„Na, da haben Sie aber viel zu schreiben“, mit diesem Duktus verabschiedete sich so mancher Teilnehmer nach der 64. RDA-Mitgliederversammlung im April in Leipzig von mir. Dabei ist es ja gar nicht so wichtig, dass man viel schreibt. Wichtiger ist doch, was man schreibt. Für mich ist in Leipzig zunächst etwas ganz Wunderbares passiert. In Leipzig sind alle Probleme, die der Verband hat, auf den Tisch gekommen. Der RDA hat Finanzprobleme. Die Gewinne der RDA-Workshop GmbH und damit die Finanzreserven des Verbandes sind seit 2007 geschmolzen wie Gletschereis in der Frühlingssonne.
Und: dem RDA laufen die Mitglieder davon. Jedes Jahr 100. Redeten wir vor Jahren noch von 2.600 oder 2.800 Mitgliedern, spricht man Beilagenhinweis: Diese Ausgabe des Bus Blickpunkts enthält in ihrer Gesamtauflage Beilagen der Überland Reisegesellschaft mbH und der BBT GmbH & Co. KG. Beilagen des Meininger Theaters und des Hotels Jean-Paul sind im Inlandsteil enthalten. jetzt von 1.750 Mitgliedern. Im Buschfunk ist zu hören, dass im RDA deutlich weniger reinrassische Busunternehmen organisiert seien als in der Gütegemeinschaft Buskomfort. Ihr gehören 497 Busunternehmer an. Seminare und Schulungen des RDA für Busunternehmen fänden fast nur noch in Köln statt, sagte mir ein Busunternehmer am Rande der Tagung. Wenn jetzt auch noch die Umlage für bus.de gekommen wäre, dann wäre er ausgetreten. Er als regionaler Anbieter brauche eine solche Plattform nicht. Dass das Thema Finanzen so hochkochte, war kein Zufall. Wir alle haben die immer leerer werdenden Gänge in den Hallen des RDA-Workshops gesehen. Öffentlich gemacht hat die damit verbundene finanziellen Negativ-Entwicklung Benedikt Esser, Paketer aus Hürth. Der gelernte Bankkaufmann beantragte Einsicht in die Bilanzen des Verbandes und präsentierte dem Vorstand seine Ergebnisse, die dann in Leipzig vorgestellt wurden.
Bis dato hatten der gesamte RDA-Vorstand, die Rechnungsprüfer und die Mitgliederversammlungen die ausgeglichenen Haushaltsrechnungen durchgewunken. Mindestens sieben Jahre lang. Hinter der Position „Erträge aus Beteiligungen“ verbarg sich die Quersubventionierung (Absolut legitim!) der RDA-Workshop GmbH für den Verband. Verborgen wurde aber auch die Tatsache, dass diese Reserven, nach heutigem Stand, vermutlich nur noch drei Jahre gereicht hätten. Nach Leipzig ist nichts mehr so wie es vor Leipzig war. Jetzt steht alles auf dem Prüfstand: das Profil des RDAWorkshops, die Dauer des Workshops, die Mitgliederversammlungen des RDA sollen nur noch im Land stattfinden, die geplante Umlage für die Reiseverkaufsplattform bus.de wurde gekippt. Und überhaupt: Was wird aus dem Internationalen Bustourismus Verband (IBV)? Weil das ganze Tohuwabohu in Leipzig offenbar nicht groß genug sein konnte, sorgte der RDA mit der plötzlichen Ausladung von Christiane Leonard, Hauptgeschäftsführerin des BDO, vor Beginn der internen Sitzung für einen Eklat. Der „Lieben Christiane …“ (Einladungstext), die schon im Saal saß, wurde ins Ohr geflüstert, dass sie an der internen Sitzung nicht teilnehmen könne. Als Einzige musste sie den Saal verlassen. Das war ein Doppelaxel auf diplomatischem Parkett mit perfekter Bruchlandung. Zumal wenig später die Delegierten vom Wunsch des Präsidenten Richard Eberhardt überrascht wurden, dem RDA ein Mandat für weitere Verhandlungen mit dem Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO) zu geben?
Plötzlich ist von Gesprächen mit dem BDO die Rede
Kein Mensch wusste bis dato, dass da schon seit Längerem verhandelt wird. Meiner Vermutung in der Online-Berichterstattung, dass vielleicht das alte Schulterschlussabkommen (BDO: ÖPNV; RDA: Touristik) wiederbelebt werden könnte, wurde vom BDO sofort heftig widersprochen. Es ginge nur um den Anschluss des RDA an den BDO als weiteren Dachverband, hieß es postwendend. Es soll SMS-Botschaften aus dem BDO-Vorstand gegeben haben, die besagten, dass nach diesem Eklat die Gespräche mehr als einen Dämpfer bekommen hätten. Wie dem auch sei. Der RDA hat nach der offenen, wenn auch teilweise chaotischen Aussprache von Leipzig, die Chance, Ballast abzuwerfen und sich wieder auf seine Hauptaufgabe zu besinnen: Service für Busunternehmen, touristische Dienstleistungen, Interessenvertretung und vor allem: RDA-Workshop! Der RDA hat dafür gutes Personal im Vorstand. Einen Präsidenten, der mit Ganzkörpereinsatz die Interessen der Branche vertritt und immer rechtzeitig weiß (Mindestlohn in Westeuropa!), wo Unwetter für die Branche heraufziehen. Es kann nur besser werden. Transparenz und Öffentlichkeit sind jetzt die wichtigsten Verbündeten.