Alain Flausch, Generalsekretär des UITP, referierte auf der Pressevorschau von Daimler Buses zum 61. UITP-Kongress
Alain Flausch, Generalsekretär des UITP, referierte
auf der Pressevorschau von Daimler Buses
zum 61. UITP-Kongress

Im Rahmen Presse-Vorschau zum 61. UITP-Weltkongress in Mailand (8. bis 10. Juni 2015, Motto: "smile in the city") hatte Daimler Buses am Freitag, 24. April, ins Omnibuswerk Mannheim der Daimler AG geladen.

Erörtert wurde dabei die Positionierung von Daimler Buses im ÖPNV der Zukunft. Wie Hartmut Schick, Leiter Daimler Buses, in Mannheim erläuterte, sieht sich Daimler Buses nicht mehr als reiner Bushersteller, sondern als breit aufgestellter Anbieter von Mobilitätslösungen. Als prominenter Gast referierte UITP-Generalsekretär Alain Flausch über die weltweite Entwicklung des Öffentlichen Personennahverkehrs.

„Öffentlicher Personennahverkehr ist mit keinem Verkehrsmittel so wirtschaftlich und flexibel zu realisieren, wie mit dem Bus", sagte Hartmut Schick. „In den Städten der Zukunft wird es vor allem auf innovative und passgenaue Mobilitätslösungen ankommen. Bereits heute lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. Die effektivste Methode, vielen Menschen Mobilität und damit auch die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, ist der Einsatz von Omnibussen."

Synergien auf dem Weg in die Zukunft

Ein Beispiel für gelebte Effizienz im ÖPNV sei der Mercedes-Benz Capacity L, der mit 21 Metern längste Mercedes-Benz Bus der Welt. Er bietet Platz für bis zu 191 Fahrgäste und kann rund 50 Pkw auf der Straße ersetzten. „Die Themen, die uns in Zukunft beschäftigen werden, sind eine weitere Erhöhung der Sicherheit unserer Fahrzeuge, die Einsparung von Kraftstoff und Betriebskosten, alternative Antriebe sowie die Bereiche Konnektivität und autonomes Fahren", so Hartmut Schick. In all diesen Bereichen arbeitet der Hersteller  eng mit den PKW- und Trucksparten des Daimler-Konzerns zusammen, um auf diese Weise Synergien zu schaffen. Die derzeitigen Verkaufszahlen von Daimler Buses bestätigten, dass man auf dem richtigen Weg sei, so Hartmut Schick.

Ganzheitliche Expertise

Auch für Till Oberwörder, Leiter Vertrieb, Marketing und Aftersales bei Daimler Buses, liegt das Geheimnis des Erfolgs von Daimler Buses im ganzheitlichen Ansatz, der eben nicht nur den Bau von Bussen, sondern das ganze Drumherum im Blick hat. „Wir verkaufen nicht nur Omnibusse, wir begleiten unsere Kunden über das gesamte Omnibusleben. Das beginnt mit der Finanzierung, geht weiter mit den Bereichen Service und Wartung und endet mit der Vermittlung von gebrauchten Bussen über unsere Marke Busstore." Ein weiterer Aspekt sei die Breite des Angebots, das Daimler seinen Kunden vom Minibus bis zum Gelenkbus machen könne und auch die Expertise in Sachen BRT (Bus Rapid Transit), also in der Planung und Umsetzung von busfreundlichen Verkehrssystemen.

„Wenn emissionsfrei, dann völlig emissionsfrei"

Im Bereich der alternativen Antriebe geht man bei Daimler Buses davon aus, dass der Weg langfristig vom klassischen Dieselbus weg, hin zum emissionsfreien Stadtbus mit Batterie- oder Brennstoffzellenantrieb führt. Gustav Tuschen, Leiter Entwicklung Daimler Buses, rechnet für die Citaro-Baureihe im Jahr 2030 sogar mit einem Volumenanteil von 70 Prozent, den diese Fahrzeuge im Vergleich zum Dieselbus ausmachen werden. Partiell emissionsfreie Antriebe, also Fullsize- und Hybridantriebe, werden in der künftigen Modellpalette von Daimler Buses keine Rolle spielen. „Nach unseren Erfahrungen ist der Aufwand dafür unverhältnismäßig hoch, vor allem aber genügt nur partielles emissionsfreies Fahren nicht dem Anspruch moderner Stadtbus-Mobilitätslösungen. Deshalb werden wir diesen Weg künftig nicht mehr beschreiten", sagte Gustav Tuschen. „Verbrennungs­antriebe wie im Citaro Euro VI erreichen ein derartig hohes Niveau, dass Aufwand und Ergebnis von komplexen Hybridsystemen nicht zusammenpassen. Für uns heißt die Devise deshalb: wenn emissionsfrei, dann völlig emissionsfrei."

