Das zeichnet diese Branche aus und daraus schöpft das Omnibusgewerbe seine Stärken, Leistungsfähigkeit, Flexibilität und Innovationskraft. Doch auch genau diese Vielfalt wird ihnen in der Corona- Krise teilweise zum Verhängnis, wenn es darum geht, an die staatlichen Hilfen heranzukommen. In Gesprächen der Bus Blickpunkt- Redaktion mit Busunternehmern hat sich diese These deutlich herauskristallisiert. Die Coronahilfen sind aus dem genannten Grund unterschiedlich bei den Unternehmen angekommen. Während viele Busbetriebe angesichts ihrer Mischbetriebs- bzw. Verbundstruktur noch keine Hilfen erhalten haben, zeigten sich andere wiederum den aktuellen Umständen entsprechend zufrieden, weil sie die Hilfen bereits in Anspruch nehmen konnten und sich so über Wasser halten können. Es herrscht zum Teil die Meinung, dass die von der Politik beschlossenen finanziellen Maßnahmen insgesamt die schwächeren Marktteilnehmer in der Busbranche stützen und die stärkeren massiv schwächen würden. Was für den einen konzipiert wurde, könne für den anderen ungerecht sein, so lautete der Tenor einiger Busunternehmer. Was ist zum Beispiel mit den Unternehmen, die verstärkt im Oldtimergeschäft tätig sind oder diejenigen, die sich auf Stadtrundfahrten spezialisiert haben? Die fühlen sich abgehängt. Aus vielen Gesprächen ging hervor, dass nicht wenige Unternehmer der Meinung sind, dass die Hilfsprogramme mehrheitlich vor allem sogenannte Zombie- Unternehmen weiterhin künstlich am Leben erhalten, wohingegen gesunde und produktive Unternehmen, die nachhaltig gewirtschaftet haben, nahezu leer ausgehen. Mit Zombie-Unternehmen sind Beinahe-Pleite-Firmen gemeint – die schon immer auf einer sehr scharfen Rasierklinge geritten sind – die eine hohe Verschuldungsquote aufweisen, unprofitabel wirtschaften und nicht in der Lage sind, die Zinsen von aufgenommenen Krediten zu tilgen.

Buchungen stimmen Busreiseveranstalter positiv

Von der aktuell fehlenden verlässlichen Planbarkeit in der sich Busreiseveranstalter nicht entmutigen – im Gegenteil, bei vielen ist der Kampfgeist jetzt erst recht geweckt und sie strotzen vor Unternehmergeist. Getreu dem Sprichwort „Den guten Seemann erkennt man bei schlechtem Wetter“. „Busunternehmer sind zäh. Sie geben nicht so schnell auf; lieber verkaufen sie Haus und Hof, bevor sie ihre Busse verkaufen“, sagte mir ein Busunternehmer im Gespräch. Es gibt Unternehmer, wenngleich sie auch Zukunftsängste haben, die in der Krise eine Chance für sich wittern. Man müsse sich als Unternehmer stets die Frage stellen, „will ich mich auf andere verlassen (Politik) oder unabhängig und selbstbestimmt handeln und das Beste aus der Situation machen?“, so die Überzeugung eines weiteren Busunternehmers.

Das Gros der Busreiseveranstalter hat ihre Jahreskataloge pandemiebedingt erstmals Mitte/ Ende Januar 2021 herausgebracht. Offenbar ist der Katalog nach wie vor das wichtigste Verkaufsinstrument der Busund Gruppentouristik und dient den Busreisekunden als Orientierungshilfe und Impulsgeber. Als solches hat er sich gerade in der Krise bewährt, wie eine Umfrage des Bus Blickpunkt ergeben hat. Auch wenn die Buchungszahlen aktuell nicht vergleichbar sind mit vor Corona-Jahren, so erzielen die Busunternehmen doch positiv stimmende Ergebnisse. Einige berichteten sogar von teilweise ausgebuchten Reisen. Das Busreisejahr wird tendenziell ab Mitte des Jahres, wohl frühestens mit dem Pfingstgeschäft starten – das zeigen auch die generierten Reisebuchungen. Aus unseren Gesprächen mit den Busreiseveranstaltern war zudem herauszuhören, dass die RDA-Expo in Köln, sollte sie wie geplant stattfinden (20./21. April 2021), erwünscht ist und eine wichtige Rolle spielen kann für den Einkauf mit Blick auf 2022. Deshalb sind die Augen gen Köln gerichtet.

Viele Unternehmer sind der Auffassung, dass sich das Produkt Busreise angesichts der aktuellen Entwicklungen weltweit generell verändern wird. Man wird kürzere Strecken zurücklegen, die Gruppengröße wird schrumpfen. Durch Corona ist die Planbarkeit nahezu gänzlich verloren gegangen. Die Wünsche, Bedürfnisse, Anforderungen der Kunden müssen Reisebusunternehmer von Neuem analysieren. Denn diese haben sich durch die Pandemie verändert. Mit welchen Produkten kann man die Kunden am besten wieder erreichen? Die Antwort auf diese Frage grenze nach jetzigem Kenntnisstand an Kaffeesatzleserei, berichtet ein Busunternehmer. Angebote in der Bustouristik zu erstellen, werde wieder risikoreicher, weil man sich nur durch aktives Herantasten, Experimentieren oder entsprechende Marktstudien in kleinem Umfang wieder ein Fundament schaffen könne, mutmaßt ein innovationsfreudiger Busunternehmer, der die aktuelle Zwangspause in der Branche intensiv nutzt, über den Tellerrand schaut, um mit kreativen, zukunftsfähigen Ideen seinen Betrieb voranzutreiben. Möglicherweise wird sich auch das Konsumverhalten der Menschen verändern, wird das Reisen gar wieder zum Luxusgut?

Die Corona-Krise scheint den Busunternehmern ihre Resilienz, Robustheit und Anpassungsfähigkeit noch einmal vor Augen geführt zu haben. Das führt wiederum dazu, dass sie trotz der anhaltenden Corona- Pandemie und ihrer globalen Folgen sowie der wirtschaftlichen Unsicherheiten mit Optimismus in die Zukunft blicken. Laut einer Studie des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG wirkt die Pandemie für viele heimische Unternehmen hierzulande als Beschleuniger von Veränderungsprozessen. Beispielswiese habe die digitale Transformation weiter an Fahrt aufgenommen und werde zum zweitwichtigsten Investitionsschwerpunkt der Unternehmen. Das kann man auch 1:1 auf die Busbranche übertragen. Und wer glaubt, dass die Bustouristik in die Nische abrutschen wird, der hat diese Branche nicht verstanden.