Die feierliche Übergabe der ersten drei Fahrzeuge des Typs Mercedes-Benz eCitaro G fuel cell war am 23. November 2023 auf dem Gelände des Betriebshofs der rnv in Heidelberg im Beisein von Andre Baumann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg, erfolgt. Till Oberwörder, CEO von Daimler Buses, händigte die symbolischen Schlüssel der drei Premierenfahrzeuge an Martin in der Beek, Technischer Geschäftsführer der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, sowie Eckart Würzner, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg, aus.

Till Oberwörder, CEO Daimler Buses sagte dazu: „Wir sind stolz auf die langjährige Partnerschaft mit der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, die sich in der heutigen Übergabe der ersten Mercedes-Benz eCitaro G fuel cell manifestiert. Die Geburts- und Produktionsstätte unserer Stadtbusse und der Firmensitz der rnv sind in Mannheim eng miteinander verbunden, und das stärkt diesen Standort in der Rhein-Neckar-Region für beide Unternehmen.“

Zusätzlich zu den ersten drei eCitaro G fuel cell erfolgt die Auslieferung weiterer 45 eCitaro Gelenkbusse identischer Bauart sukzessive bis zur Mitte des Jahres 2025. 40 der insgesamt 48 Fahrzeuge sind für den Linienbetrieb in Mannheim und Heidelberg bestimmt. Die acht weiteren Busse werden in Ludwigshafen am Rhein eingesetzt. Außerdem besteht seitens der rnv eine Bestelloption auf zusätzliche 27 eCitaro G fuel cell, mit der sich das Buskontingent der rnv bei Bedarf bis 2027 auf insgesamt 75 vollelektrische Brennstoffzellen-Gelenkbusse erhöhen kann.

 

Die Stirn der eCitaro "fuel cell" ist noch etwas höher als die der normalen Mercedes-Elektrobusse.       Foto: Daimler Buses

 

Die rnv setzt im ÖPNV auf lokal emissionsfreien Betrieb 

Die rnv hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2032 die gesamte Fahrzeugflotte im Großraum Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg auf lokal emissionsfreie Antriebe umzustellen. Die vollelektrischen Busse mit dem Mercedes-Stern leisten dazu einen wichtigen Beitrag: Seit 2018 hat der Verkehrsbetrieb mit Sitz in Mannheim bereits 36 eCitaro Elektro-Solobusse erhalten und in den Linienbetrieb integriert. Ein weiterer wesentlicher Baustein dafür seien die vollelektrischen Niederflur-Gelenkbusse eCitaro G fuel cell mit Brennstoffzelle als Range Extender.

Unterstützung zum Erreichen dieses ambitionierten Ziels erfährt die rnv durch die Förderprojekte „H2Rhein-Neckar“ und „H2Rivers“, in denen die Alltagstauglichkeit der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie im Mobilitätssektor untersucht und im Realbetrieb erprobt werden sollen.

 

Testeinsatz in Mannheim und Heidelberg bis Anfang 2024

Bevor die neuen Elektro-Gelenkbusse eCitaro G fuel cell im Verkehrsgebiet der rnv im regulären Linienbetrieb eingesetzt werden, absolvieren sie zunächst bis Anfang 2024 einen sogenannten Testbetrieb. Diese Zeitspanne nutzt die rnv neben der Einweisung und intensiven Schulung der Fahrer unter anderem für Testbetankungen und Reichweiten-Abschätzungen, um den Einsatz auf den Linien in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen optimal auslegen und gestalten zu können. Die wissenschaftliche Begleitforschung des Projekts „H2Rhein-Neckar“ wertet die Daten des Realbetriebs aus und gibt weitere Anhaltspunkte zur Optimierung der Abläufe im Betriebshof, des Energieverbrauchs und der Routenplanung.

 

Reichweite von bis zu 400 Kilometern

Die dreitürigen Elektro-Gelenkbusse mit Brennstoffzellen-Range-Extender verfügen über jeweils vier Batteriepakete mit Lithium-Ionen-Akkus der neuesten Generation („NMC3“) und einer relativ kleinen Batteriekapazität von 392 kWh pro Fahrzeug. Sie bilden die Basis der Stromversorgung. Die Wasserstoffversorgung der 60-kW-Brennstoffzelle von Toyota erfolgt über sechs H2-Flaschen mit je fünf Kilogramm Fassungsvermögen, die auf dem Fahrzeugdach installiert sind. Betankt werden die Wasserstoff-Behälter in Fahrtrichtung rechts über der zweiten Achse. Es ist also sowohl eine Infrastruktur zur elektrischen Ladung als auch zum Betanken mit Wasserstoff nötig – samt der hohen Investitionen dafür.

Insgesamt 30 Elektro-Ladestationen versorgen die E-Busse der rnv mit Strom, ergänzt durch zwei neu errichtete Wasserstoff-Tankstellen, die für den Wasserstoffnachschub sorgen. Die Aufladung der Batterien mit 150 kW Ladeleistung sowie die Betankung der Wasserstoffbehälter mit 350 bar Ladedruck erfolgt in den Betriebshöfen der rnv in Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen oder in deren unmittelbarer Nähe. Im Gegensatz zu den für Ende des Jahrzehnts angekündigten Reisebussen mit 700 bar Flüssigwasserstoff, wird Mercedes dem Vernehmen nach im Stadbusbereich bei der herkömmlichen 350 bar Technik bleiben. Reine Wasserstoffbusse, wie sie Daimler schon als Prototypen in den 90er Jahren laufen hatte, gibt es derzeit nicht und sind wohl auch nicht in Planung für den Stadtbusbereich.


