Am 18. Januar lief auf RTL die Reihe „Undercover Boss“.  Der Boss eines Unternehmens verkleidet sich als Praktikant und jobbt undercover  in seiner eigenen Firma. André Schwämmlein, Geschäftsführer von Mein Fernbus/Flixbus, legte sich eine zweite Identität mit Brille plus Schnurrbart zu und ging als Praktikant mit seinen Angestellten auf Tour. Wer will, kann auf der Bus-Blickpunkt-Hompage www.busnetz.de einige Ausschnitte davon sehen.

Wenn die Weste aber nun zu eng ist, was dann…

Mein Fernbus/Flixbus hatte seine Buspartner, bevor die Kamerateams anrückten, mit folgender Legende instruiert: Der Beruf des Busfahrers würde in der Öffentlichkeit nach dem Hype der  Fernbusse neu wahrgenommen. RTL wolle eine Reportage über Busfahrer drehen. Das funktionierte. Und selbst wenn mancher der Akteure den Braten gerochen haben sollte,  „Undercover Boss“ läuft schon einige Jahre,  tut das dem Ergebnis keinen Abbruch. Ich finde,  André Schwämmlein hat das sehr gut gemacht und  viel Sympathie für den Fernbus rübergebracht. Das Highlight für mich: Da trat ein Busfahrer in Aktion, Mitte 50, Typ Genießer. In die giftgrünen Fahrerwesten von Mein Fernbus/Flixbus passte er nicht rein. Was macht der Mann? Er nahm zwei dieser Westen und  ließ sich vom Schneider eine Weste in seiner Größe herstellen. Die Rechnung, etwa 25 Euro, schickte er an seinen Chef  André Schwämmlein. Das alles geschah weit vor der Sendung, wird aber im Film erzählt. Stimmt´s, liebe Busunternehmer, von dieser Sorte Fahrer hätten auch Sie gern zehn im Unternehmen. Der Busfahrer kam von Hunau Reisen aus Bödefeld. Abwerben verboten!


Ja, da war schon einiges an Motivation der Mitarbeiter von Mein Fernbus/Flixbus zu erleben. Die da oben scheinen nicht ganz dumm zu sein, hieß es im Film, gemeint waren die Chefs in der Zentrale in Berlin. Aber die da oben kriegen auch manchmal ganz schön Druck von ihren wichtigsten Partnern, den Busunternehmern. So zum Beispiel bei der Jahresversammlung von Mein Fernbus/Flixbus. Die letzte fand am 4. und 5. November im Saal Döblin in der 3. Etage des Park Inn Hotels in Berlin mit über 200 Teilnehmern statt. Eine wichtige Frage dabei immer: Wie entwickelt sich der Gewinn für die Busunternehmer? Klar ist, dass MFB/FB etwas tun muss, um die Busunternehmer bei Laune zu halten. Die ist dann gut, wenn die Marge steigt. Das ist gar nicht so einfach. Die Preiskalkulation folgt eigenen Gesetzen. Das beginnt damit, dass die meisten Reisen zum niedrigen Sonderpreis im Netz gebucht werden, selten zum höheren Preis am Bus direkt. Doch die Fernbusverkehre sind ja Linienverkehre mit Ein- und Ausstiegen unterwegs. Und diese Ein- und Aussteiger bringen Geld in die Kasse. Da kann es schon vorkommen, dass auf einer Fernlinie mit 48 Plätzen im Bus am Ende über 70 Personen unterwegs waren. Die Zusteiger bezahlen häufig direkt am Bus und dann eben den vollen Preis. Im Klartext: Die Durchbucher vom Start bis zum Ziel einer Linie mit Sonderpreis spielen, relativ betrachtet, weniger ein als die Ein- und Aussteiger unterwegs. 
Stichwort Kilometerpreis: Branchengerüchte, wonach der Kilometerpreis MFB/FB 1,10 Euro betrage, wollten beteiligte Busunternehmen mir gegenüber so nicht bestätigen. Die Preise seien Verhandlungssache und würden individuell angepasst, je nach Kilometerleistung und Zahl der beförderten Personen. Bei einem Kilometerpreis von 1,10 Euro könnte sich jeder ausrechen, dass man zwar mit 800 km am Tag davon leben kann, mit 250 km aber nicht. Hier greift dann offenbar die Mindestpreisabsicherung von MFB/FB.

Der Name Mein Fernbus soll verschwinden, Flixbus bleiben

Sie sorgt dafür, dass bei den Buspartnern was übrig bleibt. Und es bleibt was übrig.  Doch nicht nur bei der Marge drückt die Unternehmer der Schuh. Auch das ärgert so manchen Buspartner. Im Winter werde häufig mit Überkapazitäten gefahren, die Busse seien halbleer, heißt es. Der Ruf nach Straffung der Fahrpläne wird  laut. Auf den Partnertreffen, die immer zum Jahresende stattfinden, stellt sich die Spitze des grünen Fernbusriesen den Buspartnern. Selbst wenn einer mal die Brocken hinschmeißt, insgesamt gesehen dominieren die harmonischen Töne im Orchester Mein Fernbus/Flixbus, weil Dinge auch erklärt werden („Yield Management“). Dass die Busse künftig Grün bleiben, der Name Mein Fernbus verschwindet und nur noch Flixbus draufsteht, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Die Busunternehmer haben in diesen Tagen damit begonnen, die neuen Flixbus-Aufkleber anzubringen. Mit der Namensänderung gehen auch Veränderungen im Management einher - siehe dazu Seite 17 im aktuellen Bus Blickpunkt.