Doch der „Wumms“, den sich die Reisebusbranche von diesem Paket erhofft hatte, blieb leider aus. Überbrückungshilfen, geknüpft an bestimmte Bedingungen werden für besonders von Corona betroffene Branchen in Aussicht gestellt. Doch wann, wie, wie viel und ob – bleibt wie immer Auslegungssache.

Wumms hat es eigentlich gemacht, als im März der Corona-bedingte Lockdown kam. Und Wumms hat es gemacht, als den Busunternehmen mit Verbot von Busreisen (17. März) durch die Bundesregierung die Geschäftsgrundlage entzogen wurde. Seither wird die mittelständisch geprägte Branche, die einen signifikanten Beitrag leistet, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken, durch die Ignoranz oder vielleicht auch Unkenntnis der Politik ausgeblutet. Die Unternehmen der privaten Busbranche gehören zu der Spitzengruppe, die im europaweiten Vergleich, wenn es um Steuern und Abgaben geht, die Hälfte der Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung sowie rund die Hälfte der Krankenversicherung zahlen. Zudem sind viele Mittelständler Personengesellschaften und zahlen hohe Einkommensteuern. Warum gibt es aber dann bis heute immer noch keine passgenaue finanzielle Unterstützung für die von der Krise am schwersten betroffene Reisebusbranche? Die Verbände der Busbranche haben in den vergangenen Monaten unermüdlich am Tor der Politik gerüttelt. Die Busunternehmer waren diesbezüglich aktiver, denn je zuvor. Es wurden Briefe geschrieben, mit Landespolitikern gesprochen und diskutiert, viel Aufklärungsarbeit betrieben und mit bundesweiten Aktionen für Aufmerksamkeit gesorgt. Das Interesse der Medien ist für die prekäre Lage der Busunternehmen enorm gestiegen, das Medienecho ist beeindruckend. Allerding bisweilen ohne Eindruck auf Scholz, Altmaier & Co. Es scheint der notwendige Knalleffekt zu fehlen. Ob diesen Herrschaften klar ist, welche Konsequenzen durch das Verschwinden heimischer Busunternehmen drohen, wenn nicht sehr bald Soforthilfen mit Wumms gewährleistet werden? Dann ist es aus mit klimafreundlichen Reiseverkehrsmitteln, Verkehrswende, Mobilität und sozialer Teilhabe von Senioren, Schülerverkehr, ÖPNV, Mobilität im ländlichen Raum, Schiffs- und Flugzubringer, Schienenersatzverkehr, VIP-Beförderung, Incoming-Tourismus und und und… Kann das alles die Bahn leisten, die im Konjunkturpaket mit mehreren Milliarden Euro bedacht wurde? Ganz sicher nicht!

Honk for Hope vs. BDO

Die Enttäuschung und Verzweiflung in der Reisebusbranche über das fehlende Verständnis für ihre Existenznot und den täglichen Überlebenskampf sowie die fehlende Wertschätzung ihrer Arbeit ist immens. Die Stimmung ist zum Teil explosiv – das kann man vor allem auch aus den Sozialen Medien entnehmen. In ein aggressives und provokatives Horn blasen vor allem die Initiatoren der „Honk for Hope“-Initiative Joachim Jumpertz, Geschäftsführer der Mietomnibusse GmbH, sowie Alexander Ehrlich, Geschäftsführer des Busvermittlers City Tours. Deren Zorn richtet sich vor allem gegen den BDO. Jumpertz und Ehrlich scheinen im BDO den Sündenbock gefunden zu haben, der für alles, was für die Branche schief läuft in der Corona-Krise, verantwortlich gemacht wird. Vorwurf: Untätigkeit. Auf Facebook wird Verbandsbashing betrieben. „Wenn man leise ist und sich nicht meldet, dann kommt auch nichts“, erklärte Jumpertz auf Anfrage des Bus Blickpunkt. Diesen Vorwurf müsse man sich als Verband gefallen lassen, ist er der Meinung. Denn es gehe hier knallhart um Existenzen. „Es wurde geschimpft und gepoltert, damit sich endlich etwas bewegt“, gesteht Jumpertz. Seiner Ansicht nach sei in der Branche erst dann etwas in Gang gesetzt worden, nachdem „Honk for Hope“ Druck ausgeübt habe. Worum geht es hier eigentlich? Um Eitelkeiten und Machtkämpfe? Gerade jetzt, wo Zusammenhalt und Einigkeit in der Branche mehr denn je gefragt ist, sollte man auf solche Nebenkriegsschauplätze verzichten, die vorhandene Energie bündeln und in sinnvolle Arbeit stecken. Das ist jetzt der denkbar schlechteste Zeitpunkt für Hahnenkämpfe.

Eine Verhöhnung der Reisebusbranche

Eine Meldung, die am 05. Juni bei uns in der Bus Blikpunkt-Redaktion einging, sorgte für Gelächter und Fassungslosigkeit gleichermaßen. Die Reisebusbranche muss sich mit dem Flickenteppich, der bei der Aufhebung von Busreiseverboten in den 16 Bundesländern entstanden ist, herumschlagen. Man zerbricht sich den Kopf darüber, warum der Reisebus gegenüber anderen Reiseverkehrsmitteln wie Flugzeug, Bahn oder sogar Fernbus benachteiligt sowie mit lächerlichen Auflagen belegt wird, die einem Busreiseverbot gleichkommen. Die Forderungen nach einer bundesweit einheitlichen Lösung trifft bis dato auf taube Ohren (Stand 08. Juni). Auf Landesebene kümmert man sich lieber darum, Bordelle unter Auflagen wieder zu öffnen. Eroscenter geht eben vor. Die besagte Meldung kam aus Rheinland-Pfalz. In der Corona-Bekämpfungsverordnung heißt es, das Abstandsgebot sei in Dienstleistungs- und Handwerksbetrieben – darunter explizit auch Prostitutionsstätten und ähnliche Einrichtungen – einzuhalten, „sofern die Art der Dienstleistung dies zulässt“. Kann das Abstandsgebot nicht eingehalten werden, gilt eine Maskenpflicht, sofern die Art der Dienstleistung dies zulasse. Na dann darf man aber gespannt sein, wie das Abstandsgebot und Maskenpflicht in Prostitutionsstätten umzusetzen ist. Es ist purer Hohn, dass Busunternehmen mit rigiden Auflagen belegt werden, wie z. B. 1,5 Meter Abstand und Maskenpflicht im Reisebus, während andere nach Lust und Laune ihrer Tätigkeit nachgehen dürfen.

Nach Redaktionsschluss erreichte uns die Meldung, dass Bordelle nun doch nicht öffnen dürfen. Es gab wohl überregional sehr viel Gegenwind.