Kraftvoller Zweiachsantrieb

Der Antrieb erfolgt über zwei ZF Niederflur-Portalachsen AxTrax AVE mit radnahen Elektromotoren der ersten Generation, die jeweils 250 kW Leistung liefern. Die Elektromotoren leisten pro Rad 141 kWp und erreichen ein maximales Drehmoment von 494 Newtonmeter. Daraus resultiert durch eine fixe Übersetzung im Planetenradsatz ein herausragendes Drehmoment von bis zu 11.000 Newtonmeter pro Rad. Das sichert eine hohe Traktion und eine gute Performance auch an anspruchsvollen Steigungen auf der Strecke und ermöglicht dem eCitaro G fuel cell nicht zuletzt durch eine doppelte Rekuperation von Bremsenergie eine Reichweite von rund 400 Kilometern. Ob Daimler zeitnah auf das Nachfolgemodell der mit einigen Problemen behafteten Achse umschwenken wird, oder die erst mit der neuen Generation des eCitaro tun wird, ist derzeit nicht bekannt.

 

Sicherheit und Ausstattung

Sicherheit und Ausstattung des Fahrgastraums lassen laut Daimler keine Wünsche offen. Die umfangreiche Ausstattung der weiß-orange lackierten Niederflur-Stadtbusse eCitaro G fuel cell überzeuge "sowohl die Fahrgäste als auch die Fahrer": „Attraktives Design außen und innen, Kneeling wie auch Karosserie-Hebeanlage, großflächige Fahrtzielanzeigen, Reifendruckkontrolle TPM (Tire Pressure Monitoring), Regen-Licht-Sensor sowie LED-Technik bei Abblend- und Fernlicht, Abbiegelicht, Nebelscheinwerfern und Tagfahrleuchten sind nur einige Beispiele,“ so eine Meldung des Unternehmens.

Die Sicherheitsausrüstung in den eCitaro G fuel cell Elektro-Gelenkbussen der rnv umfasst darüber hinaus auch eine Vielzahl modernster Assistenzsysteme. Dazu zählt der weltweit erste aktive Bremsassistent, der speziell für Linienbusse entwickelt wurde: „Preventive Brake Assist 2“. Zusammen mit dem radargestützten Abbiegeassistent Sideguard Assist schützt dies vor allem schwächere Verkehrsteilnehmer.

 

Erste Busse mit Brennstoffzelle aus dem Daimler Buses Werk Mannheim

Bereits seit 2018 wird im Daimler Buses Werk Mannheim der Niederflur-Elektrobus Mercedes‑Benz eCitaro gefertigt. Über 1.000 eCitaro Einheiten sind bereits vom Band gelaufen. Mit dem eCitaro fuel cell wird nun das erste Modell mit wasserstoffbasierter Brennstoffzelle als Range Extender in Mannheim in Serie produziert. Der Standort hat bereichsübergreifend – von der Entwicklung bis zur Produktion – Know-how aufgebaut, um sich optimal auf die neue Technologie vorzubereiten. Zudem hat das Werk eine Wasserstoff-Tankmöglichkeit zur Inbetriebnahme der Fahrzeuge installiert. Mannheim ist damit der erste Standort von Daimler Buses, der Busse mit einer Brennstoffzelle fertigt.

Das Werk ist das Kompetenzzentrum für Stadtbusse aller Antriebsarten sowie Teil des Produktionsverbunds von Daimler Buses. Neben Stadtbussen mit alternativen Antrieben fertigt der Standort derzeit auch konventionell angetriebene Fahrzeuge maximal flexibel auf einer einzigen Montagelinie. Aktuell laufen im Werk die Vorbereitungen für eine Produktion von ausschließlich elektrisch angetriebenen Bussen. Die Umstellung soll voraussichtlich 2024 erfolgen. Das Mannheimer Omnibus-Werk beschäftigt heute rund 3300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in zentralen Funktionen sowie in der Montage.

 

Wasserstoff-Pilotprojekt in der Rhein-Neckar-Region

Aus dem Gesamtkontingent von 48 eCitaro G fuel cell Gelenkbussen kommen 13 Fahrzeuge in Mannheim, 27 in Heidelberg und acht in Ludwigshafen zum Einsatz. Die 40 Elektro-Gelenkbusse mit Brennstoffzellen-Range-Extender für Mannheim und Heidelberg werden im Projekt H2Rhein-Neckar mit 16,55 Millionen Euro vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg im Rahmen des Strategiedialogs Automobilwirtschaft Baden-Württemberg gefördert. Die Förderung der übrigen acht Busse, die für den Linieneinsatz in der rheinland-pfälzischen Stadt Ludwigshafen vorgesehen sind, erfolgt im Rahmen des Partnerprojekts H2Rivers durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV).

 

Rhein-Neckar-Verkehr GmbH: drei Städte, ein Verkehrsunternehmen 

Die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) betreibt Bus-, Stadtbahn- und Straßenbahnlinien in den Städten Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen am Rhein sowie zwei regionale Eisenbahnlinien. Das Unternehmen bedient eine Fläche von rund 62 000 Hektar mit rund 860 Kilometern Linienlänge. Der Fuhrpark umfasst rund 250 Busse sowie 190 Bahnen. Das Verkehrsangebot wurde im Geschäftsjahr 2022 von über 145 Millionen Fahrgästen genutzt.