Berichtet wird häufig über private Busunternehmen, die Insolvenz anmelden, ihren Betrieb aufgeben müssen, keinen Nachwuchs finden etc. Die Liste ist unendlich lang. Aber ist die Situation im privaten Omnibusgewerbe wirklich so prekär? Und welche Rolle spielt das Thema Unternehmensnachfolge in diesem Geflecht von Problemen? Schlechte Nachricht: Die Zahl der Busunternehmen in Deutschland ist in den letzten Jahren gesunken, und zwar von rund 6.000 um das Jahr 2000 auf 3.900 in 2016. Über 3.600 davon waren in 2016 im Gelegenheitsverkehr tätig und im Linienverkehr gab es 1.800 private Unternehmen. Über 50 Busunternehmen waren bis 2016 auch im Fernlinienverkehr tätig. Dies teilte mir der BDO auf meine Anfrage hin mit. Aktuellere Zahlen gibt es derzeit noch nicht, weil die Zahlen des Statistischen Bundesamtes laut BDO erst etwa zwei Jahre rückwirkend vorliegen. Aber die Zahlen dürften deutlich gesunken sein. Gute Nachricht: Der Fahrzeugbestand ist weitgehend konstant geblieben, was der BDO mit Verschiebungen innerhalb des Marktes erklärt. Zum Beispiel bezifferte sich der Fahrzeugbestand von Omnibussen im Jahr 1991 auf rund 80.200 bei rund 5.700 Busunternehmen. 2016 sah es dann so aus: Rund 79.000 Omnibusse bei etwa 3.900 Busunternehmen. Laut BDO gibt es keine belegbaren Informationen für diese Entwicklung, deshalb könne die abnehmende Zahl der privaten Unternehmen nicht an einem einzigen Problem ausgemacht werden, da es eine ganze Reihe von „gewaltigen Herausforderungen gibt, vor denen der Mittelstand steht.“


Auch Volker Tuchan, Geschäftsführer des Landesverbands Hessischer Omnibusunternehmer (LHO) sieht die Problematik der Unternehmensnachfolge nicht als Hauptursache für die sinkende Anzahl der Busunternehmen. Im ÖPNV verunsichern die Ausschreibungen sowie die damit verbundenen Vertragslaufzeiten viele private Betriebe. Die fehlende Verlässlichkeit sei ein Problem im ÖPNV und bei kleinen und mittelständischen Unternehmen nicht selten Grund für existenzielle Schwierigkeiten. Der Linienverkehr war ja schon immer die Cashcow der Privaten, sobald dieser Geschäftszweig wegbricht, gerät das ganze Konstrukt ins Wanken (Anm. Red.). Tuchan nennt die derzeitige Entwicklung in der Busbranche als „eine politisch gewollte Änderung des Systems.“ Man stelle fest, dass die Tendenz in Richtung große Unternehmen oder aber ganz kleine geht. Die Mitte bröckelt. Und diese Entwicklung sei in vielen Bereichen der Wirtschaft zu beobachten, nicht nur im Busbereich. Tuchan veranschaulicht: „Wenn die Unternehmen größer werden, dann sind sie in der Regel nicht mehr auf eine einzige Leistung angewiesen, sondern haben zwei, drei oder im besten Fall sogar vier Geschäftsbereiche. Wir haben Mitgliedsunternehmen, die so groß sind, dass sie einen Leistungs-Ausfall verkraften können, ohne dass sie gleich ihren gesamten Betrieb infrage stellen müssen.“


Dass sich derzeit ein grundlegender Wandel in der Struktur der Busunternehmen vollzieht, bestätigt mir auch Johannes Krems, Geschäftsführer des Verbands Nordrhein-Westfälischer Omnibusunternehmen (NWO). Es sei auffällig, dass sich die Unternehmen zunehmend durch Größe oder Nische/Spezialisierung am Markt behaupten, erklärt mir Krems am Telefon. Viele kleine Unternehmen würden sich auf das Mietomnibusgeschäft konzentrieren. Für klassische Mischbetriebe werde es immer schwieriger am Markt erfolgreich zu partizipieren. Die Bürokratie und Überregulierung im Reise- und Gelegenheitsverkehr mache vielen Unternehmen das Leben schwer. Insbesondere die ältere Generation sei überfordert und verliere im Bürokratie-Dschungel den Überblick. „Die ganzen Vorschriften und Auflagen machten vielen Unternehmern die Entscheidung eher leicht, zu sagen, diesen Stress muss ich nicht mehr haben.“ Volker Tuchan ist überzeugt: „Man muss sich darauf einstellen, dass es eine Konzentration im Markt gibt.“ Der Markt an sich sei ja da, werde aber von größeren Unternehmen bedient. Man müsse in dieser Gesamtentwicklung seine Rolle als Akteur finden. Der eine oder andere müsste vielleicht seine Unternehmensstruktur hinterfragen. Johannes Krems empfiehlt als Lösung für viele Busunternehmen, sich auf das Kerngeschäft – das Wesentliche – zu konzentrieren. Man dürfe sich nicht verzetteln, wie es früher möglich war. Der BDO ist überzeugt, dass die Vorzeichen ganz klar auf einen merklichen Ausbau des Busverkehrs in Deutschland hindeuten.

Amazon will Paketabholung im Bus


Der amerikanische Onlineversandhändler Amazon will das Abholen von Paketen in Nahverkehrsbussen ermöglichen. Dafür hat das Unternehmen ein Patent in den USA angemeldet. So soll’s funktionieren: In oder an den Bussen sollen Schränke bzw. Container mit Schließfächern installiert werden. Die Paket-Empfänger erhalten via Smartphone eine Benachrichtigung, wenn der Bus am nächsten an ihrem Standort ist. Mit einem Berechtigungscode sollen sie dann die Schließfächer öffnen und die Bestellung abholen können.