Da wir gerade von Wintermänteln reden, mal Folgendes: So um die Weihnachtszeit surfte ich im Internet nach Wintermänteln. Das blieb nicht ohne Folgen. Immer, wenn ich danach irgendeine Website öffnete, blickte ich in eine Kollektion von Wintermänteln eines bekannten Herstellers. Mal zwischen „Eva Hermanns 4. Scheidung“ und „DSDS-Sängerin heiratet Tätowierer“ auf bild.de oder zwischen Tief Erwin und dem Hoch Erika auf wetter.de. Bei der Suche nach Theaterkarten, einem neuen Buch oder der nächsten Reise in den Schwarzwald, immer verfolgten mich diese Wintermäntel. Auch den Computer anzuschreien: „Ich hab doch schon einen gekauft!“ half nichts.
Was sagt uns das? Das sagt uns, dass das Internet über gewaltige Möglichkeiten verfügt, sich an die Fersen der Kunden zu heften. Es ist eine große Herausforderung, es kann einen aber auch platt machen.
Sie kennen das ja von Amazon, wenn Sie dort ein Buch bestellen, gehen gleich ein paar Felder mehr auf: Leser, die „Winterkartoffelknödel“ bestellen, bestellen gern auch „Dampfnudelblues“ oder „Leberkäs-Junkie“. Wer die Bücher bestellt, fährt aber auch vielleicht gern nach Bayern und schon kommt die Reise „Oberammergau“.
Was hat das alles mit Busreisen zu tun? Sehr viel. Es zeigt, siehe Oberammergau, auch die Digitalisierung des Reiseverkaufs schreitet tsunamieartig voran. Die Tage der Karteikartenkästchen bei Busunternehmen mit Geburtsdatum, Beruf und der letzten Reise des Stammkunden sind gezählt. Die Antwort der Gütegemeinschaft Buskomfort (GBK) darauf heißt „traviso Dialog“, eine Marketingsoftware, die Busunternehmer bei der Gewinnung von Neukunden mittels Digitalisierung unterstützen soll. Wer mehr wissen will: Die GBK stellt „traviso Dialog“ an ihrem Stand auf dem RDA-Workshop in Köln vor: Halle 6 / Stand L 22.
Paul Senghas, Verkäufer mit Herzblut
Paul Senghas, seit einigen Jahren Leiter Verkauf Omnibusse von Evobus in Herrenberg, verlässt zum 1. Juli die Branche und geht in den Ruhestand – siehe Text oben. Dem dort Geschriebenen will ich noch eine kleine Episode hinzufügen, die er mir mal zu fortgeschrittener Stunde erzählte. Sie betrifft die Zeit seines Wechsels von Neoplan zu Mercedes-Benz Anfang der 80er Jahre. Als Assistent des Vertriebsleiters war er damals auch zuständig für die Betreuung der Busverbände. Dazu gehörte die Präsenz bei den Jahrestagungen des RDA. Dort war es üblich, dass ein Setra- und ein Neoplan-Reisebus die Teilnehmer vor Ort beförderten. Für Paul Senghas war klar, dass der dritte im Bunde schnellstens ein Reisebus von Mercedes-Benz sein muss. So geschah es. Und fortan stand vor den Türen der Beratungsräume auch ein Mercedes-Benz Bus bereit. Doch als bei dieser Buspremiere die Türen der Sitzungsräume aufgingen, strömten die Teilnehmer wie gewohnt in die Setra- und Neoplan-Busse. Sie wussten wohl den Service an Bord zu schätzen. Ganze sieben Hanseln verirrten sich in den Mercedes-Benz. OMG – oh mein Gott! Was tun? Paul Senghas wusste die Lösung und die Order an sein Team im Bus hieß: „Die sieben müssen wir zu Tode bedienen!“ Gemäß dieser Devise wurden die sieben nun mit feinsten Getränken und erlesenen warmen und kalten Häppchen bis zum Umfallen verwöhnt. Das sprach sich rum. Beim nächsten Mal saßen schon 17 Tagungsgäste im Bus mit dem Stern. „Zu Tode bedienen“ – ein Satz, der Programm ist.
Generationswechsel beim bus(ch)funk
Vielleicht erinnern Sie sich noch: „Der BDO lebte über seine Verhältnisse“ (03/2011). „Hessische Verhältnisse in der Hessischen Verbandslandschaft“ (06/12). „Vorsicht, Wendt!“ (09/2014). „MAN stellt auf dem RDA-Workshop 2015 nicht aus“ (02/2015) – kam dann zwar anders, war aber so falsch nicht. „Augsburg vergibt sieben Hörmann-Linien an die DB-Regio“ (07/2015). „Aufstieg und Fall des IBV“ (11/2015). „Paketer schulen Reisebüros und verärgern Busunternehmer“ (12/2015).
Das sind ein paar Schlagzeilen aus dem Bus(ch)funk der letzten Jahre. Sie sorgten für Diskussionsstoff. Betroffene waren selten amused. Andere ließen mich wissen, dass Sie die Rubrik ganz gern lesen. Das Dilemma, das sich für den Autor des Bus(ch)funks auftut: Jeder will ihn lesen, aber keiner drinstehen. Dieses Dilemma, mit dem ich ganz gut leben konnte, hat für mich ein Ende. Ich habe die, schönes Wort, „Regelaltersgrenze“ erreicht. Jetzt freut sich meine Kollegin Askin Bulut darauf, ab der nächsten Ausgabe an dieser Stelle aufzuschreiben, was sie so gehört, gesehen und erlebt hat. Das Profil des Bus Blickpunkts wird weiter geschärft. Denn, wie sagte doch neulich ein uns wohlgesonnener Leser zu mir: Die Busbranche ohne Bus Blickpunkt, das wäre wie Käsefondue ohne Kirschwasser. Schmeckt auch, ist aber nicht ganz so lustig.