Mit Erfolg, denn viele haben Lucca aus dem Programm gestrichen. Von diesen Schikanen kann auch Walter Büchs (68), seit 35 Jahren Busfahrer, ein Lied singen. „Ich dachte, ich bin im falschen Film“, berichtete er mir am Telefon und konnte immer noch nicht fassen, was sich Ende September 2018 auf dem inzwischen berühmt-berüchtigten Parkplatz in Lucca ereignet hatte. Büchs fährt seit über 25 Jahren regelmäßig nach Italien, so etwas habe er aber noch nie zuvor erlebt. Er ist angestellt bei dem unterfränkischen Busunternehmen Elmar Schneider Omnibus in Burkardroth Zahlbach. Auch 2018 fuhr er im Auftrag des Deutsch-Italienischen Vereins für soziale Partnerschaft „amicizia“ nach Italien. Einer der Reisebausteine war Lucca. Die Reisegruppe behinderter Kinder machte Urlaub in Ronchi bei Massa. Büchs fuhr am 21. September die Reisegruppe nach Lucca, ließ sie am Tor aussteigen und fuhr anschließend auf den Busparkplatz. Er erinnert sich, außer seinem Bus standen noch jeweils ein belgischer und ein österreichischer sowie sieben italienische Busse auf dem Parkplatz. Dann begann die Action. Zwei Polizisten liefen schnurstracks auf ihn zu und verlangten nach seinen Dokumenten. Auch der Belgier und der Österreicher wurden kontrolliert. Dann sagte einer der Polizisten zu Büchs: „Sie haben ein Problem.“ Er soll angeblich das Fahrtenblatt falsch ausgefüllt haben – die übliche Masche also. Genauso erging es auch dem Belgier. Den Österreicher ließ man gehen, weil er – so habe dieser sich Büchs gegenüber geäußert – schon mal abkassiert wurde. Der Belgier habe die 1.333,33 Euro bar bezahlt. Walter Büchs weigerte sich zunächst. Doch die Polizisten hatten seine Dokumente inkl. Ausweis und Fahrerkarte in der Hand und so wurde Büchs gezwungen mit in die Zentrale der Polizei zu gehen. Die Polizisten nahmen ihn wie einen Schwerverbrecher im Auto mit und zwangen ihn letztlich, mit seiner privaten Kreditkarte das „Bußgeld“ zu bezahlen. „Mir blieb keine andere Wahl“, erzählte Büchs. Man habe ihm gedroht, falls er nicht bezahle, den Bus zu beschlagnahmen. Auf Büchs‘ Hinweis, dass eine Reisegruppe behinderter Kinder auf ihn warte, habe einer der Polizisten mit: „Das ist dein Problem“, reagiert. Nachdem er bezahlt hatte, musste er zu Fuß zurück. „Bis zum Schluss war ich noch im Glauben, dass sie das nicht durchziehen“, sagte Büchs fassungslos. Das Fahrtenblatt ließ er dann in Deutschland vom Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen gegenchecken. Das Dokument war korrekt ausgefüllt.

Verein kritisiert
skandalöses Verhalten

Michael Müller, 1. Vorsitzender des Deutsch-Italienischen Vereins für soziale Partnerschaft „amicizia“, verfasste Anfang Januar 2019, nach dem Ereignis in Lucca, einen Offenen Brief an den Bürgermeister und die Polizia Municipale von Lucca. Darin schildert Müller, was sich Ende September ereignet hatte und drückt seine Verwunderung über das „skandalöse Verhalten“ der Polizisten aus und droht mit Konsequenzen: „Unser Fahrer, der im Übrigen seit über 25 Jahren die verschiedensten Gruppen für unseren Verein aus Deutschland in die unterschiedlichsten Regionen und Städte Italiens fährt, hat noch nie einen Bußgeldbescheid in Italien erhalten.“ Weiterhin schreibt Müller: „Was aber im September durch einen Ihrer Mitarbeiter der Polizia Municipale geschehen ist, veranlasst uns, nicht mehr nach Lucca zu fahren und auch andere Reisegruppen zu warnen, Ihre Stadt mit einem ausländischen Reisebus zu besuchen.“ Müller wundert sich über den Betrag dieser angeblichen Ordnungswidrigkeit: „Es sei dahin gestellt, ob es sich um eine Ordnungswidrigkeit handelt, wenn das Fahrtenblatt nicht richtig, beziehungsweise vollständig ausgefüllt wurde. Auf jeden Fall sind 1.333,33 Euro dafür nicht verhältnismäßig. Auch in Lucca gilt doch sicher in solchen Fällen das Prinzip der Verhältnismäßigkeit. Uns drängt sich der Verdacht einer ‚Abzocke‘ ausländischer Reisebusse auf.“

Busunternehmen hat
Liquiditätsschwierigkeiten

Anfang Juni hat das Amtsgericht Cloppenburg das vorläufige Insolvenzverfahren über das Vermögen des Busunternehmers Gerhard Paul von Grönheim aus Altenoythe angeordnet. Grund für die Antragstellung seien Liquiditätsschwierigkeiten. Der Betrieb des Taxi- und Busunternehmens werde bisher nahtlos weitergeführt. Gerhard Paul von Grönheim betreibt das Geschäft als Einzelunternehmen mit Sitz im Gewerbepark Pirgo im niedersächsischen Friesoythe und beschäftigt aktuell 96 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit.