Die Juni-Ausgabe des Bus Blickpunkts thematisiert in jedem Jahr die Weihnachtsmärkte. Wer als Busunternehmer dabei punkten will, musst spätestens jetzt planen – 6 Monate im Voraus. Ich habe mich bereits zum Frühlingsanfang vor 2 Monaten mit diesem Thema befasst. Denn genau am 20. März fand im Lindner Hotel in Frankfurt-Höchst das 1. Deutsche Weihnachtsmarktforum statt. 104 Vertreter deutscher Weihnachtsmärkte hatten sich zu einem Erfahrungsaustausch verabredet. Ich dachte mir, dass kann spannend werden. Und so war es dann auch. Denn die Weihnachtsmärkte sind weit mehr als Glühweinmärkte. Sie sind ein Wirtschaftsfaktor.

Normale Wartezeit für einen Stand in Stuttgart: 25 Jahre

Für die Veranstalter, die Standbetreiber und auch für die Bustouristik. 4.500 bis 5.000 Busse kommen beispielsweise jährlich zum Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Der Stuttgarter Weihnachtsmarkt hat 300 Stände. Für diese Stände gibt es jedes Jahr 700 Bewerbungen. Es müssen also jährlich 400 Absagen in der Schwabenmetropole erteilt werden. Die normale Wartezeit für einen Stand beträgt 25 Jahre. Dreimal solange, wie man in der der DDR auf einen Trabant warten musste. Im Prinzip kann die Uroma den Stand bereits für das Enkelkind anmelden. Wer in Stuttgart in der Warteliste schneller nach oben klettern will, muss schon mehr bieten als Glühwein. Raclette oder Bärlauchtatar im Zimtmantel vielleicht? Man glaubt gar nicht, was bei solch einem Weihnachtsmarkt alles zu beachten ist. Einer der Teilnehmer sagte, er könne den Städtenamen Duisburg schon nicht mehr hören. Wie das? Seit dem Unglück mit vielen Toten bei der Loveparade 2010 wurde Duisburg immer wieder als Beispiel dafür angeführt, warum die Sicherheitsvorschriften auch für Weihnachtsmärkte extrem zu verschärfen sind. Gasheizungen müssen von der Feuerwehr abgenommen werden. Vor zehn Jahren ist einmal eine Gasheizung in Stuttgart explodiert. Interessantes gibt es aus Basel zu berichten. Dort gab es 2013 erstmals ein Christmas Tattoo. Das ist keine Ganzkörperbemalung mit Weihnachtsmannmotiven, sondern ein Aufmarsch von Blasorchestern, die, etwas anders als beim Basel Tattoo, im Weihnachtslook Weihnachtslieder zelebrieren. Und noch etwas haben die pfiffigen Baseler erfunden. Neben Glühwein gibt es auf dem Markt auch Glühbier.

Darf der Weihnachtsmarkt am Totensonntag öffnen?

Eine ganz heikle Frage für Weihnachtsmärkte lautet: Ab wann darf der Weihnachtsmarkt geöffnet werden? Schon am Totensonntag? Da scheiden sich die Geister. In Aachen z.B. geht es am Totensonntag ab 18.00 Uhr los. Viel Interessantes auf dem 1. Weihnachtsmarkt-Forum hatte Helmut Russ vom Berliner Weihnachtsmarkt auf dem Gendarmenmarkt zu erzählen. Das ist der Markt mit den weißen Zelten und den goldenen Sternen. Diesen Weihnachtsmarkt gibt es erst seit zehn Jahren. Ausgangspunkt für die Ausschreibung war ein Runder Tisch mit Bürgermeister Wowereit. Die Hotels in Berlin hatten seinerzeit im Winter eine Auslastung von nur 30 Prozent. Was tun? Eine zündende Idee, die Gäste anzieht, musste her. Helmut Russ hatte gleich mehrere: ein Weihnachtsmarkt mit beheizten Zelten. Da kommen Kunsthandwerker, die mit klammen Fingern nicht arbeiten würden. Dann – vornehm geht die Welt zugrunde - eine Kaschmir- Boutique und „Lutter & Wegner“ statt Bratpfannen mit Altöl. Einen Euro Eintritt bezahlt man für den Besuch dieses Weihnachtsmarktes. Niemand stört sich daran. Neuester Trend: nach Weinachten macht der Markt auf dem Gendarmenmarkt wieder auf und geht bis Silvester. Ganz auf dieser Nobless-Welle liegt auch der Weihnachtsmarkt in Schloss Schönbrunn bei Wien. Bratwurstgeruch – igittigitt. Doch seit drei Jahren gibt es einen Kompromiss. Es dürfen Wiener Würstchen angeboten werden. Das alles passt sehr gut und wird von den Besuchern angenommen. Weihnachtslieder, die in dieser Zeit überall dudeln, sind hier nicht zu hören. Stattdessen die Klänge von Barockmusik.

Jedes Jahr werden mehr Busse gezählt

Einig waren sich alle beim Thema Busse. Es werden jedes Jahr mehr Busse, die zu den Weihnachtsmärkten kommen. Ein Fernbusanbieter hat bereits Fahrten zu den Weihnachtsmärkten für 11 Euro angeboten. Kurzum, am Thema Weihnachtsmärkte kommt keine Stadt vorbei. Über 2.000 Weihnachtsmärkte gibt es in Deutschland. Und hier bewahrheitet sich ein alte Weisheit: Was braucht ein Bürgermeister zum Regieren? Eine Umgehungsstraße, einen Kreisverkehr und einen Weihnachtsmarkt.