Das Fernbusunternehmen Flixbus startete 2013 mit der Liberalisierung des Fernbusmarktes in Deutschland. Viele Busunternehmen fuhren fortan für Flixbus. Sie erhofften sich durch das neue Geschäftsfeld ein solides Standbeinbein mit regelmäßigen Einnahmen. Dafür legten sich die Busunternehmer quer, investierten, kauften neue Busse, stellten Fahrer ein, waren für Flixbus Tag und Nacht erreichbar. Flixbus wuchs und wuchs. Doch für viele der sogenannten „Partner auf Augenhöhe, wie die Buspartner auf flixbus.de heißen, wurde in den letzten beiden Jahren auf dieser Augenhöhe die Luft zum Atmen knapper. Immer mehr renommierte deutsche Busunternehmer stiegen aus dem Fernbusgeschäft aus – zum Teil mit hohen Verlusten.
Einer der Busunternehmer, der kürzlich seine Flixbus-Mitgliedschaft aufgekündigt hat, ist Wilhelm Schmidt, Geschäftsführer „Der Schmidt“. Er ist Fernbusanbieter der ersten Stunde. Bis Ende 2017 war er zufrieden mit der Entwicklung auf dem Markt. „Das Blatt wendete sich 2018“, resümiert Wilhelm Schmidt. Flixbus änderte seine Strategie und versuchte, einheitliche Verträge bei allen Unternehmen durchzusetzen. „Wir sind bis 31. Oktober zu einem für uns auskömmlichen Vertrag gefahren, der neue Vertrag war aber für mein Unternehmen nicht mehr wirtschaftlich“, sagt er. Um Verluste abzuwenden, hat er die Reißleine gezogen. Die Kalkulation sei früher auf 250.000 bis 300.000 Kilometer je Bus pro Jahr ausgelegt gewesen. Diese Zahl erreichen die Busse heute aber bei weitem nicht mehr, erläutert Wilhelm Schmidt: „Wie soll das auch möglich sein, wenn immer mehr Partner, Linien und Busse dazukommen? Flixbus hat in diesem Jahr massiv aufgestockt. Der Kuchen wird dadurch immer kleiner und die Kilometerleistung verteilt sich auf immer mehr Busse. Hinzu kommt ja, dass die Fahrpläne im Winter massiv ausgedünnt werden, somit kommt der Bus nicht mehr auf die hohe Kilometerleistung auf die die Rückkaufswerte ausgelegt sind.“ Diese aber werden beim Kauf der Fernbusse vereinbart. D.h. zu niedrige Kilometerleistungen werden nicht vergütet. Den Ausfall trägt allein der Busunternehmer. Auch das Thema Abschreibungen spielt in der Kalkulation eine große Rolle. Diese sind bei Fernbussen doppelt so hoch wie bei einem normalen Reisebus, weil man die Fernbusse nicht lange nutzt und nach drei Jahren wieder verkauft. Viele Unternehmer rechnen aber nicht mit den Abschreibungen. Sie kalkulieren lediglich mit laufenden Kosten. Das böse Erwachen kommt später... Funktioniert das System Flixbus gerade deshalb so gut?
Busunternehmer zeigt die Polizei an
Anfang Oktober wollte der Busreiseveranstalter Höffmann Reisen in Vechta mit 600 Schülern in Gelsenkirchen nach Rom aufbrechen. Die Polizei machte dem Busunternehmen vor der Abfahrt einen Strich durch die Rechnung: Bei einer Kontrolle stellten die Beamten angeblich „gravierende Verstöße“ fest. Laut Polizei hatten 16 von 17 Busfahrern vor dem Start der Schülerreise keine Nachweise über Lenk- und Ruhezeiten vorlegen können. Auch habe es kleinere Mängel an Bussen gegeben. Hans Höffmann, Geschäftsführer des Vechtaer Reiseunternehmens, wehrt sich vehement gegen diese Vorwürfe. Bei Facebook veröffentlichte Höffmann ein Statement, in dem er das Vorgehen der Polizisten kritisiert. Zunächst einmal seien nur vier der Fahrer wegen unzureichender Dokumentation der Lenk- und Ruhezeiten aufgefallen, nicht 16. Dass die Kontrollen überhaupt so ausgeufert seien, liege an der Polizei selbst: „Wir hatten den Eindruck, dass die Kontrolle künstlich weit hinausgezögert wurde. Der fade Beigeschmack dieser Polizeikontrolle in Gelsenkirchen besteht u. a. auch darin, dass einige dieser Polizeibeamten des Polizeipräsidiums Gelsenkirchen im Nebenjob als „Straßencops bei RTL II“ tätig sind und Stoff für ihre Berichterstattung brauchen“, schreibt Hans Höffmann. Die Pressemitteilung der Polizei, in der von „erschreckenden Ergebnissen“ dieser Buskontrolle die Rede war, sei „sensationsgierig“ gewesen und habe viel Vertrauen zerstört. Deshalb hat Hans Höffmann bei der Polizei Vechta „Strafanzeige wegen Verleumdung, übler Nachrede, Unterstellungen sowie sämtlicher infrage kommender Straftatbestände erstattet.“
Trendtours an Finanzinvestor verkauft
Trendtours-Gründer und Geschäftsführer Werner Scheidel hat sein Unternehmen an die Private-Equity-Gesellschaft Bregal verkauft. Wie es aus einer Mitteilung des Münchner Finanzinvestors hervorgeht, habe Scheidel diese Entscheidung im Zuge der Nachfolgeregelung getroffen. Die Transaktion sei bereits von den zuständigen Behörden genehmigt. Trendtours ist seit 14 Jahren am Markt aktiv und beschäftigt nach eigenen Angaben rund 160 Mitarbeiter. Der Direktreiseveranstalter ist auf dem Bus- und Gruppenmarkt ein gefürchteter Billiganbieter, der seit Jahren, vor allem im Norden der Republik, den Busunternehmern das Leben schwer macht. Im Süden grast Leitner Reisen mit einem ähnlichen, aggressiv betriebenen Preiskampf den Markt ab. Auch Leitner befindet sich in der Hand einer Investmentgesellschaft.