Sanierungsfall“.

Die Deutsche Bahn hatte das britische Unternehmen im Jahr 2010 erworben. In den vergangenen Jahren hat die Deutsche Bahn gemeinsam mit Arriva das Geschäft nach der Corona-Pandemie „erfolgreich stabilisiert und eine auf die relevanten Märkte fokussierte, nachhaltige Wachstumsstrategie auf den Weg gebracht“, so das deutsche Unternehmen. Dazu zählt der Verkauf von Arrivas Geschäften in Nicht-Kernmärkten, darunter Schweden und Portugal im Jahr 2022 und Serbien, Dänemark und Polen (Bus) in diesem Jahr.

 

Schuldenberg von 30 Milliarden

Erst vor wenigen Wochen hatte die Bahn die nächste Phase im Verkauf einer weiteren prominenten Konzerntochter bekannt gegeben: Für den Logistikkonzern DB Schenker will der Vorstand nun auf Käufersuche gehen. Auch Schenker ist im Ausland höchst umtriebig. Doch anders als Arriva hatte der wirtschaftlich gut laufende Logistikriese die jüngsten Bilanzen der Deutschen Bahn deutlich aufpoliert. Das Interesse von Investoren gilt als groß. Mit den Einnahmen will die Bahn vor allem ihren enormen Schuldenberg von rund 30 Milliarden Euro abbauen. 

Doch ein Global Player bleibt der Konzern auch nach dem Verkauf von Arriva. Autohäuser und Sprachschulen gehören dann zwar nicht mehr zum Portfolio. In der konzerneigenen E.C.O.-Gruppe bündelt die Bahn aber weiter Beratungs- und Entwicklungsangebote sowie den Betrieb für zahlreiche Verkehrsprojekte in aller Welt. Ende letzten Jahres hat das Unternehmen etwa einen Milliardenauftrag in Ägypten an Land gezogen. Die Bahn soll dort das erste Hochgeschwindigkeitsnetz betreiben und instandhalten.