Hartmut Schick, Leiter Daimler Buses
Hartmut Schick, Leiter Daimler Buses

Die schwierige Lage in Brasilien und den umliegenden Ländern dürfte den Gewinn von Daimlers Bussparte in diesem Jahr belasten.

„Unser Ergebnis wird 2015 voraussichtlich etwas niedriger ausfallen als 2014", sagte Sparten-Chef Hartmut Schick am Donnerstag in Stuttgart. In Brasilien kämen zu der Wirtschaftsschwäche die deutlich schlechteren Finanzierungskonditionen für Käufer. Der gesamte Absatz der Sparte werde 2015 stark von der weiteren Entwicklung in Südamerika abhängen. Wachstumsimpulse dürften vor allem aus Mexiko oder Indien kommen, so Schick.

Die Sparte hatte sich erst in den vergangenen beiden Jahren dank eines harten Sparkurses in die Gewinnzone gearbeitet. 2012 steckte das Daimlers Busgeschäft noch tief in den roten Zahlen. Im vergangenen Jahr hatte Daimler Busses seinen operativen Gewinn um 60 Prozent auf 197 Millionen Euro gesteigert. Der Umsatz legte um drei Prozent auf 4,2 Milliarden Euro zu. Weltweit verkaufte Daimler im vergangenen Jahr 33 200 Busse und Fahrgestelle weltweit - ein minimaler Rückgang um 500 Stück. Davon seien etwa 8800 komplette Busse gewesen, so Schick.

„Nach der Rückkehr in die Gewinnzone im Jahr 2013 haben wir auch im Geschäftsjahr 2014 wieder gezeigt, was in uns steckt. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in unseren Kernmärkten konnten wir unser Ergebnis deutlich verbessern. Einmal mehr wird deutlich: Unsere Produkte überzeugen und unser Geschäftssystem ist so effizient, dass wir auch in einem solchen Marktumfeld sehr profitabel sein können“, kommentierte der Leiter Daimler Buses, die Geschäftsentwicklung.

Bestwert der Branche 2014

Die Ergebnisverbesserung im Jahr 2014 resultierte im Wesentlichen aus der Absatzsteigerung im Komplettbusgeschäft und einem positiven Produktmix in Westeuropa, weiteren Effizienzfortschritten im Rahmen des Wachstums- und Effizienzprogramms GLOBE2013 sowie positiven Wechselkurseffekten. Die mit GLOBE2013 angestrebten 200 Mio. € Ergebnisverbesserung konnten sogar leicht übertroffen werden. Durch die deutliche Ertragssteigerung stieg die Umsatzrendite auf 4,7 (i.V. 3,0)%. Damit lieferte Daimler Buses 2014 den Bestwert der Branche.

Rekord ohne Rückenwind

Die Märkte lieferten Daimler Buses in 2014 keinen Rückenwind: So schrumpfte der Gesamtmarkt in Westeuropa um 2% auf den zweitniedrigsten Wert in 20 Jahren. In Deutschland lag das Minus bei 0,5%. Hier machten sich im Reisebussegment positive Impulse durch das Fernliniengeschäft bemerkbar. In Frankreich dagegen brach die Nachfrage um fast 15% ein, in Italien um mehr als 20%. In Osteuropa ging das Marktvolumen im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Viertel zurück. Aufgrund der konjunkturellen Schwierigkeiten in Brasilien und Argentinien blieb der Markt in Lateinamerika um 16% unter dem Volumen des Vorjahres.

Der Absatz konnte sich in den Kernmärkten deutlich positiv von der Marktentwicklung abkoppeln. Für Daimler Buses entwickelte sich das Komplettbusgeschäft in Westeuropa erfreulich. Aufgrund der sehr positiven Resonanz auf die neue Stadtbusgeneration Citaro sowie die neue Setra Top Class 500 und Comfort Class 500 stieg der Absatz um 13% auf 7.600 (i.V. 6.700) Einheiten. Damit konnte der Rekordmarktanteil von 2013 nochmals signifikant auf 34 (i.V. 31)% verbessert werden. Auch in Deutschland legte der Absatz zweistellig um 17% auf 2.865 (i.V. 2.440) Einheiten zu. Der Marktanteil sprang deutlich auf 57 (i.V. 51)%. In Lateinamerika hingegen drückte die schwache wirtschaftliche Verfassung in vielen Staaten den Bus- und Fahrgestellabsatz. Die Auslieferungen von Daimler Buses sanken jedoch nur auf 17.600 (i.V. 19.100) Einheiten. In diesem schwierigen Marktumfeld gelang es Daimler Buses, die führende Marktposition deutlich auf 49 (i.V. 42)% zu erhöhen. In Brasilien stieg der Marktanteil auf fast 50 (i.V. 44)%, in Argentinien lag er wie im Vorjahr bei 76%. In Mexiko wurde mit einem Plus von 23% auf 3.630 (i.V. 2.960) Einheiten das Absatzniveau des Vorjahres deutlich übertroffen.

