Aber es gab auch einiges Positives zu berichten. Doch der Reihe nach. Gleich zu Beginn des Jahres ging mit der Insolvenz des Karlsruher Paketreiseveranstalters H&H Touristik ein Ruck durch die Branche. Damit hatte keiner gerechnet. Die Versuche, das Unternehmen zu retten, scheiterten. Der Geschäftsbetrieb musste eingestellt werden, nachdem die Gespräche mit rund 20 potentiellen Investoren ergebnislos blieben. Als Grund dafür gab der Insolvenzverwalter vor allem die seit 2018 gültige Datenschutzgrundverordnung an. Denn bei einer Übernahme hätten die vorhandenen Kundendaten ohne ausdrückliche Zustimmung der Kunden nicht übernommen werden dürfen. Aufgrund dessen haben mehrere Interessenten ihre Angebote zurückgezogen.

Eine regelrechte Schockwelle jagte die Pleite des britischen Reisekonzerns Thomas Cook durch die Tourismusindustrie. Das 1841 gegründete Unternehmen war der älteste Reisekonzern der Welt. Es beschäftigte rund 21.000 Mitarbeiter in 16 Ländern, betrieb Hotels, Ferienresorts, Airlines und veranstaltete Kreuzfahrten. Doch einmal in die finanzielle Schieflage geraten, hat sich das Unternehmen, das in Milliardenhöhe verschuldet war, nicht mehr erholt.

„Urlaubssteuer“ ist passé

Eine positive Wendung nahm die leidige Debatte um die gewerbesteuerliche Hinzurechnung von Hotelleistungen. Das Bundesfinanzministerium (BMF) hat am 19. Dezember die Entscheidung des Bundesfinanzhofs (BFH) zur gewerbesteuerlichen Hinzurechnung des Hoteleinkaufs, der sogenannten „Urlaubssteuer“, vom 25. Juli 2019 im Fall Frosch-Sportreisen auf seiner Homepage veröffentlicht. Dieser Schritt bringt Rechtssicherheit und Entlastung für Reiseveranstalter und das Urteil wird somit über den entschiedenen Einzelfall (Frosch-Sportreisen) hinaus allgemeingültig. D.h. Hoteleinkäufe von Reiseveranstaltern unterliegen nicht der gewerbesteuerlichen Hinzurechnung. Wer in der Vergangenheit eine Zahlung entrichten musste – da gibt es einige Unternehmen, die dafür Federn lassen mussten – kann 2020 zu viel gezahlte Gewerbesteuern zuzüglich Zinsen zurückerstatten lassen.

Was war sonst noch los? Der Wolfenbütteler Busreiseveranstalter „Der Schmidt“ hat unter dem Namen „momento – Reisen für mich“ ein Tochterunternehmen gegründet, das ab 2020 deutschlandweit im Flug-Vollcharter-Geschäft an den Start geht. Das Unternehmen führt bereits seit Jahren Vollcharterflüge ab den Flughäfen Braunschweig-Wolfsburg und Paderborn/Lippstadt durch. Dieses Jahr kommen Lübeck, Kassel, Dortmund, Köln, Saarbrücken, Nürnberg, Memmingen und Friedrichshafen als Abflugsorte hinzu. „momento“ wird an jedem Flughafen mit einem Partnerunternehmen zusammenarbeiten, das für Vertrieb, Marketing und regionale Durchführung verantwortlich ist.

Existenzbedrohend und wachstumshemmend

Zu einer existenzbedrohlichen Problematik sowie einem Wachstumshemmer hat sich der akute Fahrermangel in der Busbranche entwickelt. Das haben viele private wie kommunale Verkehrsbetriebe sowie auch Busreiseveranstalter dieses Jahr massiv zu spüren bekommen. Zeitweise konnten in unterschiedlichen Landesteilen keine Buslinien bedient werden, da es an Fahrern mangelte. Schlechtes Image, niedrige Löhne, zu hohe Führerschenkosten und unverhältnismäßige gesetzliche Rahmenbedingungen gehören u.a. zu den Hauptursachen, die dringend angegangen werden müssen.

Was bewegte die Branche sonst noch? Das Europäische Parlament hat im April 2019 die Clean Vehicles Directive (CVD) verabschiedet. Diese Richtlinie sieht bei der Vergabe öffentlicher Verkehrsleistungen sowohl für Linienkonzessionäre als auch Subunternehmer Beschaffungsquoten für emissionsfreie Fahrzeuge vor. Demnach müssen ab 2025 bei allen neu abgeschlossenen öffentlichen Aufträgen mindestens 45 Prozent der Busse alternative Antriebe besitzen. Ab 2030 gilt eine Quote von 65 Prozent. Außerdem stand 2019, wie bereits in den vergangenen Jahren, der Kampf des Mittelstands gegen die Verstaatlichung des ÖPNV im Fokus. Weitere wichtige Themen waren die die Mehrwertsteuerreduzierung für Reisebus- und Fernbusverkehr (S. 7), Margenbesteuerung, das Mobility Package, kostenloser ÖPNV sowie das 365-Euro-Ticket. Des Weiteren ging das ÖPNV-Transparenzregister im November in einer Beta-Version online. Die GTW übernahm die Mehrheit von TP Tour Project (51 %), Cavalluna Park in München schloss Ende September endgültig seine Tore und Klimaaktivistin Greta Thunberg bestimmte weltweit die Klimadebatte. Die Klima-Bewegung spielt der Busbranche in die Hände. Jetzt heißt es die vielen Chancen, die sich daraus ergeben, ergreifen und mit dem klimafreundlichsten Reisemittel punkten. Auf diesem Weg wird sich auch der gordische Knoten der Politik und ihrer Fehlentscheidungen im Hinblick auf den Bussektor eher früher als später lösen.