Also, wenn ich so auf 2016 zurückblicke, das Jahr war alles andere als langweilig. Die Ereignisse in der Branche überschlugen sich förmlich. Zu den Top-Themen gehörte zweifelsohne der Fernbusmarkt. Flixbus verschluckte fast alle seine Konkurrenten. Erst wurde Meinfernbus nach der Fusion einverleibt, dann übernahm Flixbus das gesamte kontinentaleuropäische Geschäft des britischen Anbieters Megabus. Kurz darauf verkaufte die Post ihren Geschäftszweig Postbus an Flixbus. Nicht lange auf sich warten lassen hat dann auch noch das Aus der Bahntochter Berlin-Linen-Bus. Also, freie Fahrt für Fernbusriesen Flixbus. Begleitet waren diese Ereignisse von Meldungen über viele Busunternehmen, die die Kooperation mit Marktführer Flixbus beendeten. Betroffene Buspartner hatten zum Teil hohe Verluste eingefahren.
Ein weiteres brisantes Thema in 2016 war der Brexit. Bei einem Referendum am 23. Juni 2016 stimmten die Wähler des Vereinigten Königreichs mehrheitlich mit 51,89 % für den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union. Dieses Ereignis schlug zunächst in der Touristikbranche ein wie eine Bombe. Doch die Kollateralschäden scheinen sich, bis jetzt jedenfalls, in Grenzen zu halten. Ein regelrechtes Erdbeben löste der Referentenentwurf des Bundesministeriums für Justiz und Verbraucherschutz (BMJV) zur Umsetzung der EU-Pauschalreiserichtlinie in deutsches Recht aus. Tourismusverbände protestierten für eine Änderung des Entwurfs. Begründung: Dieser war praxisuntauglich und hätte zu wesentlichen Einschränkungen des touristischen Angebots in Deutschland führen können. Vor allem fördert dieser Gesetzesentwurf die Schwarztouristik. Daraufhin wurde dieser überarbeitet. Doch vom Tisch ist die Diskussion nicht.
Das Blut in Wallung gebracht haben die Diskussionen um das Personenbeförderungsgesetz (PBefG). Der VDV, Verdi, der Deutsche Städtetag und andere Vertreter der kommunalen Verkehrsbranche haben sich dem Ziel verschrieben, das PBefG zu ihren Gunsten zu ändern. Oberstes Gebot scheint dabei die Abschaffung der Eigenwirtschaftlichkeit zu sein. Das Ganze ins Rollen gebracht hatten die Ereignisse in Pforzheim. Hier hatte das Regierungspräsidium einen Antrag der Bahntochter Regionalbusverkehr Südwest (RVS) auf eigenwirtschaftlichen Betrieb des Pforzheimer Stadtlinienverkehrs genehmigt. Ein Weckruf sozusagen für die Kommunen, die sich allem Anschein nach nicht besonders gut mit den Inhalten des PBefG auseinandergesetzt haben.
Was war noch 2016? Im April fand erstmals der RDA-Workshop-Prolog in Friedrichshafen statt. Der Paketerverband VPR wählte Tina Behringer zur Präsidentin und ernannte Florian Gärtner zum neuen Geschäftsführer. Der RDA kündigte an, 2017 den dritten Messetag in Köln zu streichen. Die Messe Berlin und der BDO verkündeten eine neue Busmesse in Berlin, die Bus2Bus. Die Busworld wird 2017 ein letztes Mal in Kortrijk stattfinden und zieht 2019 nach Brüssel um. Die Themen Digitalisierung und Vernetzung in Verbindung mit autonomen Fahrzeugen sowie Elektromobilität beherrschten das ganze Jahr über die Busindustrie.
Wer folgt auf Richard Eberhardt?
Wenn ich einen Blick auf meinen Terminkalender 2017 werfe, stelle ich fest, dass die erste Jahreshälfte übersät ist mit vielen Branchenveranstaltungen. Das Jahr läutet bereits zum 35. Mal die RDA-Veranstaltung „Tag der Bustouristik“ ein. Dieses Jahr am 09. Januar in Bremen. Apropos RDA, steht da nicht noch die P-Frage im Raum (Präsidentenfrage)? 2017 ist nicht nur Bundestagswahljahr, sondern auch der RDA wählt im April einen neuen Präsidenten. Richard Eberhardt strebt definitiv keine weitere Amtszeit an, das hatte er bereits angekündigt und meine Anfrage bestätigt, dass es auch dabei bleibt. Ein Kronprinz ist noch nicht gekürt worden. Wer aus den Vorstandsreihen kommt für die P-Frage in Betracht? Eins ist klar, der RDA kann sich durchaus einen Start von 0 auf 100 vorstellen. Will heißen: Der neue Präsident muss nicht zwangsläufig aus den Reihen des RDA-Vorstands kommen!
Ich bleibe beim Thema RDA: Während Evobus 2017 nicht auf dem RDA-Workshop ausstellen wird, wird Scania in Köln wieder dabei sein. Scania startet 2017 eine Messeoffensive und stellt auch auf der Bus2Bus in Berlin aus sowie in Kortrijk. Was bietet der Veranstaltungskalender noch? Da wären der Tag des Bustourismus auf der CMT in Stuttgart und der VPR VIP-Treff in Hannover. Im März finden die ITB in Berlin statt und ein BTB-Workshop. Im April der RDA-Workshop in Friedrichshafen und die Bus2Bus in Berlin. Mit dem RDA-Workshop in Köln, gleich Anfang Juli, geht es dann in die zweite Jahreshälfte. Eins ist sicher: Langweilig wird es auch 2017 nicht!
Ich freu mich drauf.a