Nachdem Firmengründer Peter Deilmann im Jahr 2003 im Alter von 68 Jahren verstarb, mussten seine Töchter, die Zwillinge Gisa und Hedda Deilmann von heute auf morgen das Geschäft übernehmen. Wirtschaftlich ging es bedauerlicherweise schnell bergab, in 2010 musste die Reederei Insolvenz anmelden. Fortan gaben sich Investoren und wechselnde Geschäftsführer die Klinke in die Hand, dennoch war die Talfahrt nicht aufzuhalten. Zunächst wurde der Großsegler „Lili Marleen“ verkauft, dann die Flussschiff-Flotte. Mit dem Verkauf der ‚Deutschland‘ in 2015 war das Ende der einst so glamourösen Reederei besiegelt.


Kürzlich ließ nun eine Meldung darüber, dass die Marke Deilmann mit einem exklusiven Flusskreuzfahrten-Konzept wieder im Markt aktiv werden wolle, aufhorchen. Die ENS AG European Nautical Services aus Zürich habe die Marke Deilmann aus der Insolvenzmasse gekauft und erweitere nun ihre bisher eher technischen Geschäftsbereiche in Zusammenarbeit mit dem Partner Uniworld Boutique River Cruises, um Luxuskreuzfahrten auf europäischen Flüssen in Deilmann-Qualität bis hin zu Butler-Service für ältere Klientel mit höchsten Ansprüchen. Und siehe da, auf der neuen Deilmann-Website findet sich ein Grußwort der Zwillinge Gisa und Hedda Deilmann an die lieben Freunde der Traditionsmarke Deilmann und alle, die es noch werden wollen.
Ebenso von sich Reden in Sachen Nachhaltigkeit und klimafreundlichem Reisen machte kürzlich der Reiseanbieter Schuhmann Reisen aus Triptis in Thüringen. Ja, genau der. Nach etlichen Jahren ist Thomas Schuhmann wieder persönlich sehr sichtbar am Start mit der Marke Schuhmann Reisen, die seit Ende 2010 eine Marke der A-Z Touristik GmbH ist und heute Gruppenreisen in alle Welt anbietet. Schuhmann Reisen wolle künftig keine Reisen mehr in die Arktis und Antarktis anbieten, teilte die Presseagentur des Unternehmens mit. „Das lässt sich mit unserem Engagement für einen umweltverträglichen und klimaschonenden Tourismus nicht mehr vereinbaren“, wird Thomas Schuhmann in dieser Presseinformation zitiert. Unternehmerisches Handeln sei für Schuhmann Reisen nicht ausschließlich auf die Umsetzung wirtschaftlicher Ziele beschränkt, sondern auch eine Verpflichtung gegenüber der Umwelt und den Menschen, in den bereisten Ländern, heißt es darin weiter. Ein hehres Ziel, das sich die A-Z Touristik GmbH und Thomas Schuhmann damit auf die Fahnen geschrieben haben. Klingt fast zu gut, um wahr zu sein, könnte der ein oder andere vielleicht mutmaßen, der sich an die Vergangenheit von Thomas Schuhmann in der Branche erinnert.


Die Erfolgsgeschichte begann 1990 mit der Gründung des Reiseunternehmens Schuhmann Reisen, das sich damals in den Jahren nach der Wende schnell zu einem der größten Reiseanbieter in den neuen Bundesändern entwickelt hatte. Im Jahr 2000 erzielte Schuhmann Reisen mit 160 Mitarbeitern einen Umsatz von damals ca. 47 Millionen DM (etwa 24 Millionen Euro). Vielleicht war das Unternehmen zu schnell gewachsen, vielleicht war aber auch das Rad, das Thomas Schuhmann damals drehte, einfach doch eine Nummer zu groß. So sponserte Thomas Schuhmann, der jahrelang auch RDA-Vorstand war, unter anderem die aus Thüringen stammende, zweifache Olympiasiegerin im Rennrodeln, Silke Otto, die später mit zur Investorengruppe gehörte, die Schuhmann Ende 2010 rettete. Zu diesem Zeitpunkt endete die Geschichte von Schuhmann Reisen äußerst spektakulär. Einem Insolvenzantrag folge eine Anklage der Staatsanwaltschaft Gera wegen Betrugsverdachts in zunächst 50 Fällen. Für Thomas Schuhmann, der alles versucht hatte, um sein Unternehmen zu retten, folgte eine schwierige Zeit. Sicher hat er hier und da in der Branche so etwas wie verbrannte Erde hinterlassen. Das ist lange her und es spricht für ihn, dass er diese Krise überwunden hat.