Untreue, Subventionsbetrug, Bestechen und Bestechlichkeit – das sind Vorwürfe der Staatsanwaltschaft Erfurt gegen die Personen- und Reiseverkehrsgesellschaft Greiz (PRG), den Regionalverkehr Gera/Land (RVG) sowie gegen Ex-Temsa-Mitarbeiter. Auf Anfrage bestätigte Sarah Hamberger, zuständig für Marketing und Kommunikation bei Temsa, mir gegenüber, dass gegen Ex-Mitarbeiter des Unternehmens ermittelt werde, aber sie sich dazu nicht äußern wolle. Die neue Geschäftsführung distanziere sich ganz klar davon.
Worum geht es konkret? Nach Recherchen des Senders MDR Thüringen stehen sechs Männer im Alter zwischen 46 und 62 Jahren im Mittelpunkt der Ermittlungen. Ex-Manager des Busherstellers Temsa sollen mit einem Bustechnik-Berater und leitenden Mitarbeitern der PRG und dem RVG beim Kauf von Bussen Rechnungen manipuliert haben. Bei den Geschäften sollen zu hohe Preise angesetzt worden sein. Aus diesen Summen, so der Vorwurf, sollen dann Bestechungsgelder abgezweigt worden sein. Nach Informationen von MDR Thüringen wurde dazu ein Geflecht aus Firmen gegründet, über die das mutmaßliche Bestechungsgeld geflossen sein soll. Zudem stehen die Anklagten im Verdacht, bei der Verwendung von Fördermittel des Freistaates zum Kauf von Bussen betrogen zu haben.
Die Thüringer Allgemeine berichtete, dass Andreas Rieß, Geschäftsführer von PRG und RVG aus dem Untersuchungshaft entlassen wurde. Zudem sei Rieß außerordentlich gekündigt worden sein, als Geschäftsführer aber nicht abberufen. Das solle zur gegebenen Zeit erfolgen.
Flixbus verhandelt nicht mit Postbus-Partnern
Was ist inzwischen aus den Verhandlungen zwischen der Post, ihren Buspartnern und Flixbus geworden? Tja, am Anfang waren alle milde gestimmt. Jetzt weht ein rauer Wind an dieser Front. Flixbus scheint momentan kein Interesse zu haben, ernsthafte Verhandlungen mit den Postbuspartnern zu führen. Sascha Willms, Geschäftsführer von Willms Touristik, erklärte mir gegenüber, dass er sein Fernbusgeschäft mit 15 Fahrzeugen komplett einstellen und seine 30 Mitarbeiter in diesem Bereich entlassen muss. Verhandlungsgespräche mit Flixbus? Keine Chance! Es sei erst gar nicht dazu gekommen, sagte er. Der von Flixbus angegebene Ansprechpartner sei auf dem Handy nie erreichbar gewesen. Postbus-Linien würden zwar von Flixbus übernommen, aber auf die bestehenden Flixbus-Partner verteilt. Dabei gehen die Postbusler leer aus. Sascha Willms ist der Meinung, dass das von Anfang an so geplant war.
Auch Binder Reisen aus Stuttgart steigt aus dem Fernbusgeschäft aus, nachdem das Unternehmen ähnliche Erfahrungen mit Flixbus gemacht hat. Binder Reisen wird seine fünf Fernbusse an Scania zurückgeben, wie alle anderen Postbus-Partner auch. Die Post hatte von Beginn an einen Rahmenvertrag mit Scania ausgehandelt. Die Verträge waren auf drei Jahre ausgelegt. Demnach können Postbus-Partner nach Ablauf dieser Frist, 31. Oktober 2016, ihre Fahrzeuge an Scania zurückgeben. Frank Koschatzky, Vertriebsdirektor Scania Deutschland, Österreich, rechnet mit etwa 60 Fahrzeugen. Doch nicht alle Postbuspartner sind seit drei Jahren dabei. Einige sind erst später eingestiegen, andere wiederum haben ihr Fernbusgeschäft erweitert und somit neue Verträge abgeschlossen. Sie verhandeln momentan mit Postbus über die Restlaufzeit ihrer Verträge. Wie kooperativ sich die Post dabei erweisen wird, bleibt abzuwarten.
Andere Partnerunternehmen der Post sind bereit, weiterhin Verhandlungen mit Flixbus zu führen. Für den Winterfahrplan ist das allerdings nicht mehr möglich. Dieser steht in ausgedünnter Form bereits fest. Die Wintermonate sind auch für das Fernbusgeschäft schwierig. Daher wird Flixbus froh sein, seine Buspartner mit den hinzugewonnen Linien aus dem Postbusgeschäft zu versorgen. Wenn überhaupt, kommt der Sommerfahrplan für erneute Gespräche mit Flixbus infrage. Das bestätigte Martin Geldhauser, Geschäftsführer des Münchener Omnibusunternehmens Geldhauser, mir gegenüber. Er ist Postbus-Partner seit der ersten Stunde. Beim Postbus hatten die Partnerunternehmen eine auslastungsunabhängige Vergütung. Man habe, wenn auch in Maßen, Geld verdient, gab Martin Geldhauser zu. Seine Fernbusflotte besteht aus 23 Fahrzeugen, inkl. zwei Sprinter. Flixbus habe ihm gegenüber erklärt, dass die Postbuslinien nicht weitergeführt würden aufgrund der sehr großen Überschneidung mit dem eigenen Liniennetz. Nichtdestotrotz hat Martin Geldhauser Interesse daran, sein Fernbusgeschäft weiterzuführen. Dazu ist er bereit, für den Sommerfahrplan mit Flixbus zu verhandeln. Die Wintermonate kann Geldhauser mit den bestehenden Postbus-Aufträgen für den Flughafen München (Zubringerverkehr) bis Ende Februar 2017 überbrücken.