Allein, der Schein trügt etwas: „Die Erfahrungen der ersten Monate waren grundsätzlich positiv, aber eine Sache hat unsere Fahrgäste sehr enttäuscht“, so Andreas Hirsch gegenüber dem Bus Blickpunkt. Hirschs Fahrgäste hatten ein veritables Problem - und das hat die Zahl 4. Um vier Grad weiter nach hinten geneigt sind die Rückenlehnen der hochwertigen Setra „Voyage Plus“ Sitze, die 40fach in Fünf-Sterne-Entsprechung verbaut sind. Also 22 Grad statt der früheren 18 Grad. Laut der vierseitigen Klassifizierungskriterien der gbk darf der Winkel zwischen 18 und 23 Grad betragen, bei drei Grad Toleranz (die der Kunde aber scheinbar nicht hat!). Die Folge von der scheinbaren Petitesse? „Wir haben tatsächlich mit erheblichen Reklamationen zu kämpfen, weil die stärkere Neigung der Sitze in Normalstellung vor allem bei kleineren Passagieren zu einer unbequemen und nicht entspannten Sitzhaltung führt,“ erläutert Andreas Hirsch damals. Die neue Brandschutzverordnung ECE R118.03 verlangt feuerresistentere Materialien für die Klapptische und die wiederum müssen den gesetzlichen Aufpralltest bestehen (siehe auch die technische Lösung im Bild auf S. 13). Zuerst wollte Daimler das Thema auf die nächste Busgeneration verschieben, wegen zu geringer „Kundenreklamationen“ – das wollten die leidenschaftlichen Unternehmer aus Baden so nicht stehen lassen und aktivierten die „Vierte Gewalt“ der Busbranche, als die sich der „Buschfunk“ gerne versteht. Eine Blitzumfrage bestätigte die Unbill, erst letzte Woche meldete sich noch ein Unternehmer zum Thema. Und offensichtlich hat sich etwas getan! Daimler hat nachgearbeitet und eine Prallplatte entwickelt, die bei Verbau des Tischchens die Neigung des Sitzes wiederum auf die bisherigen 18 Grad zurückbringt. Ob die Bauteile einen Schönheitspreis gewinnen, sei dahingestellt, sie müssen es ja nicht! Hirschens zeigen sich zumindest sehr zufrieden: „Wir sind damit zufriedengestellt und ich schätze, dass viele Kollegen das einbauen lassen werden.“
In vorbildlicher Weise wird das Thema sogar im Unternehmensblog von Hirsch Reisen aufgegriffen: „Nagelneu waren sie – die im Februar 2023 in Dienst gestellten vier Reisebusse. Doch vielen Gästen war die Stellung der Rückenlehne nicht steil genug. Sie monierten dies in der Reisebeurteilung – zurecht! Hirsch Reisen handelte und hatte Erfolg.“ Im Rahmen eines flotten Interviews mit Andreas Hirsch wird das Thema ausführlich transparent gemacht: „Wir haben uns auch im Kollegenkreis umgehört und einem Medium der Fachpresse unsere Erfahrungen erzählt. Der daraus folgende Artikel Ende August hat die Sache anscheinend maßgeblich beschleunigt.“ Nicht immer funktioniert dies so gut, aber dieser Fall war so offenkundig, dass die geballte Reklamationskraft von Kunde und Presse zum Ziel führte: „Zwischenzeitlich haben wir vom Hersteller eine technische Lösung angeboten bekommen und nachrüsten lassen, mit den Details will ich Sie nicht langweilen. Dies erlaubt, die Lehnengrundstellung 4° steiler zu stellen, um den bequemeren Zustand wiederherzustellen. Das hat uns sehr gefreut und wir sind davon überzeugt, damit wieder zufriedenere Reisegäste befördern zu können!“ Und wie sind die Reaktionen der Kunden? Die ersten nachgerüsteten Busse sind unterwegs. Hirsch: „Keine Reklamationen mehr, glückliche Kunden!“ So sollte es sein! n