Batterie- und Brennstoffzellenbusse sind noch nicht serienreif / Kundenbedürfnisse und Fahrzeugkonfiguration entscheidend

Wenn es um emissionsfreie Busse geht, steht für Daimler Buses nicht nur der Antrieb an sich im Vordergrund, sondern vor allem die Abstimmung des Fahrzeugs auf die Bedürfnisse des Kunden. Nach dieser Auffassung sind Elektrobusse kein Produkt von der Stange, es gilt, die Fahrzeuge genauestens abzustimmen, etwa auf ihren Einsatzort, die Streckenbedingungen oder die Anzahl der Haltestellen. Denn eine Batterie muss genau so lange halten, wie der Bus im Einsatz ist und auch ihr Energiebedarf muss vorhersehbar sein. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Thermomanagement: „Heizend und klimatisierend kann sich die Reichweite von einem Elektrobus schnell mal halbieren", erklärte Gustav Tuschen. "Deshalb beziehen wir auch das Thermomangement in unsere Überlegungen mit ein." Sein Fazit: „Die elektrisch angetriebenen Stadtbusse können die hochentwickelten Busse mit Verbrennungsmotor heute noch nicht vollwertig ersetzen. Weder der Batteriebus noch der Brennstoffzellenbus sind zum heutigen Tage in großen Stückzahlen zu vermarkten. Sie sind weder technisch noch wirtschaftlich serienreif", so der Leiter Entwicklung von Daimler Buses. Mit den ersten völlig emissionsfreien Bussen in Gestalt von Batterie- und Brennstoffzellenbussen aus dem Hause Daimler rechnet Tuschen nicht vor 2020. Man lässt sich an dieser Stelle also lieber etwas mehr Zeit und investiert die Zeit in Forschung und ausgiebige Tests. „Wir machen das nicht für irgendwelche Showcases", so Tuschen abschließend.

Weltpremiere: Gasmotor M 936 G

Eine Weltpremiere gab es trotzdem: der neue Gasmotor M 936 G, der künftig den Citaro Euro VI NGT antreiben wird. Dieser mit Erdgas angetriebene Bus wird noch in diesem Jahr vorgestellt. Laut Gustav Tuschen wurden im Vergleich zum Vorgänger nicht nur 300 Kilogramm Gewicht eingespart, sondern auch der Verbrauch zweistellig gesenkt und zehn weitere Fahrgastplätze geschaffen. Das ist doch schon mal was.

ÖPNV ist Lebensqualität

Ein weiterer Tagesordnungspunkt war der Vortrag von Alain Flausch, Generalsekretär des UITP, der in seinem Vortrag auf die weltweite Bedeutung des ÖPNV einging. Für ihn steht der ÖPNV für ein wichtiges Stück Lebensqualität im urbanen Raum, denn gerade in den chinesischen und südamerikanischen Megacities und auch in einigen Städten in den USA sorge der Öffentliche Personennahverkehr für das Gleichgewicht auf den Straßen und sei gleichzeitiger ein immenser Wirtschaftsfaktor. „Wenn in New York die Beschäftigten der Metro streiken, bricht die halbe Stadt in sich zusammen", erläuterte er an einem Beispiel. Das Motto des diesjährigen UITP-Kongresses "smile in the city" lasse sich unter anderem auch deshalb auf den ÖPNV anwenden, weil er Menschen, die nicht selbst Auto fahren können und dafür kein Geld haben, dabei hilft, trotzdem Teil der Gesellschaft zu sein und von A nach B zu kommen.

Global denken, lokal handeln

Der öffentliche Personennahverkehr steht laut Flausch jedoch vor einer besonders schwierigen Hausforderung: global zu denken und dabei lokal zu handeln. Daraus resultierend müsse das Mobilitätsbedürfnis jeder Stadt individuell begriffen werden, denn so unterschiedlich wie die Städte an sich, seien auch die Bedürfnisse und die Menthalität ihrer Bewohner. Auch hier bemühte Flausch ein anschauliches Beispiel: „In Hongkong fahren 80 Prozent der Bevölkerung mit öffentlichen Verkehrsmitteln, in Dubai dagegen nur fünf – da ist es natürlich klar, dass hier völlig anders agiert und gedacht werden muss." Besonders wichtig sei es in jedem Fall, sowohl die politischen als auch die wirtschaftlichen Entscheidungsträger einer Stadt von der Wichtigkeit des Ausbaus des ÖPNV zu überzeugen. Dann sei der Weg frei für jede Menge "smile in the city".

Hartmut Schick, Leiter Daimler Buses

Till Oberwörder, Leiter Marketing, Vetrieb, Aftersales Daimler Buses Alain Flausch, Generalsekretär des UITPGustav Tuschen, Leiter Entwicklung Daimler Buses präsentiert den neuen Gasmotor M 936 G Mercedes-Benz Capacity L