Dabei startete 2020 für die Busbranche vielversprechend. Das Busreisegeschäft brummte, die Auftragsbücher waren voll. Für viele Unternehmen versprach 2020 sogar eines der besten Geschäftsjahre in der Unternehmensgeschichte zu werden. Niemand hätte zu Beginn des Jahres nur ansatzweise erahnen können, vor welche Herausforderung er bereits Mitte März gestellt werden würde.

Am 11. März erklärte die WHO den Covid-19-Ausbruch offiziell zu einer Pandemie. Das Auswärtige Amt sprach am 17. März eine Reisewarnung für alle Länder der Welt aus, die für sämtliche nicht notwendigen, touristischen Reisen ins Ausland galt. Damit waren auch Busreisen offiziell verboten. In kürzester Zeit wurde die Branche von 100 auf null heruntergefahren: null Aufträge, null Einnahmen, aber die Kosten liefen weiter. Unterbunden wurde auch der Schulbusverkehr. Der ÖPNV wurde im Zuge der Einschränkungen des öffentlichen Lebens stark reduziert. Mit diesem 1. Lockdown im Frühjahr (März & April) begann der Existenzkampf in der Busbranche, der sie noch bis ins nächste Jahr hinein begleiten wird.

Lockdown, Stornowelle und Hilfspakete

Am 25. März beschloss der Deutsche Bundestag ein Rettungspaket zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise – das größte Hilfspaket in der Geschichte der Bundesrepublik. Doch diese Hilfsmaßnahmen ließen den Mittelstand außen vor. Denn die Unternehmen, die zwischen elf und 249 Beschäftigte haben, wurden im Hilfsprogramm nicht mit bedacht: Stichwort nichtrückzahlbare Zuschüsse. Folglich mussten diese Unternehmen Kredite aufnehmen und sich erneut verschulden, nachdem sie in den vergangenen Jahren – stark forciert von der Politik – in umweltfreundliche Antriebstechnologien investierten und dafür bei den Banken bereits hohe Summen aufnehmen mussten.

In der Lockdown-Phase standen in der Reisebusbranche alle Räder still. Eine Stornowelle erfasste die Branche. Die Unternehmen mussten ihre Reisebusse abmelden. Angemeldet wurden einzelne Fahrzeuge lediglich für die bundesweiten Protestaktionen. Am 29. April fand in Dresden die erste Demo von Busreiseveranstaltern im Schulterschluss mit Reisebüros statt. Dies war gewissermaßen der Türöffner für weitere ähnliche bundesweite Aktionen der Branche, um sich eindrucksvoll und medienwirksam Gehör zu verschaffen.

Am 14. Mai folgte eine weitere Busdemo, organisiert von der sogenannten „Honk for hope“-Initiative, in Berlin. Die Busbranche war bis dahin relativ zerrissen. Erst beim bundesweiten Aktionstag #busretten am 27. Mai in der Hauptstadt rückte sie zusammen und trat geschlossen gegen die Ungleichbehandlung der Busbranche gegenüber Lufthansa, Tui, Deutsche Bahn & Co. auf, die von der Bundesregierung mit milliardenschweren Hilfsprogrammen gesponsert werden. Rund 800 Reisebusse rollten an diesem für das Busgewerbe historischen Tag durch sieben deutsche Städte. Die Forderungen lauteten: schnelle Überbrückungshilfen in Form von Zuschüssen, bundesweit einheitlichen Regelungen für Busreisen sowie eine dauerhafte Reduzierung der Umsatzsteuer für Busreisen im Rahmen des Konjunkturpakets, das im Juni auf der politischen Agenda stand. Dieses von der Reisebusbranche hoffnungsvoll erwartete milliardenschwere Konjunkturpaket war nicht der große Wurf für die Branche. Im Gegenteil, es war eine herbe Enttäuschung. Erwartet worden waren zumindest Soforthilfen für das fast drei Monate währende Komplettverbot aller Reisebusfahrten im Frühjahr. Beschlossen wurden Überbrückungshilfen, die zum einen zu kurz und zum anderen zu niedrig angesetzt wurden.

So kam es, dass die Busbranche am 17. Juni ein weiteres Mal im Rahmen eines zweiten bundesweiten Aktionstages in Berlin demonstrierte. Rund 1.000 Busse waren diesmal laut hupend auf den Straßen der Hauptstadt unterwegs. Mit Erfolg: Die Bundesregierung erteilte die Freigabe für ein Rettungspaket für die Bustouristik in Höhe von 170 Millionen Euro, um die Vorhaltekosten der Busunternehmen zu vergüten (siehe dazu auch das Interview auf S. 7).

Inzwischen waren in den einzelnen Bundesländern zwar Neustarts erfolgt – allerdings mit drastischen Auflagen, die die Durchführung von Busreisen unmöglich machten. Die Busbranche erarbeitete detaillierte Hygiene-Konzepte für einen schnellen Neustart des Busreiseverkehrs. Doch der Restart erwies sich angesichts des bundesweiten Flickenteppichs an unterschiedlichen Regelungen als sehr holprig. Umsatzausfälle aufgrund der Auflagen blieben weiterhin immens. Immerhin fuhren vereinzelt wieder Reisebusse durch die Republik. Der Deutschlandtourismus nahm Fahrt auf, sollte aber nicht von langer Dauer sein. Erst kam das Beherbergungsverbot im Oktober. Dann brach das für die Reisebusunternehmen enorm wichtige Weihnachts- und Silvestergeschäft angesichts der steigenden Corona-Neuinfektionen weg. Im November dann der Lockdown „light“, der ein erneutes Busreiseverbot mit sich brachte. Für die Monate November und Dezember wurden für Reisebusunternehmen Zuschüsse von bis zu 75 Prozent des Vorjahresvergleichsumsatzes als Hilfen in Aussicht gestellt. Mischbetriebe ohne Zugang zu November- und Dezemberhilfen sollen Unterstützung durch Überbrückungshilfe III erhalten, die bis Juni 2021 verlängert wurde.

Gelder müssen fließen

Viele Busunternehmen sind trotz der existenzbedrohenden Lage der Branche optimistisch, die Krise mithilfe der Kurzarbeit, KfW-Kredit sowie Bundes- und Landeshilfen zu meistern. Dazu müssen aber die vom Bund in Aussicht gestellten Gelder endlich ausgezahlt werden. Die Busunternehmen erwarten, dass die Politik der Branche Perspektiven aufzeigt, schließlich lebt die Bus- und Gruppentouristik von der Vorlaufzeit. Viele glauben, dass sich vor Ostern 2021 kein Rad drehen wird. Die Reisebusbranche hofft auf das Ostergeschäft, aber spekuliert, dass die Saison erst im Juni beginnen wird. Schlussendlich sind sich aber alle einig: Das Bus- und Gruppengeschäft steht und fällt mit der Impfung.