Seit dem Stillstand der Züge prägt eine nie dagewesene Dimension an Schienenersatzverkehr in Gestalt der markanten, purpurfarbenen MAN City- und Intercity-Busse das Bild auf den Straßen der Region. Bis Mitte Dezember soll das so bleiben. Die 400 Fahrer die für diesen SEV gebraucht werden, habe die Bahn gemäß eigenen Angaben aus 14 Ländern rekrutiert und im Vorfeld entsprechend geschult. Sollte also laufen! Ob des Großauftrags von über 900 Stadt- und Überlandbussen, den die Deutsche Bahn in 2022 an MAN Truck & Bus im Zusammenhang mit der geplanten Sanierung verschiedener Bahnstrecken und dem entsprechendem SEV vergeben hat, dürften bei den Münchner Busbauern ordentlich die Korken geknallt haben.
Deutlich weniger Fortune hatte MAN offensichtlich einige Jahre zuvor mit Lkw und Bussen mit D-26 Motoren der Euro 6c-Norm der Baujahre 2016 bis 2019. Die Kunden genau dieser Fahrzeuge rief der Hersteller jetzt mit einem Schreiben wie auch über eine Pressemitteilung vom 28. Juni dazu auf, diese Fahrzeuge in einer MAN-Fachwerkstatt überprüfen zu lassen. Die benannten Fahrzeugtypen seien seinerzeit aufgrund von neuen regulatorischen Vorgaben mit bleifreien Lagern ausgerüstet worden, die empfindlicher gegen Verunreinigungen und Ölalterungen seien, heißt es in diesem Schreiben. In „sehr seltenen Fällen“ könnte es zu Motorschäden und unter „ungünstigen Umständen“ zu nachfolgenden Motorbränden kommen, so MAN in diesem Schreiben weiter. Schadensfälle könnten insbesondere dort auftreten, wo es zu einer Alterung und Verschmutzung des Motoröls und dadurch zu geschädigten Ölfilterbauteilen käme – etwa durch Nicht-Einhaltung von Wartungsintervallen bzw. nicht fachgerecht ausgeführten Wartungsarbeiten, so die Nachricht von MAN Truck & Bus an seine Kunden (siehe Rückruf auf Seite 7). Einige von diesen Kunden, die sich scheinbar mit dieser Problematik von MAN deutlich allein gelassen fühlen, brachte der Rückruf, vor allem auch die gewählte Tonalität des Schreibens auf die höchste aller Palmen. Hört es sich darin etwa so an, als läge es vor allem an den Kunden selbst, ob ein früher Motorschaden oder gar Motorbrand bei den betroffenen Reisebussen entsteht?
Die Unterstützung zur Schadensbegrenzung seitens MAN blieb offenbar in einigen Fällen deutlich unter den Erwartungshaltungen ihrer Klientel. In einer Chatgruppe von Busunternehmern ging es diesbezüglich nach der Veröffentlichung des Rückrufs jedenfalls äußerst heiß her. Von der Prüfung einer möglichen Sammelklage war dort sogar die Rede. Erfreulicherweise gibt es auch Beispiele dafür, dass MAN bei entsprechenden Schadensfällen unkompliziert für Ausgleich und Ersatz sorgt. Das jedenfalls berichtete mir ein Busunternehmer, dessen betroffener Reisebus bereits vor einem Jahr bei einer Laufleistung von unter 300.000 infolge eines Motorbrands binnen Minuten vollständig bis auf das Gerippe verbrannte. Einem Schutzengel sei es zu verdanken, dass es zu keinem Personenschaden gekommen ist. Für den eindringlichen Rückruf von MAN jedenfalls war es wohl höchste Zeit, auch wenn der Hersteller betont, bereits seit 2022 seine Kunden mehrfach angeschrieben zu haben. Ausgestanden dürfte die Problematik für MAN Truck & Bus jedenfalls noch lange nicht sein. Rund 5.000 Busse der benannten Baujahre sind nach Angaben von MAN mit den benannten Motortypen ausgestattet und 120.000 Lkw. Mit dem Risiko, das sich durch Schadenshäufung der betroffenen MAN Lkw im Straßenverkehr ergibt, befasste sich ein Beitrag mit dem Titel ‚Das Rätsel der brennenden MAN‘, der Anfang Juli im Magazin „Der Spiegel“ erschien. Wie man weiter mit der Problematik umgehen wird, halten wir im Blick.