In wenigen Tagen, am 16. Oktober, beginnt die 23. Busworld in der belgischen Stadt Kortrijk. Kurz bevor ein signifikantes Datum Wirklichkeit wird: Ab 1. November werden in der Europäischen Union zwei Themen für neue Reise- und Fernlinienbusse Pflicht. Der Spurhalteassistent und der Notbremsassistent.
Für mich ein Jahrhundertschritt in Sachen Sicherheit. Es klingt fast unglaublich, ist aber wahr: 1970 gab es in der Bundesrepublik über 21.000. Verkehrstote bei wesentlich weniger Fahrzeugen als heute, 1991 immerhin noch 11.300 Verkehrstote und 2014, also im letzten Jahr, 3.337.
Wer in den 70er Jahren den Gurt anlegte, galt als Spießer
Fast möchte man schreiben „nur noch“. Doch das verbietet sich angesichts des Themas. Sicherheitsgurte, Airbags, Bremssysteme, Leitplanken und jetzt auch Spurhalte- und Notbremsassisten – die Technik hat Leben gerettet und das Sicherheitsbewusstsein der Menschen verändert. Wer in den 70er Jahren den Sicherheitsgurt anlegte, galt als Spießer. Heute ist jeder stolz drauf, soviel Sicherheit wie möglich in seinem Auto zu haben. Der Spurassistent rüttelt am Sitz des Busfahrers, der Notbremsassistent leitet automatisch eine Notbremsung ein, wenn fahrende oder stehende Hindernisse einen Auffahrunfall signalisieren. Gut, das ist allenthalben zu hören, dass die Fernbusanbieter beim Thema Sicherheit konsequent sind: Sie verlangen so viel Sicherheit wie möglich in den Bussen ihrer Partner. Das Fernbusgeschäft brummt. Erstaunlich, wie gut dieses neue Verkehrsnetz in Deutschland gemanagt wird. „Die rufen Tag und Nacht an“, stöhnte ein Busunternehmer, der mit mehreren Bussen bei Meinflixbus dabei ist, freute sich aber gleichzeitig darüber, dass seine Doppeldecker auf den Langstrecken nach Freiburg bis unters Dach voll sind.
Rollstuhlplätze für neue Fernbusse ab 1. Januar 2016
Zum 1. Januar erlangt dann das Thema Barrierefreiheit Gesetzesrang. Neue Fernbusse (Reisebusse nicht!) müssen zwei Rollstühle aufnehmen können. Die Bushersteller können sich zum Jahresende nicht über mangelnde Aufträge beklagen. So mancher verkauft jetzt noch seinen laufenden Fernbus, holt sich einen neuen und hat mit dieser Rochade die Barrierefreiheit Schach matt gesetzt. Seine neuer wurde ja noch nach der alten Gesetzgebung zugelassen und so ein Bus fährt noch ein paar Jährchen. Beim Fernbus geht man allerdings bei den extrem hohen Leistungen davon aus, dass die Busse nach drei Jahren durch neue ersetzt werden. Also, viel Gesprächsstoff für die Busworld in Kortrijk.
Bahnbusgesellschaften kündigten beim LBO
Vielleicht erinnern Sie sich noch. Anfang Juli hatte der Bus Blickpunt einen Newsletter mit der Headline verschickt: LBO stellte Antrag auf Beitragsreduzierung beim BDO. Was war geschehen? Die Bahnbusgesellschaft DB Regio Bayern ist im Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmer (LBO) mit vier Regionalbusgesellschaften und mehreren Tochterfirmen vertreten. Die DB Regio Bayern wollte nun mehr Einfluss im LBO, vor allem einen Platz im Vorstand, und drohte andernfalls mit Austritt. Das brachte den LBO in eine missliche Lage. Denn wenn dieser wichtige Beitragszahler ausfällt (etwa 100.000 Euro pro Jahr), dann hat das Auswirkungen auf die jährlichen Zahlungen des LBO an den Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO). Und so stellte der LBO beim BDO einen Antrag auf Beitragsreduzierung. Was ist danach passiert? Anfang September haben sich der LBO und der BDO offenbar gütlich geeinigt. Der LBO, auch das stand zur Disposition, bleibt weiter im BDO. Zu welchen Konditionen ist, mir zumindest, nicht bekannt. Die DB Regio hat inzwischen zum Jahresende ihre Mitgliedschaft im LBO gekündigt. Ganz schön was los.
Direktmitgliedschaften im BDO?
Auch beim BDO in Berlin. Die nächste Delegiertenversammlung findet am 15. Oktober statt. Und wie zu hören ist, plant der BDO im Wahljahr 2017 einen großen Kongress in Berlin abzuhalten. Das kostet. Intern, so ist zu vernehmen, wird in BDO-Kreisen auch immer mal wieder über Direktmitgliedschaften im Dachverband BDO diskutiert. Für Busunternehmer selbst sieht die BDO-Satzung wohl keine Direktmitgliedschaften vor. Denn Busunternehmer sind Mitglied in den Landesverbänden und zahlen dort ihren Beitrag. Dies infrage zu stellen, würden ja die ganze Konstruktion aus Landesverbänden und Dachverband ins Wanken bringen. Oder wie es ein Busunternehmer formulierte: das Thema Direktmitgliedschaften sei ein heißes Eisen, eine Operation am offenen Herzen.