Die Zahl der Engpassberufe ist im Jahr 2022 kräftig gestiegen. Das geht aus der jährlichen Fachkräfteengpassanalyse der BA hervor. In 200 der rund 1.200 bewerteten Berufen wurde ein Engpass festgestellt, das sind immerhin 52 mehr als ein Jahr zuvor. Aktuell werde laut BA in jedem sechsten Beruf ein Fachkräfteengpass festgestellt. Allerdings entfielen im Jahr 2022 die Hälfte der bei der BA gemeldeten Fachkraftstellen auf einen dieser Engpassberufe. Das unterstreiche den Mangel besonders. Für die Fachkräfteengpassanalyse werden rund 1.200 Berufsfelder einbezogen und auf Basis von insgesamt 14 Indikatoren bewertet. Von Engpassberuf wird gesprochen, wenn die sechs Engpassindikatoren überwiegend auf einen Engpass hindeuten. Dazu zählen etwa die Besetzungsdauer gemeldeter Stellen, die berufsspezifische Arbeitslosenquote und die Entgeltentwicklung.
Busfahrer und Servicekräfte in Hotel und Gastronomie neu aufgenommen
Der Busfahrerberuf wird durch die Bundesagentur für Arbeit neu als Mangelberuf geführt (ebenso wie auch Berufe im Hotel- und Gastronomieservice, was den Tourismus nochmals doppelt negativ betrifft), weil die Busunternehmen dem Aufruf zur Meldung freier Stellen gefolgt sind. Diese scheinbar kleine Neuerung könnte vor allem bei der Rekrutierung von Personal über die Bundesagentur für Arbeit deutliche Vorteile für Unternehmen generieren.
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) habe „auf Initiative des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmen (bdo)“ ihre sogenannte „Engpassanalyse“ aktualisiert. Das Ergebnis: die Berufsgruppe „5213 Bus- und Straßenbahnfahrer“ sprang von einem Wert von 1,2 auf 2,2, wobei erst ab einem Wert von 2,0 ein Beruf als dezidierter „Mangelberuf“ gilt. Bei den detaillierten Analysewerten, die der Statistik zu entnehmen sind, ist allerdings nur der Faktor „Veränderung des Anteils sozialversicherungspflichtiger Ausländer“ rot markiert als deutlicher Indikator eines Engpasses. Die anderen Indikatoren wie „Vakanzzeit“, „Arbeitssuchenden-Stellen-Relation“, „Abgangsrate aus Arbeitslosigkeit“ und „Entwicklung mittlerer Entgelte“ sind lediglich mit einem mittleren orangenen Symbol („schwacher Indikator eines Engpasses“) versehen. Im Vergleich sieht es bei den Berufskraftfahren im Güterverkehr (2,4 Punkte, drei rote Indikatoren) schlechter aus, bei der Personenbeförderung mit Pkw, wie etwa mit Taxis, deutlich besser (1,2 Punkte, ein roter Indikator).
Zwei Graphen, die beunruhigend schnell auseinanderstreben. Grafik: bdo
Trennung der Berufsgruppen für 2030 anvisiert
Trotzdem ist dies ein deutliches Warnzeichen für den Verband: „Dieser rasante Anstieg ist insbesondere der zahlreichen Aufrufe von bdo und Landesverbänden und der tatkräftigen Meldung offener Stellen durch die Busunternehmen zu verdanken“, informierte der bdo seine Mitglieder in einem Rundschreiben vom Mittwoch, 7. Juni. Der Verband weiter: „Damit erfasst die Arbeitsmarktstatistik endlich die tatsächlichen Gegebenheiten. Nach wie vor werden Busfahrer und Straßenbahnfahrer zusammen als ein Beruf in der Statistik aufgeführt. Eine Korrektur wurde dem bdo bei der nächsten Überarbeitung der Berufsgruppen – voraussichtlich in 2030 – zugesichert.“ Die Meldung offener Stellen durch die Busbetriebe bleibe aber weiterhin unverzichtbar, so der Verband, um das Thema weiter forcieren zu können.
Die Einstufung des Busfahrerberufs als „Mangelberuf“ bei der Bundesagentur für Arbeit bringe laut bdo vor allem zwei Vorteile. Erstens würden die Arbeitsagenturen Mangelberufe bei der Stellenvermittlung in ihrer Behörde bevorzugt berücksichtigen. Zweitens würden politische Entscheider die so erstellte und immer aktuelle Engpassanalyse für wichtige arbeitsmarktpolitische Entscheidungen heranziehen, wodurch der grassierende Fahrpersonalmangel und die dafür entwickelten Reformvorschläge stärker in den Fokus rücken würden.
Der bdo hatte zuvor die Engpassanalyse der BA mehrfach kritisiert, weil in dieser die Straßenbahn- und Busfahrer innerhalb einer Berufsgruppe zusammenfasst werden und es im Gegensatz zu Busfahrern bei den Straßenbahnfahrern keinen ausgeprägten Mangel gibt – mit leicht erkennbaren Folgen. In einer Antwort vom 15. Februar hatte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) dann dem Verband erklärt, dass die Statistik durch die Zusammenfassung der Straßenbahn- und Busfahrer kaum verzerrt werde, da der Beruf Straßenbahnfahrer nur etwa zehn Prozent der Fälle in der Berufsgattung 5213 ausmache. „Die BA hat die vom bdo geforderte Trennung der Berufe vorgemerkt und wird den bdo vor der Überarbeitung anhören“, meldet der Verband.
Daraus folgerte der bdo, dass das Hauptproblem für eine Nichterfassung der Berufsgruppe 5213 als Mangelberuf die ausbleibenden Meldungen vieler offener Busfahrerstellen ist und hatte seine Mitglieder daher zum aktiven Gegensteuern aufgerufen – mit Erfolg, wie sich jetzt deutlich zeigt. Der bdo bedanke sich daher auch „herzlichst bei allen Busunternehmen, die mit der Meldung ihrer offenen Stellen die Einstufung als Mangelberuf ermöglicht haben“.