Ein Verband, der eine Messe hat, dem geht es gut. Der westflämische Busunternehmerverband B.A.A.V. hat eine Messe, die Busworld in Kortrijk in Belgien. Sie beginnt in wenigen Tagen, am 18. Oktober. Schaut man auf die Aussteller- und Besucherzahlen dieser Messe, so muss es dem Verband nicht nur gut, sondern sogar ausgezeichnet gehen. Auch in diesem Jahr sind es wieder mehr Aussteller als beim letzten Mal vor zwei Jahren, insgesamt 386. Um 10.000 auf 31.000 stieg die Besucherzahl seit 1999.
Das sind Bilanzen, von denen der Bruderverband RDA in Köln bei seinem RDA-Workshop im Moment nur träumen kann. Zudem drücken personelle Nachfolgesorgen den Verband. Margret Kohls, die langjährige Geschäftsführerin der RDA-Workshop GmbH, legt zum Jahresende ihr Amt nieder. Die Nachfolgerin in spe, Anja Milosavljevic, hat von selbst das Handtuch geworfen. „Ein Trauerspiel“, nannte Hotelier Jörg Mintrop langjähriges Beiratsmitglied des RDA, dieses Szenario in einer E-Mail an mich und fügte mit Blick auf den Workshop 2013 hinzu: „Verzweifelte Hoteliers stürzten sich beim RDA-Workshop auf einige wenige Einkäufer. Die Hotels sind lediglich Staffage, während die Paketer die einzigen Profiteure des RDAWorkshops sind. Der Workshop muss einem breiten Publikum geöffnet werden.“ Auf der RDA-Mitgliederversammlung im April 2014 stehen Wahlen an. Gewählt werden die Positionen des Präsidenten (R. Eberhardt), eines Vizepräsidenten (K. Behringer) und eines Vorstandsmitglieds (E. Wagenhäuser-Müller). Auf meine Anfrage, ob die amtierenden wieder kandidieren, antwortete der RDA: „Bei der letzten Vorsandszusammenkunft wurden die Mitglieder, die zur Wahl stehen, gebeten, ihre Kandidaturen rechtzeitig zu erklären.“
Busworld Kortrijk: ohne Viseon
In Kortrijk nicht mehr dabei ist der Bushersteller Viseon. Bis zum 31. Juli hatte man noch gehofft. Doch ein Investor fand sich nicht. Ende Juli wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. 20 Mitarbeiter waren noch bis Ende September zur Abwicklung laufender Geschäfte beschäftigt, jetzt ist endgültig Schluss. Alle noch im Werk befindlichen Neufahrzeuge und Gebrauchtbusse seien inzwischen veräußert worden, heißt es. Der Reise- Doppeldecker Skyliner, den Viseon im Auftrag von MAN baute, soll künftig wieder bei MAN in Plauen gefertigt werden. Ab 2015 soll der Skyliner dann lieferbar sei. Ernö Bartha, einer der beiden Viseon-Gesellschafter, aktivierte zum 1. Oktober in seinem Wohnort Goslar seine bereits 2010 ins Handelregister eingetragene „Bartha Technologie und Engineering BarTech GmbH“. Zwei Aufträge für Entwicklungsarbeiten liegen bereits vor. Offensichtlich so umfangreich, dass schon in den nächsten Wochen erste Mitarbeiter eingestellt werden können.
Gerechtigkeitsmodell von Mein-Fernbus
Dauerbrenner der Branche bleibt das Thema Fernbusse. Im Fernbusgeschäft tätige Busunternehmer fragen sich vor allem: Was kommt hinten raus? Wo mehrere Fernbus-Anbieter auf einer Strecke konkurrieren, sind Preisunterbietungen an der Tagesordnung. Ein Busunternehmer sagte mir zu seiner Bilanz: „Wir arbeiten auf die schwarze Null hin. Mehr als 200 Euro Gewinn sind pro Fahrt nicht drin. Wenn es sich nicht rechnet, hören wir wieder auf.“ Mein-Fernbus scheint für seine Partner zumindest ein Gerechtigkeitsmodell gefunden zu haben. Alles, was auf einer Linie – auf der mehrere Busunternehmer für Mein- Fernbus fahren – erwirtschaftet wird, kommt in einen großen Sack und wird dann paritätisch aufgeteilt.
Terminkonkurrenz zwischen RDA und BDO – oder mehr?
Die Konjunktur des Fernbusses veranlasst auch die Verbände zur Aktivität. Nach der RDAOuvertüre in Köln beim Workshop folgt der BDO am 26. November mit einem Fernbusforum in Berlin. Ausgerechnet einen Tag nach dem Tag der Bustouristik des RDA im Europapark in Rust. Diese zeitliche Nähe hat was von Nadelstich. Apropos RDA und BDO. Der BDO hat zwar inzwischen seine unsägliche Formulierung vom „Spitzenverband des deutschen Verkehrsgewerbes“ ad acta gelegt. Die neue Variante heißt: Der BDO repräsentiere die drei Säulen der Busbranche: ÖPNV, Touristik und Fernlinie. Nur wer alle drei Säulen gemeinsam denke, werde auch in Zukunft Erfolg haben. Klingt wieder nach Nadelstich. Dem RDA fehlt der ÖPNV. Fragt man vor dem Hintergrund solcher Feinheiten RDA- und BDO-Vertraute, wie denn das Verhältnis der beiden Verbände im Moment zueinander sei, dann bekommt man mitunter eine recht übereinstimmende Antwort von beiden Seiten: grottenschlecht. In der Lobbyarbeit laufe nichts gemeinsam, heißt es. Das jedenfalls ergab meine Recherche.