Bus Blickpunkt berichtete bereits mehrmals über Polizeikontrollen in Lucca, wo vorzugsweise deutsche Busse unter die Lupe genommen wurden und die Busfahrer wegen angeblich inkorrekten Ausfüllens des grünen EU-Fahrtenblatts unter Drohgebärden 1.333 Euro und ein paar Zerquetschte den Polizisten in bar aushändigen mussten. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich jetzt auch in Mailand. Reisebusfahrer Harald Spörl, der seit über 25 Jahren für das Busunternehmen „Gute Reise Hauck“ mit Sitz im mittelfränkischen Westheim tätig ist, war mit einer Reisegruppe am Comer See. Zum Programm gehörte auch ein Ausflug nach Mailand. Doch am Tag des Ausflugs konnte ein Reisegast aus gesundheitlichen Gründen am Tagesausflug nicht teilnehmen und wurde vor den Augen der anderen Reiseteilnehmer, des Busfahrers sowie des Reisebegleiters von einem Krankenwagen abgeholt. Eine emotionale Angelegenheit also.

Das Fahrtenblatt hatte der Busfahrer aber bereits ausgefüllt und 31 Reiseteilnehmer statt 30 eingetragen. Ein gefundenes Fressen für die italienische Autobahnpolizei. Auf dem Rückweg von Mailand nach Cadenabbia, zurück zum Hotel, winkte die Polizei an der Mautstelle ausländische Reisebusse raus – so auch Harald Spörl. Nachdem die Fahrerkarte des erfahrenen Busfahrers kontrolliert und die Daten ausgelesen wurden, bekam er diese zurück. Es sei alles in Ordnung gewesen, ließ man ihn wissen. Dabei weiß Spörl, „wenn jemand die Fahrerkarte ausliest und eine Unstimmigkeit finden will, dann findet er diese auch.“ Doch das Augenmerk habe eindeutig dem EU-Fahrtenblatt gegolten, sagt der Busfahrer rückblickend. Der Polizist habe sein Gesetzbuch aufgeschlagen und Spörl mitgeteilt, dass er lediglich eine Kleinigkeit im grünen Fahrtenblatt gefunden habe und der Busfahrer deswegen eine kleine Strafe zahlen müsse. Und bei der „kleinen“ Strafe, von der der italienische Polizist sprach, handelte es sich um den Betrag in Höhe von 1.333 Euro, weil Spörl vergessen hatte, den erkrankten Fahrgast auszutragen. „Wenn ein Fahrgast wegen gesundheitlicher Probleme ausfällt und man vom Fahrer erwartet, dass er in erster Linie an Bürokratie denken soll, dann läuft hier ganz gewaltig etwas schief“, sagt Werner Hauck, Geschäftsführer des Unternehmens Gute Reise Hauck, verärgert. „Der Hammer kommt aber noch“, ist Spörl fassungslos beim Gedanken an das Geschehene.

Die Polizisten drohten ihm mit der Buskralle, sollte er sich weigern den Betrag bar zu bezahlen. „Das ist Nötigung“, sind sich Hauck und Spörl einig. Er musste bezahlen. Dabei ließ er es sich nicht nehmen, auf dem Schriftstück der Polizei zu vermerken, dass es sich dabei um eine Kaution und nicht um ein Bußgeld handelte. Die Meinung der Polizisten in Lucca und Mailand, wie das Fahrtenblatt auszufüllen ist, gehe übrigens deutlich auseinander, weiß Spörl zu berichten. Fazit: Ganz egal, wie viel Mühe man sich beim Ausfüllen des absurden Fahrtenblatts gebe, nach Auffassung der italienischen Polizei werde dieses immer fehlerhaft sein.

Abzocke ins Rampenlicht der EU-Politik bringen

Das imageschädigende Verhalten der italienischen Polizei will Werner Hauck, Geschäftsführer Gute Reise Hauck, nicht auf sich sitzen lassen. Er wird sich in dieser Sache an die EU-Beschwerdestelle in Brüssel wenden. Da es sich dabei nicht um einen Einzelfall handelt, erhofft er sich von anderen Busunternehmerkollegen, denen Ähnliches wiederfahren ist, Unterstützung und bittet um Kontaktaufnahme, um dieses Anliegen gebündelt in die EU-Politik zu transportieren. „Es kann nicht sein, dass wir ständig mit solchen Dingen konfrontiert werden, die unser Reisegeschäft kaputt machen“, erklärt er aufgebracht. An der Sinnhaftigkeit des EU-Fahrtenblatts zweifelt der Busunternehmer sowieso. „Welchen Hintergrund soll dieses Fahrtenblatt noch haben? hinterfragt Hauck. „Zurzeit ist es lediglich dafür da, um Zeche zu machen“, stellt er fest.

VPR stellt Weichen für neue Verbandsspitze

Nächstes Jahr stehen beim Paketerverband VPR turnusmäßig Neuwahlen an. Unter anderem wird das Amt eines neuen Präsidenten zur Wahl stehen. Nach Bus Blickpunkt-Recherchen wird Tina Behringer, die seit 2016 als VPR-Präsidentin im Amt ist, nicht erneut für dieses Amt kandidieren. Seinen Hut in den Ring geworfen haben soll Adriano Matera, Prokurist beim Gießener Paketer Service-Reisen, der von 2014 bis 2016 VPR-Vizepräsident war. Die geplante Kandidatur für dieses Amt stritt Matera auf Anfrage des Bus Blickpunkt nicht ab.