Das Vertrauen in einen verlässlichen Busverkehr dürfte nicht nur auf dem Land zunehmend erodieren. Die Gründe sind zum einen, wie aktuell in Wiesbaden, Millionen-Einsparungen wegen steigender Kosten und straffer Finanzplanung und folglich ein drastisch gekürztes Angebot an Busfahrten, wie das Verkehrsunternehmen der hessischen Landehauptstadt Eswe informierte. Die Kürzungen seien andererseits auch hier dem anhaltenden Mangel an Fahrpersonal geschuldet.


Nachdem die Branche den vor allem aus demografischen Gründen drohenden Fahrermangel jahrelang kommen sah und auch thematisierte, aber dennoch wie das Kaninchen vor der Schlage ohne größere Initiativen verharrte, sind jetzt nicht nur Verbände und Institutionen, sondern auch die Unternehmer selbst mit verschiedenen Aktivitäten vielerorts konkret ins Handeln gekommen. So fand beispielsweise kürzlich im Münsterland eine „Aktionswoche Busfahrer:innen“ statt, bei der Interessenten für den Beruf unter dem Motto „Kommen-Kennenlernen-Ausprobieren“, nicht nur Fahrzeuge auf den Betriebshöfen der teilnehmenden Busunternehmen bestaunen konnten, sondern gleich zu einer entsprechend begleiteten Testfahrt eingeladen waren. Ebenso hat eine Kooperation privater und kommunaler Unternehmen bereits mehrfach mit einem „Berufswerbetag“ eine ähnliche Initiative im Thüringer Wartburgkreis gestartet und schlauerweise gleich die Agentur für Arbeit zur Beratung über Fördermöglichkeiten bezüglich des Busführerscheins mit an Bord geholt. Auch auf anderer Ebene sind die Verantwortlichen mittlerweile längst vom Reden ins Handeln gekommen. In Baden-Württemberg wurde jüngst ein breites Bündnis aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften und Verbänden geschlossen, dass sich die Bekämpfung des Fachkräftemangels mit einem Bündel an Maßnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen und höheren Sichtbarkeit des Berufsbildes auf die Fahne geschrieben hat.  Der Wettbewerb „Lieblingsbusfahrer:in gesucht“, bei dem Menschen, die regelmäßig mit dem Bus fahren, aufgerufen sind, ihre positiven Eindrücke oder Erlebnisse zu „erzählen“, erreichte in 2023 immerhin über 2.000 Einsendungen und ging im März 2024 in die zweite Runde. Die Initiatoren sind der Fahrgastverband pro Bahn, die Branchenverbände BDO und VDV sowie die DB Regio, die so gemeinsam für eine größtmögliche Außenwahrnehmung und Wertschätzung von Busfahrer:innen eintreten.


Beihilfebeschwerde bei der EU-Kommission


Apropos DB Regio: Zu einer außergewöhnlichen Maßnahme hat sich am 02. April die Geschäftsführung des Busunternehmens Frölich-Linie aus Hessisch-Lichtenau im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis mit der Einreichung einer Beihilfebeschwerde bei der EU-Kommission entschlossen.  Der Hintergrund: Im Frühjahr 2023 verlor das Unternehmen nach Jahrzehnten drei Buslinien in der Region um seine Standorte in Nordhessen an die Bahntochtergesellschaft DB Regio Mitte. Das Busunternehmen Frölich ist nicht das erste und einzige private Unternehmen, das bei einer europaweiten Ausschreibung einer DB Regio Tochter unterliegt. Aber wohl das Erste und bis jetzt Einzige, das sich mit einer Beihilfebeschwerde wegen des Vorwurfs der Wettbewerbsverzerrung durch die Deutsche Bahn an die EU-Kommission wendet und damit der Branche gegebenenfalls einen großen Dienst erweisen könnte. Sollte dieser Initiative von Frölich-Linie tatsächlich Erfolg beschieden sein, könnte das den Regionalverkehr in Deutschland drastisch verändern, wie auch die FAS (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) in einem ausführlichen Beitrag am 07. April darlegte.