Dazu Hartmut Schick: „Wir waren der erste Bushersteller, der sein komplettes Portfolio auf Euro VI umgestellt hat. Das hat unsere Kunden überzeugt und unseren Absatz in Europa beflügelt.“ So konnte mit der Einführung von Euro VI in Europa der Kraftstoffverbrauch bei den Bussen von Mercedes-Benz und Setra um bis zu 8% vermindert werden. Bei den Euro V-Produkten in Lateinamerika waren es im Vergleich zur Vorgängergeneration um bis zu 7%.  

Weltpremiere feierte im November außerdem der Großraum-Gelenkbus Mercedes-Benz CapaCity L. Er bietet Platz für 191 Fahrgäste und ist damit eine kluge Lösung für hochfrequentierte Linien in Ballungsgebieten. Speziell für diesen Einsatzzweck in den Städten Lateinamerikas konzipiert ist der CapaChassis. Hunderte dieser bis zu 23,5 Meter langen Busse sind dort inzwischen im Einsatz. 2014 gingen allein 450 Einheiten nach São Paulo.

2015 weiterhin anspruchsvolles Marktumfeld erwartet

Für das laufende Jahr erwartet Daimler Buses ein anhaltend anspruchsvolles Marktumfeld. Insbesondere im Kernmarkt Brasilien bleibt die Lage nach dem deutlichen Rückgang im vergangenen Jahr anspruchsvoll. Ein Grund neben der Wirtschaftsschwäche sind die deutlich schlechteren Finanzierungskonditionen für die Käufer. Grundsätzlich wird der Absatz im Jahr 2015 stark von der weiteren Entwicklung in Lateinamerika abhängen. Potenziale sieht Daimler Buses in Wachstumsmärkten wie beispielsweise Mexiko oder auch zunehmend Indien. Das Ergebnis von Daimler Buses wird dieses Jahr voraussichtlich etwas niedriger ausfallen als 2014.

Wachstumspotenzial in Indien

In Indien steht bei Daimler Buses ein wichtiger Meilenstein bevor. Ende Mai wird das Buswerk in Chennai fertiggestellt. Das Werk ist im ersten Schritt auf eine Kapazität von 1.500 Fahrzeugen pro Jahr ausgelegt, die auf bis zu 4.000 Einheiten erweitert werden kann. Investiert werden umgerechnet rund 50 Mio. € in die Produktion, den Vertrieb und die Serviceaktivitäten vor Ort. Die in Indien gefertigten Busse und Chassis werden dazu beitragen, die weltweite Präsenz von Daimler Buses zu stärken und neue Wachstumsmärkte zu erschließen.

Unter der Marke Mercedes-Benz werden im Buswerk Heckmotorbusse für das Premiumsegment vom Band rollen. Das Produktportfolio wird zudem Frontmotorbusse der Marke BharatBenz umfassen, die auf die Bedürfnisse des indischen Volumen-Busmarktes abgestimmt sind. Die Modelle werden mit einem speziell entwickelten Aufbau des irischen Herstellers Wrightbus versehen, der seine Produktionsstätte in das Werksgelände integriert.

Die Busse der Marke BharatBenz sind besonders robust und werden einen neuen Maßstab auf dem indischen Busmarkt setzen. Damit eignen sie sich nicht nur für den Markt vor Ort, sondern auch hervorragend für den Export in andere Wachstumsmärkte. Tatsächlich wurden bereits die ersten Chassis nach Ägypten ausgeliefert und auf dieser Basis Minibusse aufgebaut. Der Verkauf in weitere Märkte ist geplant.