Vor Kurzem flatterte eine E-Mail mit dem Betreff „bus dich weg! das erste Franchise-System für Busunternehmer“ in mein Postfach. Zunächst konnte ich mir darunter nichts Konkretes vorstellen. Doch dann telefonierte ich mit Markus Schuch, dem Geschäftsführer des österreichischen Busunternehmens Schuch GmbH und dem Gründer von „bus dich weg!“ und erfuhr Genaueres über diese neue Kooperation mit dem sehr gewöhnungsbedürftigen Namen.
„bus dich weg!“ ist ein Zusammenschluss von selbstständigen Bus- und Reiseveranstaltern, „die ihr Kerngeschäft – die Organisation und Durchführung von Busreisen – optimieren möchten, um durch und mit dem Franchise-Netzwerk erfolgreicher arbeiten zu können“, erklärte Markus Schuch mir gegenüber. Ermöglicht werden soll diese Art der Zusammenarbeit durch ein gemeinsames Marketing mit einer gemeinsamen Marke, bei einheitlichen Mindestqualitätsstandards und gemeinsamen Einkauf. Die Unternehmer bleiben auch als Franchise-Partner rechtlich selbstständig und sind im eigenen Namen und auf eigene Rechnung tätig. Durch das System könnten sie sich aber all der Vorteile bedienen, die eigentlich sonst großen Unternehmen vorbehalten seien. Nur in der Gruppe könne man Innovationen voranbringen und Wettbewerbsvorteile schaffen. Das sei mittlerweile auch in der Busbranche angekommen. „Der Leidensdruck ist inzwischen sehr hoch und man merkt, es schwimmen einem die Fälle davon“, beschreibt Schuch die Situation in der Bustouristik.
Das System gibt es seit September 2016. Momentan besteht der Zusammenschluss aus drei Partnern. Geplant sind laut Markus Schuch für Österreich zwischen 20 und 25 Unternehmen, für Deutschland zwischen 40 und 50 Unternehmen und für die Schweiz zwischen 15 und 20 Partnerunternehmen.
PBefG sorgt für heftige Diskussionen
Ein kleiner Schneeball wird zur Lawine – so in etwa fühlt sich für mich die Hysterie um das Personenbeförderungsgesetz (PBefG) an. Ich kam nicht umhin, mich zu fragen, warum jetzt? Das PBefG ist doch erst 2013 novelliert worden. Die Inhalte sind doch längst jedem bekannt. Also warum fordern neben der Gewerkschaft Verdi der VDV und andere Vertreter der kommunalen Verkehrsbranche die erneute Änderung des Gesetzes? Und warum ist der Vorrang eigenwirtschaftlicher Verkehre jetzt plötzlich ein No-Go? Scheinbar haben alle geglaubt, es geht weiter wie bisher und die kommunalen Unternehmen entziehen sich weiterhin dem Wettbewerb über Direktvergaben.
Anfang November hatten sich laut Verdi ÖPNV-Betriebsräte in Baden-Württemberg in einem offenen Brief an Bundestagsabgeordnete gewandt. In diesem Brief forderten sie eine Änderung des PBefG. Andrea Krammer, Mitarbeiterin bei Verdi Baden-Württemberg, antwortete auf meine Anfrage, warum denn das Thema jetzt erst eine große Brisanz erhalten hat, dass die Problematik mit den eigenwirtschaftlichen Anträgen damals, zum Zeitpunkt der Novellierung, in dieser Form gar nicht bewusst gewesen sei. Erst jetzt, wo die Liniengenehmigungen auslaufen und die privaten Busunternehmen ihre eigenwirtschaftlichen Anträge stellen, wie es unter anderem in Pforzheim, Esslingen, Hildesheim der Fall war, „wird das Problem erkannt“, erklärte sie mir gegenüber. Krammer betonte außerdem: „Wir werden nicht locker lassen. Wir wollen, dass das PBefG novelliert wird. Wir sind der Meinung, dass eigenwirtschaftliche Verkehre ohne Fördermittel auf Dauer nicht finanzierbar sind.“
Rainer Hüttebräucker, Geschäftsführer von Verkehrsbetrieb Hüttebräucker, sagte zu dem Thema: „Das ist ein unschöner Vorgang. Um es mal ganz deutlich zu sagen, die Herren, die darüber reden, die wissen offensichtlich überhaupt nicht, an welchem Rad sie da drehen. Wenn der Vorrang der Eigenwirtschaftlichkeit gestrichen wird, dann verändert man das PBefG weg von einer Gewerbeordnung hin zu einem Artikelgesetz.“ Es sei im Grunde genommen so, dass es bei alldem nicht um eigenwirtschaftliche Anträge gehe, sondern um den Schutz kommunaler Unternehmen. „Genehmigungswettbewerb wird abgeschafft und durch wettbewerbsfreie Inhouse-Geschäfte ersetzt“, mahnte er an. Ich denke, ein bisschen mehr Wettbewerb würde zu einem besseren ÖPNV führen. Warum akzeptiert man den Wettbewerb im Schienenbereich? Warum in mannigfaltigen Wirtschaftssektoren? Auch in ehemaligen Staatsmonopolen wie der Telekom? Etwas mehr Privatwirtschaft würde zu einer schnelleren Umsetzung der Innovationen führen, als wenn man das den städtischen oder staatlichen Unternehmen alleine überlasse. Dann würde ich mir lieber etwas mehr Wettbewerb von ÖPNV-Ideen in Ausschreibungen wünschen, anstatt vorgefertigte Fahrpläne abzuarbeiten.